
Geschmackssache - Ein Silvestermenü jenseits von Raclette und Fondue
Viel zu Hause sein, zu viel essen: dieses typische Feiertagsprogramm hat die Pandemie dieses Jahr ins Extreme geführt. Einige denken jetzt vielleicht eher an Diäten oder ans Fasten – aber zu Silvester passt so etwas nicht. Der letzte Tag des Jahres und der Beginn eines – hoffen wir – besseren, sollte mit einem festlichen Menü gefeiert werden!
Raclette und Fondue sollten doch zu Silvester gehören, ebenso wie Bleigießen und – normalerweise – Böller und Feuerwerk. So hieß es immer. Ein Blick auf die Bilder, die in den sozialen Medien kursieren, zeigt, dass dieses Jahr Millionen schon zu Heiligabend Raclette oder Fondue gegessen haben.
Auch beim Online-Shopping waren Raclette-Sets sehr gefragt. Allerdings waren manche Geräte schon kurz nach Weihnachten auf diversen Online-Plattformen umsonst zu haben: Wer will seine Stube schon wieder mit käsefüßigem Geruch verpesten, zumal lüften bei der Kälte schlecht geht und viele zurzeit den ganzen Tag zu Hause sind?
Kneten statt tanzen
Eine sinnvolle und sinnliche Art, die Zeit zu verbringen, ist Pasta zu machen – bei lauter Musik. Frische Pasta – egal, in welcher Form und mit welcher Füllung – in der Brühe gegart oder mit einer Sauce angerichtet: So etwas selbst zu machen, dauert ziemlich lange. So kommt keiner auf die Idee, Silvester-Parties zu vermissen!
Eine Vorspeise gehört auch dazu. Sie nennt sich in Italien Pinzimònio: knackiges Gemüse. Dafür werden Karotten, Chicoree, Selleriestangen, Paprika, Radicchio usw. in Stücke oder Streifen geschnitten. Nicht zu verwechseln mit den Rohkoststicks, die wir von Kindergeburtstagen kennen, als vergeblichen Versuch, den Kindern Gemüse schmackhaft zu machen!
Hier werden die Gemüsestücke in eine heiße, sehr würzige Sauce, die Bagna Càoda, eine Mischung aus Olivenöl, Butter, Knoblauch und pürierten Anchovis, getunkt. Irgendwie auch eine Art Fondue, denn die Sauce, die mittlerweile bei der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Region Piemont anerkannt ist, wird in einer Terracotta-Schale auf einem Stövchen warmgehalten.
Füllungen nach Geschmack
Das Basisrezept für frische Pasta: jeweils ein Ei pro 100 Gramm Mehl – und viel Zeit zum Kneten. Für die Form, ob Ravioli oder Tortellini, sind den Ideen und Wünschen keine Grenzen gesetzt. Genauso für die Füllung. Sie kann ganz traditionell aus püriertem gegrilltem Fleisch und Mortadella sein – mit Ricotta, Parmesan, Pfeffer und Muskat, wie in der Region Romagna.
Cappelletti heißen dort die gefüllten Nudeln. Sie sind etwas größer als Tortellini und kommen an fast jedem Festtag zu Mittag auf den Tisch, schon Stunden vorher durch den Duft der Hühnerbrühe angekündigt, der sich aus der Küche bis in die Schlafzimmer verbreitet – zum Gräuel derjenigen, die um 12.00 Uhr noch frühstücken müssen.
Eine beliebte, mittlerweile bekannte vegetarische Variante, sind Tortelloni mit Kürbisfüllung, Parmesan und Amarettibröseln. Empfehlenswert ist auch die Kombination von Gemüse und Fisch: zum Beispiel mit Auberginen, Schwertfisch, Gelbschwanzmakrele oder Kabeljau, Petersilie und Pinienkernen. Die Lieblingsfüllung kann jeder für sich aussuchen.
Das Dessert sollte leicht und fruchtig sein: eine Kokosmilch-Panna Cotta mit frischem Ingwer, Granatapfel und Litschis, den schönen exotischen Früchten, die wie Dracheneier aussehen und leicht nach Rosenwasser duften.
Und Prosecco dazu – für die, die es dürfen. Dieses Silvester ist halt anders als sonst, da müssen wir durch – und dazu wäre kein Alkohol auch keine Lösung.
Elisabetta Gaddoni, rbbKultur