"Bandol sur mer", "Chi Chi Kan" und "Martins Place" - Take-Aways: Essen aus dem Restaurant
Mit den neuen Beschränkungen schwindet die Pflege der feinen Küche, befürchten viele. Doch halt! Unser Restaurantkritker Thomas Platt stellt drei Restaurants vor, die ihre Speisen nun (wieder) zum Mitnehmen anbieten.
"Bandol sur mer": Nah dran am Sterne-Niveau
Ein kleines Restaurant am Rand der Torstraße, untergebracht in einer ehemaligen Dönerbude, wehrt sich. Andres Saul, Inhaber, Chefkoch, Hausmeister und Mädchen für alles im "Bandol" füllt Speisen in Weckgläser, die von einer persönlichen Interpretation der Nouvelle Cuisine inspiriert sind.
Naturgemäß kann der in Olivenöl und etwas Zucker kurz gebeizte und noch kürzer angeflämmte Havelzander neben Lauch und Kürbis unter den heutigen Bedingungen nicht das Sterne-Niveau des Hauses erreichen, aber immerhin – die Vorspeise reicht nahe an dieses Niveau heran – nicht anders als der Hauptgang des kleinen Menues (3 Gänge für 69,00 Euro), das mit Garum gewürzte Rehragout mit mit Schwarzwurzel-Knöpfli, gefolgt von einem satten brownieartigen Walnuss-Schoko-Fondant.
"Chi Chi Kan": China-Restaurant für Individualisten
Hausgemachte Dumplings, die sich leicht zu Hause aufwärmen lassen (Position 12, 13 und 17 seien besonders empfohlen), leiten in einem China-Restaurant für Individualisten und Nonkonformisten Menüs ein, die sich jeder selbst zusammenstellen kann.
Ein großartiger Hauptgang - längst nicht nur für Vegetarier – sind die geschmorten Auberginen mit Ingwer, Knoblauch, Koriander, süßer Sojasauce und einer Spur Chili. Oder man begnügt sich mit einer Hühnersuppe mit Großgarnelen, Tofu und Chinakohl als geschmacksleitenden Mitarbeitern. Bemerkenswert ist hier etwas ganz Simples: Die Reisnudeln bleiben endlich einmal stabil und gewähren noch Biss, wenn sie vom häuslichen Herd kommen (Preise zwischen 4,00 und 16,00 Euro).
Das Schöneberger Restaurant ist darauf eingestellt, dass Gäste, beziehungsweise nunmehr Zaungäste, Tupperware mitbringen.
"Martins Place": Torten, Tarts und Buttercreme-Kolosse
Bei Martins Torten kann einen der Eindruck beschleichen, man würde ihre Schönheit lediglich mit der Vernunft betrachten, würde ihre Geometrie und ihre Architektur noch vor der typischen Zuckerbäcker-Zierart bewundern. Tatsächlich wirken Windbeuteltorte, die Orangen- oder Schokoladentarte oder die voluminösen Buttercreme-Kolosse wie die glückliche Wiederkehr von Gedanken, die einem entfallen waren. Von Meister Josef Martin werden wir bestimmt noch viel Gutes hören ...
Thomas Platt, rbbKultur