Drei Buchempfehlungen - Ausflugstipps für Berlin und Brandenburg
Ferienzeit ist Ausflugszeit. Jetzt ist er endlich da, der Sommer. Wer noch nicht im Urlaub ist oder keinen geplant hat, will jetzt, ob allein, zu zweit oder mit den Kindern, hinaus ins Grüne, will frische Luft atmen, sich am Wasser vergnügen, Tiere beobachten, Kultur tanken, etwas erleben. Wer nach Hinweisen und Anregungen für einen gelungenen Ausflug in die Umgebung sucht, findet in dem auf Reiseliteratur spezialisierten be.bra verlag genau das Richtige.
Ausgewählt wurden drei Bücher, die prall gefüllt sind mit praktischen Hinweisen, tollen Fotos und kleinen Geschichten: Das Buch von Bernd Siegmund entführt uns in das Oderbruch und zeigt den Ausflüglern und Kurzreisenden Bekanntes und Unbekanntes, Kulturdenkmäler und Wanderwege in einer faszinierenden, noch immer ziemlich urwüchsigen und verträumten Gegend, in der man abschalten und die Batterien auftanken kann.
Ein zweites Buch von Robert Zagolla reist mit uns kreuz und quer durch Brandenburg und ist für Familien mit Kindern geeignet, beschreibt anschaulich und vergnüglich, was man wo erleben kann und wie man dort schnell und günstig hinkommt.
Ein drittes Buch von Gary Schunack richtet sich an alle Wasserfreunde, die in und um Berlin ein lauschiges Plätzchen am Wasser suchen, die schwimmen, paddeln und tauchen, vielleicht auch surfen oder wild und unbekleidet baden wollen.
Surfen, wild baden und paddeln für den guten Zweck
Surfen kann jede/r (ab 8 Jahren) im "Wellenwerk" an der Landsberger Allee. Dort wird Berlins erste künstliche Welle erzeugt, die Wassertemperatur ist konstant bei 26 Grad, geschultes Personal erklärt, wie es geht und passt auf, dass nichts passiert. Brett und Neoprenanzug werden gestellt bzw. zum Mieten angeboten.
Nackt baden kann man zum Beispiel an einem eigens ausgewiesen Strand am Müggelsee; wild baden kann man an vielen Seen und Badestellen - zum Beispiel am ruhig gelegenen Flughafensee in Reinickendorf, am Teufelssee, mitten im Grunewald - dort gibt es in der Seemitte eine schwimmende Plattform und man bekommt manchmal Besuch von den Wildschweinen.
Berlins versteckteste Badestelle, das meint jedenfalls Gary Schunack, ist die Grosse Krampe - kaum zu finden in den Tiefen des Köpenicker Forsts, mit einem natürlichen Sandstrand und schattigen Plätzen. Wenn er die Große Steinlanke mit seinem herrlichen Sandstrand im südlichen Grunewald beschreibt, kommt Schunack ins Schwärmen. Er zeigt auch, wo man mit Fähren Berliner Gewässer überqueren oder wie man sich zwei Stunden lang über greenkayak.org ein Boot leihen und kostenlos Paddeln kann: für einen guten Zweck, denn als Gegenleistung ist man angehalten, Müll aus den Gewässern zu fischen.
Wir lernen Berlins geheime Inseln kennen, zum Beispiel "Kratzbuch und Liebesinsel", zwei benachbarte Inseln in der Spree, die man mit dem Boot umrunden aber nicht betreten darf, denn dort wohnt eine siebenköpfige Biberfamilie, die nicht gestört werden möchte. Da paddeln wir lieber ganz leise vorbei, packen unsere sieben Sachen und fahren in den schönen Oderbruch.
Burgruinen, wilde Wiesen und Kultur im Oderbruch
Bernd Siegmund gönnt sich eine achttägige Auszeit, fährt ganz langsam durch die Landschaft, beschreibt, wie diese Flusslandschaft einst entstand und später trocken gelegt und in eine Kulturlandschaft verwandelt wurde; er bestaunt Flora und Fauna, freundet sich mit den Mücken an, geht auch mal angeln, besucht alte Kirchen und neue Heimat-Museen, streift durch wilde Wiesen und herausgeputzte Parkanlagen.
Er startet seinen Ausflug am Schiffshebewerk in Niederfinow und beendet seinen Trip im kleinen Ort Lebus, wo nur noch eine von ehemals fünf Kirchen Krieg und Zerstörung überstanden hat, blickt dann noch einmal, an Leib und Seele erfrischt von der Burgruine hinunter ins flache Odertal.
In Bad Freienwalde hat es ihm das klassizistische Rathaus am Markt angetan, in Altranft besucht er das alte Schloss, in Wriezen kehrt er auf ein Bierchen in die "Alte Destille" ein, in Zollbrücke besucht er - natürlich - das "Theater am Rand", ein kulturelles Kleinod mit humorvollen Theaterstücken und musikalisch-szenischen Lesungen.
In Neuhardenberg bestaunt er Schinkels Baukunst, in Letschin steht er vor dem Denkmal des Alten Fritz, in Wilhelmsaue findet er eine der letzten Bockwindmühlen, in Friedersdorf entdeckt er einen riesigen alten Getreidespeicher, der lange leer stand und verrottete, bis er gerettet und restauriert wurde und heute als "Kunstspeicher" dient und mit Ausstellungen, Theateraufführungen und Lesungen aufwartet.
Eine Ballonfahrt über Berlin und per Treibholzfloß durch die Uckermark
Was für Familien mit Kindern besonders interessant und reizvoll sein könnte, hat Robert Zagolla in seinem "Familien-Ausflugsführer" aufgespürt und zusammengestellt. Wer glaubt, das Buch bereits zu kennen, irrt sich, denn Zagolla hat seinen vor einigen Jahren erstmals herausgegeben Ausflugsführer noch einmal komplett überarbeitet, rundum aktualisiert und völlig umgestaltet, eigentlich ein ganz neues Buch verfasst: Die Infos zu den einzelnen Ausflugszielen - es sind fast 200 (!) - sind jetzt viel kompakter und genauer, die Fotos sehr viel besser und anregender.
Schon die Lektüre des Buches und erst recht die attraktiven Ausflugsziele machen Spaß, sind lehrreich und aufregend, für Groß und Klein: Ob man eine Ballonfahrt über Berlin und Brandenburg oder mit dem Treibholzfloß durch die Uckermark wagen will, ob man mit dem Kanu durch den Spreewald paddeln, die Slawenburg Raddusch erobern oder Burg Rabenstein erklimmen möchte, ob einen der Geopark Eiszeitland am Oderrand oder der Findlingspark Henzendorf, das Schokoladenland in Hornow oder das Museumsdorf Baruther Glashütte, das Luftfahrtmuseum Finowfurt oder das Industriemuseum Brandenburg an der Havel fasziniert, ob eine Runde mit Rollschuhen oder Rad auf dem herrlichen Fläming Skate oder einfach nur herumtoben im "Spielschloss Diedersdorf": für jeden Geschmack, jedes Alter und jeden Geldbeutel ist garantiert etwas dabei.
Jetzt müssen Eltern und Kinder eigentlich nur noch das passende Ziel auswählen, den Rucksack packen und aufbrechen ins Abenteuer. Viel Spaß dabei!
Frank Dietschreit, rbbKultur