Thriller - "Die Kairo Verschwörung"
Ein junger Student an der ältesten Hochschule der Welt, eine politische Intrige und viele religiöse Heuchler: Tarik Salehs "Kairo Verschwörung" hat alle Zutaten zu einem guten Thriller. In der Hauptrolle überzeugt der palästinensische Jungstar Tawfeek Barhom als naiver Emporkömmling, der sich entscheiden muss zwischen Macht und Moral.
Al-Azhar - das heißt "die Strahlende" oder "die Blühende". An dieser Moschee im Zentrum von Kairo wurde vor über 1.000 Jahren die erste Universität der Welt gegründet. Bis heute gilt die Al-Azhar als Kaderschmiede der islamischen Theologie und als Epizentrum der Macht in einer Region, in der die korrekte Auslegung des Koran große politische Bedeutung hat.
Überall lauern Gefahren
Hierhin, an die Al-Azhar, hat der schwedisch-ägyptische Regisseur Tarik Saleh die Handlung seines neuen Films verlegt. Adam (Tawfeek Barhom), Sohn eines armen Fischers aus der Provinz, ist nur dank eines Stipendiums an die Al-Azhar gekommen und möchte diese Chance unbedingt nutzen. Doch sich in den riesigen Hallen der Moschee zurechtzufinden ist gar nicht so einfach: Überall lauern Gefahren und Intrigen – sowohl der Geheimdienst als auch die Muslimbrüder haben ihre Fallstricke ausgelegt, um den naiven Neuankömmling auf ihre Seite zu ziehen.

Religiöse Eiferer gegen karrieregeile Heuchler
Als der Groß-Imam der Al-Azhar stirbt, bricht an der Universität ein Machtkampf aus: Islamisten kämpfen gegen Gemäßigte, Religiöse Eiferer gegen karrieregeile Heuchler – und Adam ist mittendrin. Der junge Fischerssohn, den keiner kennt, ist der ideale Spitzel für den Geheimdienst. Sein Führungsoffizier, gespielt von Fares Fares mit skrupelloser Kälte, soll dafür sorgen, dass der richtige Mann an die Spitze der Al-Azhar kommt.
Vernichtender Kommentar über die Verhältnisse am Nil
Auch wenn der Name des ägyptischen Machthabers Al-Sisi nicht ein einziges Mal fällt, ist Tarik Salehs Film ein vernichtender Kommentar über die Verhältnisse am Nil. In einem Land, in dem das Militär über alle Aspekte des öffentlichen Lebens wacht, wird auch die Religion schnell zum Spielbrett der Mächtigen – und ihre Repräsentanten: ob alt, ob jung, ob mächtig oder unbedeutend – sind nichts als Schachfiguren.

"Der Name der Rose" am Nil
"Die Kairo Verschwörung" ist ein gut gemachter Thriller in einem ungewöhnlichen Ambiente – eine Art "Der Name der Rose" im Zentrum der islamischen Theologie. Tolle Bilder, ein stringentes Drehbuch und ein überzeugender Hauptdarsteller machen diesen Film zu einem Erlebnis – spannend, voll unerwarteter Wendungen und mit einem bemerkenswerten Ende.
Carsten Beyer, rbbKultur