Restaurant Minh-Trang © Thomas Platt
Thomas Platt
Bild: Thomas Platt

Authentische vietnamesische Küche - Restaurant "Minh-Trang" in Charlottenburg

Bewertung:

Glücksrollen, Phó-Reisnudelsuppen und Bánh Bao-Hefebrötchen: Authentische vietnamesische Küche in einem Winkel der Großstadt. Das "Minh-Trang" ist das Stammlokal, in dem man nie war. Satt und zufrieden, stellt man sich am Ende des Mahls die Frage, warum man die letzten Jahre über nicht mindestens zweimal im Monat hier eingekehrt ist. Am Personal, am Essen und auch am Interieur kann es nicht liegen, das liegt auf seine zurückhaltende Art weit über dem Durchschnitt – es müssen wohl die großen Auswahlmöglichkeiten der City sein, die dieses eigentümliche Phänomen hervorrufen.

Es gehört zum Leben in der Metropole: Manchmal steigt es einem unversehens ins Bewusstsein, dass man ein Stammlokal besitzt, in dem man noch nie war. Häufig ist man daran vorbei gegangen, oft begleitet von dem Vorsatz, es beim nun endlich einmal zu betreten. Ein Blick hinein, und schon ist man weiter. Das nächste Mal bestimmt!

Womöglich mag dieses Gefühl sogar bei Leuten aufkommen, die das erste Mal des Wegs kommen und in das kleine, propere, in freundlichem Orange gehaltene Lokal schauen. Es liegt an einer Ecke, die vor allem durch brausenden Fahrzeugverkehr belebt wird, und duckt sich fast vor Bescheidenheit. Im Innern des "Minh-Trang" begegnet der Gast dann authentischer vietnamesischer Küche und einer ungezwungenen Gastlichkeit, die in Berlin selten sein dürfte.

Glücksrollen

Die Speisekarte von der Ordnungsnummer 1 bis zur 723 scheint sich auf den ersten Blick nicht von dem Baukastensystem unzähliger asiatischer Restaurants zu unterscheiden, doch letztlich kommt es hier auf eine Handvoll Gerichte an - oder besser Speisegruppen. Dazu gehören die sogenannten Glücksrollen aus der kalten Küche. Straff in transparentes Reispapier gewickelt, enthalten sie Gemüse- und Salatstreifen, Fleischscheiben oder Garnelen (wohl die beste Wahl) und vor allem auch Minze. Manchmal gehört zum Gelingen auch eine Zutat, die fehlt oder nicht im Übermaß verwendet wird: Hier erinnert die sparsame Verwendung von Koriandergrün daran. Zu den vier Rollen im Format einer Currywurst wird ein Schälchen mit süß-saurer Tunke serviert, die zusätzlich mit Sesam und Erdnuss aromatisiert wurde. Im Unterschied zu anderswo vereinen diese handlichen Verwandten des Salats tiefe Würze und springlebendige Frische.

Restaurant Minh-Trang © Thomas Platt
Bild: Thomas Platt

Frische Phó und süß-sättigende Bánh Baos

Diese Balance wird auch bei der Zubereitung der Suppen eingehalten. Ein Blick in die Küche erhascht die hohen Töpfe, in denen Tag für Tag Brühe auf kleiner Flamme ihrer Reife entgegenschlummert. Angereichert mit Reisbandnudeln, Fleischstreifen, Gemüse, frischem Lauchgrün und Kräutern gibt eine Schale davon eine volle Mahlzeit ab.

Das kann man eigentlich auch von Bánh Bao sagen. Dieses schneeweiße, im Dampf gegarte Hefebrötchen ähnelt äußerlich einer Kaisersemmel und ist gefüllt mit Schweinehack, Gemüse und hartem Ei. Beim Verspeisen bemerkt man, dass es ähnlich sättigt wie ein Hefekloß. Sehr vietnamesisch dürfte die leichte Süße der Fleischfüllung sein und eine kräftige Prise weißer Pfeffer.

Nicht nur für Vegetarier gehört die scharf gebratene Ananas – durchaus mit dunklen Stellen – mit Staudensellerie, Knoblauch und zart-herzhaften Tofuwürfeln zu den kleinen Freuden an der großen Kreuzung, die Kant- und Kaiser-Friedrich-Straße draußen bilden. Dies alles gehört nicht der verfeinerten Küche an, ist jedoch handwerklich absolut sauber hergestellt, gekonnt abgeschmeckt und wird charmant aufgetragen.

Thomas Platt, rbbKultur

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