Glossar | E.T.A. Hoffmann K © picture-alliance/ Mary Evans Picture Library /GROSV | (Montage: rbb)
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Das E.T.A. Hoffmann-ABC - K – wie Kater Murr

Von Norbert Kron

Im Spätsommer 1818 nahm Hoffmann einen jungen Kater bei sich auf. Und der faszinierte ihn vom Fleck weg, weil er ihn so schön und klug fand. Er gab ihm den Namen Murr. Der besaß nach Hoffmanns Darstellung grau-schwarz gestreiftes Fell, das auf der Stirn eine zierliche "Hieroglyphenschrift" bildete (…) "und, von der Sonne beleuchtet (…) noch schmale goldgelbe Streifen" blinken ließ. War Hoffmann aber noch mehr beeindruckte, was sein Ausdrucksvermögen, "die wunderbare Gabe", wie er schrieb, „durch das einzige Wörtchen 'Miau' Freude, Schmerz, Wonne und Entzücken, Angst und Verzweiflung, kurz, alle Empfinden und Leidenschaften auszudrücken. Was ist die Sprache der Menschen gegen dieses einfachste aller einfachen Mittel, sich verständlich zu machen!“ Die besondere Ausdruckskraft könnte der Auslöser für seine ungewöhnlichste Romanidee gewesen sein – "Die Lebens-Ansichten des Katers Murr". Das Buch, dessen erster Band Ende 1819 erschien, bildet den Höhepunkt von Hoffmanns literarischem Schaffen – in keinem anderen Buch ist er so modern, dass der Roman auch aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen könnte.

Hoffmann selbst, tritt darin nur als Herausgeber in Erscheinung. Den Kater selbst lässt er als Schriftsteller auftreten, der seine eigene Lebens- und Bildungsgeschichte erzählt. Noch ehe er das Werk fertigstellen konnte, wurde der Kater Murr krank, winselte ihn eines Abends kläglich an und starb am nächsten Morgen. Der Verlust des Geschöpfs war für Hoffmann so schlimm, dass er drei schwarz umrandete handgeschriebene Traueranzeigen verschickte: "In der Nacht vom 29ten bis zum 30ten November entschlief um zu einem bessern Dasein zu erwachen, mein theurer geliebter Zögling der Kater Murr im vierten Jahr seines hoffnungsvollen Lebens. Wer den Verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn des Tugend und des Rechts, misst meinen Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen. Berlin, den 1. Dezember 1821."

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