Sachbuch - Christiane Wiesenfeldt: "Die Anfänge der Romantik in der Musik"
Romantische Musik – darunter haben viele eine Vorstellung. Auch die Frage, wann die Romantik als Epoche war, kann man so ungefähr beantworten. Aber eben nur ungefähr. Wann hat die Romantik in der Musik eigentlich genau begonnen? Und woran macht man das fest? War Beethoven ein Klassiker oder ein Romantiker? Die Musikwissenschaftlerin Christiane Wiesenfeldt hat genau darüber ein Buch geschrieben: "Die Anfänge der Romantik in der Musik".
Es lohnt sich in der Tat, unsere Vorstellung von "Romantik" mit der historischen Perspektive abzugleichen. Haydn und Mozart? Gehören eindeutig zur Epoche der Klassik. Aber so eindeutig ist es eben nicht – wie man etwa bei E.T.A. Hoffmann nachlesen kann. Da muss also einiges geradegerückt werden.
Spätwerke und Irrgärten
Die Autorin grenzt den Bereich, den sie untersucht, zeitlich klar ein. Das reicht von den 1780er-Jahren bis zum Jahr 1810, als E.T.A. Hoffmann seine Rezension von Beethovens 5. Sinfonie schreibt.
Christiane Wiesenfeldt nähert sich der Fragestellung zunächst aus der Perspektive anderer Künste. Literatur natürlich, aber auch über die Architektur, speziell über Parkarchitektur mit Irrgärten als "subjektiv erfahrbare Orte des Suchens, Verirrens, Angsthabens".
Irritationspotenzial bei Mozart
Ein ganzes Kapitel widmet sich der Frage "Mozart – ein Romantiker?" Da geht es nicht um die Frage, wie Mozarts Musik heute auf uns wirkt, sondern um historische Quellen, die ziemlich deutlich belegen, dass der "späte" Mozart durchaus als Romantiker wahrgenommen wurde. "Das Irritationspotenzial Mozart’scher Musik war offenbar schon in den späten 1780er-Jahren bemerkt worden", so die Autorin zutreffend.
Wichtiger Beitrag
Das Buch erfüllt wissenschaftliche Ansprüche und ist nichts für nebenbei. Wer sich aber hineinarbeitet, bekommt einen klareren Blick auf eine zentrale Epoche. Christiane Wiesenfeldt gelingt es überzeugend nachzuweisen, dass die Romantik eben nicht, wie lange behauptet, verspätet angefangen hat oder erst in der Literatur erfunden wurde. Ein wichtiger Beitrag (nicht nur) zur Musikgeschichtsschreibung.
Andreas Göbel, rbbKultur