Rahel Mann; © Saskia Reis
Bild: Saskia Reis

Orte der Erinnerung (5/5) - Nachdenken über das Judentum

Rahel Mann ist fast schon ihre eigene Legende. Immer wieder muss sie erzählen, wie  es damals in einem dunklen Kellerverschlag in der Starnberger Straße in Schöneberg zuging, in dem sie den Naziterror überlebte.

Rahel Mann als junges Mädchen und das Haus Starnberger Strraße 2 um 1950; © Privat
Bild: Privat

Die Hauswartsfrau dort hatte das Kind bis Kriegsende versteckt. Immer im Dunklen leben und ja keinen Mucks tun, damit die Nachbarn nicht misstrauisch werden. Auch in ihrem Buch "Uns kriegt ihr nicht" erzählt sie davon. Aber sie will nicht nur mit dieser Vergangenheit leben, sie beschäftigt sich heute zunehmend mit den Wurzeln ihrer Herkunft. Was bedeutet das Jüdischsein, fragt sie sich.

Rahel Mann (© Saskia Reis) und Mirna Funk (© Shai Levy); Montage: rbbKultur
Bild: Saskia Reis/Shai Levy

Eine Antwort darauf gibt auch Mirma Funk. Beide Frauen rechnen sich nicht zum orthodoxen Judentum und Judentum bedeutet für sie auch nicht "Konfession". Sie sehen sich als freigeistige emanzipierte Frauen, die ihr Judentum so leben wollen, wie sie es für richtig halten. Und an die deutschen Nichtjuden richten sie ihre Forderung, "dass wir nicht vereinnahmt werden wollen für die deutsche Aufarbeitung".

Wie erst kürzlich geschehen, als ein Künstlerkollektiv am Berliner Reichstag eine Gedenksäule errichtete, in der Knochenreste und Asche jüdischer Opfer der Konzentrationslager in Kunstharz eingegossen seien, wie sie behaupteten, als Mahnmal für die Ermordeten. Nach Protesten sei es mit dem Spuk schnell vorbei gewesen. Und Rahel Mann fügt noch hinzu, viel wichtiger sei das Miteinander, der Austausch mit Worten als solche Symbolakte.

So wird Rahel Mann auch weiter reden, so schwer es ihr manchmal fällt, und wieder davon erzählen, wie eine deutsche Hauswartsfrau ihr das Leben rettete.

Von Saskia Reis und Nina Schaefer

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