Oppenheimer © Universal Pictures
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Historisches Drama - "Oppenheimer"

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Der amerikanisch-britische Filmregisseur Christopher Nolan hat eine "Batman"-Trilogie gedreht und zuletzt "Dunkirk" – den Kriegsfilm aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit seinem aktuellen Film "Oppenheimer" schildert er nun die Entwicklung der Atombombe und erzählt von den Verfolgungen, denen die Wissenschaftler und Intellektuellen während der McCarthy-Ära ausgesetzt waren.

Geht das überhaupt? Einen Film über die Entwicklung der Atombombe zu drehen, ohne ein Bild von Hiroshima oder Nagasaki zu zeigen? Christopher Nolan erzählt die Geschichte von der Erfindung der Atombombe aus der subjektiven Perspektive des Physikers Robert Oppenheimer.

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Am Anfang gelingt ihm das auch. Oppenheimer, in New York geborener Sohn deutsch-jüdischer Einwanderer, studiert Physik erst in Harvard, dann in Göttingen. Hier lernt er die Physiker kennen, die er später für das geheime Manhattan-Projekt engagiert, also für die Entwicklung der Atombombe. 1943 beginnen in Los Alamos die Forschungen mit der Angst im Nacken, Nazi-Deutschland würde bereits an seiner solchen Bombe arbeiten.

Robert Oppenheimer - ein zerrissener Wissenschaftler

Mit seinen wasserhellen Augen, den hohen Wangenknochen, dem nach innen gekehrten Gesichtsausdruck, spielt Cillian Murphy einen Asketen, dessen Leben vor allem im Geist stattfindet. Oppenheimer ernährt sich von Zigaretten und Martini, ist von glasklarem Verstand, taumelt aber durch sein Liebesleben. Das ganze Gegenteil zu dem zerrissenen Wissenschaftler stellt der militärische Leiter des Manhattan Projekts dar. Matt Damon als Leslie Groves tritt als ein Mann auf, der geradlinig an Befehl und Gehorsam glaubt und Zweifel gerne ausschließt.

Verschränkte Ebenen

Christopher Nolan verschränkt die Ebenen. Er dreht die subjektive Sicht von Oppenheimer in Farbe und im monumentalen IMAX-Format. Da tritt der Physiker in der Wüste von New Mexico zu einem stillen Dialog vor sein Werk, die wuchtige Testbombe. Da sieht man riesengroß, wie ein Finger auf den roten Knopf drückt. Da wölbt sich der Atompilz in den Himmel auf und zerfällt in viele kleine Rauchwolken. Da spart der 100 Millionen Dollar-Film an keinem Überwältigungseffekt und versucht, in eine Welt zurückzukehren, die bis dahin noch keinen nuklearen Fallout gesehen hat:

"Sie werden sie erst fürchten, wenn sie sie verstehen. Und sie werden sie erst verstehen, wenn sie sie einsetzen."

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Hiroshima und Nagasaki nur als Rand-Ereignisse

Und sie wird eingesetzt. Als im Film das Militär nach dem Test die Bomben abtransportiert, als 1945 Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen werden, sieht man bei Nolan eine Vision von Robert Oppenheimer – er tritt auf den schwarz verkohlten Körper eines Menschen. Aber der Film geht schnell über den Horror hinweg.

Als Oppenheimer von dem Bau der größeren Bombe, der Wasserstoffbombe abrät, wird seine politische Integrität in Frage gestellt. Die spannenden Anhörungen vor der Atomenergie-Kommission sind in harten, kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern gedreht. Etwas nervig unterlegt Christopher Nolan diese Dialoge mit treibender Musik von Oscar-Preisträger Ludwig Göransson. Oppenheimers Weggefährten knicken ein. Danach ist der Wissenschaftler isoliert.

Mit dem Atombomben-Test hätte sich die Menschheit selbst vernichten können. Im Kino ist alles noch einmal gutgegangen. Aber kann man die Geschichte heute wirklich noch so erzählen, als seien Hiroshima und Nagasaki Ereignisse am Rande? Nein. Eigentlich nicht.

Simone Reber, rbbKultur

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