Sciene Fiction-Satire - "The Ordinaries"
Wer Lust hat, sich im Kino überraschen zu lassen, ist bei "The Ordinaries" bestens aufgehoben: Ein Film voller Überraschungen, der uns herausfordert und in eine Welt entführt, in der wir uns als Kinobesucher:innen doch eigentlich gut zurechtfinden - kennen wir doch alle den Unterschied zwischen Haupt- und Nebenfigur. Was es aber bedeutet, Tochter einer Nebenfigur zu sein, das weiß die Hauptfigur des Films, die 16-jährige Paula besser, als es ihr lieb ist ...
Nebenfiguren sind – wie Paulas Mutter – eher langweilig und zählen wenig in einer Welt, die von strengen filmischen Kategorien bestimmt wird. Wie viele träumt auch Paula davon, eines Tages aufzusteigen, ihr enges Zuhause mit der farblosen Mutter hinter sich zu lassen und in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Den hat sie nie kennengelernt, er soll aber, wie ihre Mutter nicht müde wird zu betonen, eine "sehr besondere Hauptfigur" gewesen sein.

Der abwesende Vater - eine "besondere Hauptfigur"
Dieser abwesende Vater, der einen Heldentod gestorben sein soll, begleitet Paula auf all ihren Wegen. Auf der Suche nach Bildern von ihm, nach seinen Erinnerungen, hofft sie auf Halt, auf eine andere Identität. Doch gerät sie immer wieder an ihre Grenzen, spürt, dass etwas mit ihr nicht stimmt, ohne zu begreifen, was es ist.
In der Unterwelt bei den "Outtakes"
Diese Selbstzweifel aber verringern ihre Ausdruckskraft und gefährden ihre schulische Abschlussprüfung, die sie zur Hauptfigur machen soll. So sucht sie in der Unterwelt nach Inspiration, dort, wo die "Outtakes" leben, jene Randfiguren, die den Schnitten zum Opfer fallen, die noch nicht einmal ausreden dürfen.
Die Begegnung Paulas mit einem Outtake ist nur ein Beispiel dafür, wie fantasievoll Sophie Linnenbaum ihre Geschichte in Filmsprache überträgt.
Mutiges Kino
Stilsicher mixt sie auch die verschiedenen Genres: Coming of Age-, Musical, Familien- und Liebesgeschichte, und auch die Zutaten für ein Klassenkampfdrama wären gegeben, doch Sophie Linnenbaum will sich in ihrer Abschlussarbeit für die Filmuniversität Potsdam nicht festlegen. Sie will vor allem spielen. Und dabei soll alles stimmen: Vom Look über die Besetzung bis zur Musik in der mal trist-grauen, mal quietschbonbonfarbenen Welt. Und so taumeln wir als Zuschauer:innen durch ein überbordendes Szenario, in dem man sich nicht immer gleich zurechtfindet.
Dennoch: "The Ordinaries" ist alles andere als gewöhnlich. Der Film ist mutiges Kino.
Christine Deggau, rbbKultur