Ein ganzes Leben © TOBIS Film
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Drama - "Ein ganzes Leben"

Bewertung:

Als "Jahrhundertroman", als "kleines literarisches Wunder" wurde "Ein ganzes Leben", der fünfte Roman von Robert Seethaler, bei seiner Erstveröffentlichung 2014 beschrieben. Verfilmt wurde der eigentlich als unverfilmbar geltende Roman jetzt von Hans Steinbichler. Es ist nach "Die zweite Frau" - für den es 2008 den Grimme-Preis gab - die zweite Verfilmung eines Seethaler-Romans des Regisseurs.

Eine Kutsche ist unterwegs durch die österreichische Landschaft. Der einzige Passagier ist ein kleiner Junge, von dem wir nur seinen Hinterkopf sehen. Dann ist das Ziel erreicht: ein großes Gehöft im Tal zwischen den hohen Bergen.

Die Geschichte eines Außenseiters

Hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt die Geschichte des Andreas Egger: ein zartes Kerlchen, das darauf vertraut, dass ihm schon nichts geschehen wird. Doch das uneheliche Kind wird bei seinen Verwandten nicht mit am Tisch sitzen dürfen, wird über Jahre geschlagen und ausgebeutet und immer ein Außenseiter bleiben. Erst als kräftiger junger Mann wird sich der Neffe seinem verbitterten, gewalttätigen Onkel – gespielt von dem undurchsichtigen Andreas Lust – entgegenstellen. Da hat der ihm schon unzählige Narben zugefügt und das Bein gebrochen.

Eggers Seele aber ist rein geblieben. Und sein Überlebenswille groß.

In den 1920er Jahren hält die moderne Technik Einzug auch in dieses verlassene Tal: Zum ersten Mal gibt es elektrisches Licht, die erste Seilbahn wird gebaut und wird Arbeitsplätze schaffen - allerdings werden viele der Arbeiter ihr Leben im Berg verlieren.

Auch davon erzählt "Ein ganzes Leben". Der Fokus aber liegt auf Andreas Egger – diesem eigenbrötlerischen Mann, der das Tal Zeit seines Lebens – bis auf die Kriegsjahre in denen er in den Kaukasus an die Front geschickt wird – nicht mehr verlässt, der hier Arbeit und seine große Liebe findet.

Ein ganzes Leben © TOBIS Film
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In den besten Momenten nah dran an der Romanvorlage

Unnötig kitschig und dramatisch: die Musik. Immer wieder auch gibt es kleine pathetische Ausrutscher. Sie stehen im Widerspruch zu den stillen und poetischen Momenten: den starken Landschaftsbildern und den um Worte ringenden Verliebten. Da ist der Film dann nahe dran an seiner Vorlage, Robert Seethalers Roman "Ein ganzes Leben". Die Geschichte eines Mannes, der mehr schweigt als spricht, der nie verzagt, auch wenn das Leben sich gegen ihn stellt. Alles mit sich selbst ausmacht. Und das über acht Jahrzehnte.

Ursprünglich und zuversichtlich

Der Österreicher Hans Steinbichler, der als Erfinder des "neuen Heimatfilms" gilt, hat sich nun an diesen komplexen Roman getraut. Und bringt uns nicht nur die Zeit im Wandel und das Leben in den Bergen, sondern vor allem auch diesen Ur-Charakter Andreas Egger nahe. Während der als alter Mann von August Zirner gespielt wird, übernimmt den Hauptpart der 32-jährige Stefan Gorski – in seiner kraftvoll eleganten Art eine Entdeckung.

Die Verfilmung dieses leisen, sehr besonderen Buches birgt eine ursprüngliche und tiefe Zuversicht. Die gut tut - gerade in unseren Zeiten.

Christine Deggau, rbbKultur

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