Historisches Drama - "Jeanne du Barry - Die Favoritin des Königs"
Eine bürgerliche Kurtisane wird zur Favoritin des Königs und setzt sich selbstbewusst über alle Intrigen hinweg: Die Geschichte der Jeanne du Barry ist wie geschaffen für die Leinwand. Die französische Regisseurin Maïwenn hat aus diesem Stoff einen üppigen Kostümfilm in Starbesetzung gemacht – und wirft dabei einen Blick hinter die Kulissen von Versailles.
Jeanne Vaubernier (Maïwenn) ist eine Ausnahme-Erscheinung am Hof von Versailles. Als uneheliches Kind einer Köchin und eines Mönchs geboren, hat sie in ihrer Jugend als Dienstmädchen und Gesellschafterin gearbeitet und sich dann im wahrsten Sinne des Wortes hochgeschlafen. Unter ihren Kunden sind auch der Graf du Barry (Melvil Poupaud), der ihr einen Adelstitel verschafft, und der Herzog Richelieu (Pierre Richard), ein enger Vertrauter des Königs Ludwig XV (Johnny Depp).
Skandal am Hof
Um ihren Einfluss am Hof zu stärken, kommen die beiden auf die Idee, die junge Kurtisane dem König vorzustellen. Tatsächlich verliebt sich der alternde Monarch auf den ersten Blick in die selbstbewusste Frau - ein ungeheurer Skandal am nicht gerade skandalarmen Hof von Versailles.
Bevor Jeanne jedoch ihren Platz an der Seite des Königs einnehmen kann, muss sie allerlei Intrigen überstehen und sich an die Rituale des Hofes gewöhnen: Das geht von der peinlich genauen Untersuchung durch den Leibarzt, ob sie denn überhaupt des "königlichen Bettes würdig" sei, bis hin zu der Frage, wie man sich von einem König verabschiedet. Man darf ihm nämlich auf gar keinen Fall den Rücken zuwenden, sondern muss sich stattdessen in kleinen Trippelschritten rückwärts aus dem Raum bewegen.

Authentisches Versailles
Über 20 Millionen Euro hatte Regisseurin und Hauptdarstellerin Maïwenn für ihren Film zur Verfügung – und sie hat dieses Geld klug eingesetzt. Gerade die Massenszenen, bei großen Festen oder bei der Jagd, sind beeindruckend in Szene gesetzt: Die Bilder hierfür wurden nicht - wie mittlerweile oft der Fall - am Computer zusammengesetzt, sondern alle Beteiligten - von den Bühnenbildner:innen über die Kostümbildnerinnen bis hin zu Chef-Kameramann Laurent Daillan - haben sich größte Mühe gegeben, ein authentisches Versailles ins Leben zu rufen.
Klatsch aus der Yellow Press
Dazu tragen auch die vielen kleinen Intrigen am Rande bei, die Maïwenn mit großem Genuss in Szene setzt: Die Töchter des Königs lesen dem Herrn Papa die Leviten? Die Gattin des Thronfolgers will der Gespielin ihres Schwiegervaters nicht die Hand geben? All das fühlt sich an wie Klatsch aus der Yellow Press von heute – und ist gerade deshalb so amüsant.

Abstriche bei den Hauptdarstellern
Kleinere Abstriche muss man dagegen bei den Hauptdarstellern machen: Johnny Depp – in den USA in Ungnade gefallen – wirkt hier bei seinem Comeback- Versuch ein wenig täppisch. Den alternden Lüstling nimmt man ihm zwar ab, doch die französischen Dialoge kommen ihm nur schwer von den Lippen. Auch Maïwenn hat sich mit ihrer Doppelrolle als Regisseurin und Hauptdarstellerin ein bisschen übernommen. Bei manchen Szenen hätte man ihr etwas mehr Zurückhaltung gewünscht.
Blick hinter die Kulissen einer vergangenen Zeit
So werden die Nebendarsteller in diesem Film zu den eigentlichen Stars - allen voran Benjamin Lavernhe als Kammerdiener und persönlicher Vertrauter des Königs und Pierre Richard als Duc de Richelieu. Wie sie im Hintergrund die Strippen ziehen – mal ganz diskret, mal mit intriganter List - ist wirklich ein Vergnügen und ein wunderbarer Blick hinter die Kulissen einer vergangenen Zeit.
Carsten Beyer, rbbKultur