Bild-Biografie - Michael Maul: "Bach. Eine Bildbiografie"
Bach anschaulich machen, das ist das Ziel des Leipziger Wissenschaftlers und Bach-Experten Michael Maul. Es ist eine Bild-Biografie im Format eines Kunstbandes geworden und macht schon mal rein äußerlich viel her.
Leider gibt es von Bach selbst sehr wenige Porträts, so dass ein reines Buch über Bach-Bilder kaum nötig ist. Glücklicherweise hat der Autor Michael Maul als Bachforscher und Festival-Intendant vielfältige Interessen und einen Blick auch für die gesamte Lebenswelt des Barock.
Geschichten auch aus kleinen Dokumenten
Er versteht es, auch aus kleinen Dokumenten eine typische Geschichte herauszulesen. Da belegt zum Beispiel eine Quittung eines Orgelgutachtens einen besonderen Moment: Bach hat da nämlich beim anschließenden Orgelschmaus so zugelangt und so viel getrunken, dass ihm seine Unterschrift verrutscht ist mitsamt einem dicken Tintenklecks.
Bach'sche Lebenschronik in besonderem Format
Bach erscheint in der Bildbiografie als ein aktiver und zielstrebiger Musiker, der auch viel mehr mit seiner Umwelt in Beziehung trat, als man denkt. Er wird hier nicht als komponierender Monolith und Halbgott gezeichnet, sondern in Beziehung zu seiner großen Familie, zu anderen Komponisten wie Telemann und zu seinen Dienstherren.
Dazu trägt auch die Gestaltung des Buches bei: Es hat ein großes Format, etwas breiter als DIN A4. Rechts gibt es immer ein Bild, auf der linken Seite dann in einer einzigen Spalte die Erläuterungen dazu in Deutsch und Englisch. Obendrüber steht die Jahreszahl, so dass man praktisch durch eine Lebenschronik blättert.
Bei der Jahreszahl 1706 findet man sogar ein neues Bild von Bach. Ein erst vor wenigen Jahren entdecktes Porträt eines jungen Organisten, der mit grimmiger Entschlossenheit ein Notenblatt in der Hand hat – mit einigen Fragezeichen ein sehr lebendiges Jugendporträt des 21-Jährigen Bach.
Ein Buch für Laien und Fachleute
Es ist ein Buch, das Laien und Fachleute gleichermaßen anspricht. Zunächst ist es einfach eine Freude, darin zu blättern und in Bachs Welt einzutauchen. Die Texte und Dokumente enthalten wissenschaftliche Erkenntnisse, allerdings ohne Fußnoten. Aber Michael Maul schreibt sehr klar und zugänglich, mit einigem Wortwitz und auch mit dem Hinweis auf Lücken in der Forschung. Zum Beispiel sind immer noch Kantaten nicht aufgefunden worden, die zu Bachs Zeit aber gedruckt wurden. Die könnten sich noch auf dem einen oder anderen Dachboden anfinden.
Das ist dann auch als eine Aufforderung an jedermann zu verstehen, einfach mal nachzusehen.
Dirk Hühner, rbbKultur