Romantische Komödie - "Die Unschärferelation der Liebe"
Alexander ist Anfang 70 und hat mit der Liebe längst abgeschlossen. Doch dann stürmt Greta in sein Leben und zwingt den alten Eigenbrötler zum Umdenken. Was in der Kurzzusammenfassung banal klingt, wird in Lars Kraumes Film "Die Unschärferelation der Liebe" zum Ereignis. Dafür sorgen vor allem die beiden Hauptdarsteller Caroline Peters und Burghart Klaußner, die einmal mehr alle Register ihres Könnens ziehen.
Alles beginnt mit einem flüchtigen Kuss. Den drückt Greta (Caroline Peters) Alexander (Burghart Klaußner) an einer Bushaltestelle in den Nacken. Angeblich, weil sie ihn mit ihrem verstorbenen Ehemann verwechselt hat - doch das ist nur eine von vielen Geschichten, die Greta Alexander noch erzählen wird, um in seiner Nähe zu bleiben, um diesen Mann, der sie aus erfindlichen Gründen fasziniert, näher kennenzulernen.

Ein Kuss an der Bushaltestelle
"Die Unschärferelation der Liebe" ist die Adaption des Theaterstücks "Heisenberg" des britischen Dramatikers Simon Stephens. Aufhänger von Theaterstück und Film ist die "Heisenbergsche Unschärferelation", eine Theorie, die der spätere Nobelpreisträger 1927 formulierte und die besagt, dass sich zwei komplementäre physikalische Größen nicht gleichzeitig mit beliebiger Genauigkeit bestimmen lassen.
Menschen, die sich umkreisen
Ähnlich wie die Heisenbergschen Teilchen umkreisen sich auch Alexander und Greta. Sie taucht immer wieder in seiner kleinen Metzgerei auf. Er stellt ihr vor der Schule nach, in der sie als Sekretärin arbeitet. Doch bewegen sich die beiden wirklich in dieselbe Richtung? Und: Bewegen sie sich in derselben Geschwindigkeit? Bis diese Fragen geklärt sind, müssen erst noch verschiedene Missverständnisse ausgeräumt werden – und eine stattliche Summe Bargeld ihren Besitzer wechseln.
Händchenhalten an der Siegessäule
Die behutsame Lovestory zweier Best Ager hat Lars Kraume mit viel Musik garniert – und mit schönen Bildern aus Berlin: Die Metzgerei in Prenzlauer Berg, das Händchenhalten an der Siegessäule und die gemeinsame Eisenbahnfahrt durch den Britzer Garten – da merkt man, dass sich der Regisseur ganz gut auskennt in der Stadt. Insofern ist "Die Unschärferelation der Liebe" ein romantischer Film, ja, aber es ist in gewisser Weise auch ein Berlin-Film.

Der Knoten löst sich
Den Text hat Kraume dagegen im Vergleich zum Theaterstück kaum verändert. Dadurch wirken die Dialoge manchmal etwas hölzern, doch das wird aufgefangen durch das dynamische Spiel der beiden Hauptdarsteller. Caroline Peters und Burghart Klaußner wissen, dass sie diesen Film tragen und ziehen alle Register. Und wenn sich der Knoten in Alexanders Knopf nach und nach auflöst – und er die verrückte Nudel, die ihm anfangs eigentlich nur auf die Nerven geht, immer mehr in sein Herz reinlässt, dann geht auch dem letzten Zuschauer das Herz auf!
Wer über 50 ist und sich in diesem Sommer gerne nochmal verlieben möchte, der oder die sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.
Carsten Beyer, rbbKultur