Tragikomödie - "Ein Mann namens Otto"
Wie macht man aus einem hoffnungslosen Miesepeter einen liebenswerten Mitbürger? Das ist die Grundidee von Fredrik Backmans Roman "Ein Mann namens Ove". 2015 wurde der Roman bereits in Schweden verfilmt, nun kommt eine gelungene US-amerikanische Neufassung in die Kinos – mit Tom Hanks in der Titelrolle.

Otto Anderson (Tom Hanks) ist alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse. Ein mürrischer Witwer, der alleine in einer Vorort-Siedlung von Pittsburgh lebt und mit seiner pedantischen Art und seiner Rechthaberei den Mitmenschen das Leben schwer macht. Ottos größtes Problem ist es, dass er überall nur von Idioten umgeben ist. So jedenfalls sieht er es - und mit dieser Meinung hält er auch nicht hinterm Berg. Seit dem Tod seiner Frau hat er sich mit seinen Nachbarn verstritten, mit seinen Kollegen und auch mit den wenigen Freunden, die ihm noch geblieben sind. Nun wartet er nur noch auf die Gelegenheit, seinem Leben ein Ende zu bereiten.
Hartnäckige Nachbarn
Bei seinem Job hat er sich bereits verabschiedet, der Telefonanschluss ist gekündigt und das Gas abgestellt. Doch ausgerechnet an dem Tag, an dem Otto sein Vorhaben endlich in die Tat umsetzen will (und sich dazu auch schon im Baumarkt einen Strick gekauft hat), zieht eine vierköpfige Familie in das Haus gegenüber sein. Und die neuen Nachbarn sind extrem hartnäckig. Marisol (Mariana Treviño) und ihr Mann Tommy (Manuel Garcia-Rulfo) sind Zeitgenossen der Kategorie Klebstoff. Zuerst brauchen sie nur ein bisschen Hilfe beim Einparken, dann eine Leiter - und auf einmal sitzt Miesepeter Otto auf einem wackligen Kinderbett und soll ihren beiden Töchtern eine Geschichte vorlesen, damit die gestressten Eltern mal ins Kino gehen können.

Wundersame Wandlung
Regisseur Marc Forster hat sich bei seiner Adaption der schwedischen Romanvorlage ein paar Freiheiten genommen. Aus Ove wurde Otto, aus der skandinavischen Provinz das amerikanische Pittsburgh – und die neuen Nachbarn kommen nun nicht mehr aus dem Iran, sondern aus Mexiko. Die Grundidee aber ist dieselbe geblieben: Die wundersame Wandlung eines Menschen vom hoffnungslosen Miesepeter zum liebenswerten Mitbürger - nur durch die Kraft der Freundlichkeit und ein bisschen Nachhilfe durch die Nachbarn …
Remake eines Arthouse-Klassikers
Wenn US-Produzenten europäische Kino-Klassiker neu verfilmen, ist das nicht immer eine gute Nachricht. So wurde aus Wim Wenders poetischem Filmmärchen "Himmel über Berlin" einst die kitschige "City of Angels", und aus dem fröhlich-bunten "Käfig voller Narren" ein reichlich alberner Vogelkäfig. Geben wir‘s ruhig zu: Allein die Vorstellung, unsere geliebten Arthouse-Filme seien nicht gut genug für den US-amerikanischen Markt, ist irgendwie ärgerlich.

Großartiger Kotzbrocken
Bei Marc Forster aber ist das Remake tatsächlich mal besser als das Original. Das liegt nicht nur am aufgepeppten Drehbuch und den gelungenen Bildern von Chefkameramann Matthias Koenigswieser. Es liegt vor allem an seinen beiden Hauptdarsteller:innen: Mariana Treviño als quirlige mexikanische Supermum ist einfach großartig und Tom Hanks beweist, dass er nicht nur warmherzige Sympathieträger spielen kann, sondern auch mal einen richtigen Kotzbrocken. Wenn die beiden sich am Ende zusammenraufen, bei einer unfreiwilligen Fahrstunde in Ottos geliebtem Auto, wird auch noch dem letzten Wutbürger warm ums Herz.
Carsten Beyer, rbbKultur