Thomas Leibnitz: Verrisse © Residenz Verlag
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Respektloses zu großer Musik von Beethoven bis Schönberg - Thomas Leibnitz: "Verrisse"

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Verrisse haben eine große Tradition. Seitdem über Musik geschrieben wird, haben Kritikerinnen und Kritiker für das mögliche Nichtgefallen deutliche Worte gefunden. Und so manche Verrisse lesen sich auch ziemlich vergnüglich. Der österreichische Musikwissenschaftler, Germanist und Publizist Thomas Leibnitz hat sich in seinem Buch "Verrisse. Respektloses zu großer Musik von Beethoven bis Schönberg" damit auseinandergesetzt.

Dieses Buch ist deutlich anders als die einschlägig bekannten Anthologien mit historischen Verrissen, die dort einfach nur zitiert und abgedruckt sind. Thomas Leibnitz will dagegen herausarbeiten, vor welchem Hintergrund und aus welchen Gründen so böse über Komponisten und ihre Werke geschrieben wurde.

Ernsthafter Ansatz

Acht Komponisten in Gegensatzpaaren hat der Autor ausgewählt, etwa Wagner und Verdi oder Brahms und Bruckner. Zunächst führt er längere Kritikauszüge an, analysiert auf der Basis weiterer Verrisse und stellt am Ende die Frage, wie die betroffenen Komponisten selbst darauf reagiert haben. Beethoven etwa hat mit ziemlich drastischen Ausfällen auf öffentliche Kritik reagiert. Wie wichtig zum Verständnis der historische Hintergrund ist, wird deutlich, wenn etwa zahlreiche Verrisse über Gustav Mahler einen klar antisemitischen Kontext haben.

So verfolgt das Buch einen durchaus ernsthaften Ansatz, gibt die Kritiken nicht einfach der Lächerlichkeit preis, sondern beleuchtet auch die entsprechende Zeit- und Musikgeschichte.

Einschlägig bekannte Beispiele

Darüber hinaus hat das Buch wenig Neues zu bieten, die meisten Beispiele sind einschlägig bekannt. Dennoch darf man hier und da sicher auch über so manchen Verriss schmunzeln, so wenn der Komponistenkollege Hugo Wolf über das monumentale zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms schreibt: "Wer dieses Klavierkonzert mit Appetit verschlucken konnte, darf ruhig einer Hungersnot entgegensehen."

Andreas Göbel, rbbKultur

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