Sophia, der Tod & ich © DCM
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Komödie - "Sophia, der Tod & ich"

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Vor sechs Jahren hat der Schauspieler Charly Hübner sein Regiedebüt "Wildes Herz" vorgelegt, eine Dokumentation über die Band Feine Sahne Fischfilet. Jetzt kommt sein erster Spielfilm in unsere Kinos: "Sophia, der Tod & ich" ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romandebüts von Thees Uhlmann, Sänger der Band Tomte. Der Film ist prominent besetzt, unter anderem mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe und Marc Hosemann - und Charly Hübner tritt in einer kleinen Nebenrolle als Provinzbarkeeper auf.

Reiner ist gerade von seiner Schicht als Altenbetreuer nach Hause gekommen, da klingelt es und ein bleicher Geselle steht vor seiner Tür: "Ich bin Ihr Tod", stellt er sich knapp vor, und fügt hinzu: "Sie müssen jetzt mitkommen."

Mit charmanter Schluffigkeit gegen den Tod

Als Reiner verströmt Dimitrij Schaad eine ähnlich charmant schläfrige Schluffigkeit, wie schon als Alter Ego des Autors Marc-Uwe Kling in der Verfilmung der "Känguruchroniken". Nur, dass dieses Mal kein Känguru vor der Tür steht, um Eier, Milch und Mehl zu schnorren, sondern ein Mann in dunklem Anzug und steifer Haltung, der sein Ende ankündigt.

Auch hier reagiert er ziemlich unaufgeregt auf das absurd Unwahrscheinliche, lässt den Tod notgedrungen in seine Wohnung, aber ein paar Nachfragen müssen schon erlaubt sein - zum Beispiel, woran er denn sterben solle: "Unentdeckter Herzfehler, Ader platzt, fertig."

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Prickelndes Bier und bitterer Kaffee

Just als der Tod zur Tat schreiten will, klingelt es wieder, dieses Mal steht Reiners reichlich entnervte Ex Sophia (Anna Maria Mühe) vor der Tür: Ob er etwa den Geburtstag seiner Mutter vergessen habe?

So kommt es, dass die drei zusammen verreisen: Reiner, der dem Tod gerade von der Schippe gesprungen ist. Sophia, die versucht, sich ihren Reim auf den Fremden zu machen, den Reiner als alten Freund vorstellt, von dem sie aber noch nie gehört hat. Und der Tod, der wegen Nichterfüllung seines Auftrages Ärger hat und nun nicht mehr körperlos durch Wände gehen kann, dafür aber den Zauber sinnlicher Erfahrungen entdeckt: beim Trinken von Bier im Zug die prickelnde Sensation eines frisch geöffneten Bieres bestaunt oder den bitteren Kaffee am Hotelfrühstückstisch überrascht aus dem Mund pladdern lässt.

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Situationskomik und Abenteuerdynamik

Viel Situationskomik bezieht der Film aus der Begegnung eines jungen Mannes mit seinem personifizierten Tod und der Erklärungsnot, in die er dadurch Freundin und Mutter gegenüber gerät. Mit dem liebenswürdig-naiven Todesboten Morten de Sarg könnte man sich ja ganz gut arrangieren. Doch dann schickt die Erzengelin ihm den deutlich skrupelloseren Auftragskiller Morck Mortus (Carlo Ljubek) hinterher, der den vermasselten Job zu Ende bringen soll. So entsteht zwischen Flucht und Verfolgung viel Dynamik, auf dem Roadtrip von Berlin nach Bayern, passend befeuert von der betont lebenslustigen Overture von Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt".

Der Tod als Teil des Lebens

Wie die Romanvorlage argumentiert auch Charly Hübners Film, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, mit dem man sich zeitig und unaufgeregt, eher nachdenklich als panisch auseinandersetzen sollte. Schwierig wird es nur, wenn man der eigenen Mutter sagen muss, dass man demnächst sterben wird. Vor allem aber führt die Begegnung mit dem Tod dazu, dass Reiner aus seiner Lebenslethargie gerissen wird: "Jetzt ist ja endlich wieder ein bisschen Action bei mir!", stellt er fest. "Das wird ein Vergnügen!". Und mit einem kleinen Schubs von Sophia geht er ein paar lang verschobene Dinge an: Weißwein trinken, in die Kneipe gehen, den entfremdeten kleinen Sohn noch mal sehen.

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Märchenhaft, komisch, nachdenklich

Charly Hübner und seine Drehbuchautorinnen übernehmen den lockeren Lebensweisheiten-Plauderton aus der Romanvorlage, schenken ihrer mal märchenhaften, mal komischen, mal rasanten Adaption aber auch ein paar sehr filmische Schauplätze und Visionen - beispielsweise, wenn am Anfang des Films ein weiblicher Erzengel die Auftragsbücher für die ausschwärmenden Schnitter auf einem Dach unter dem Himmel von Berlin auf dem Tresen einer gleißend weiß erleuchteten Imbissbude auslegt.

Anke Sterneborg, rbbKultur

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