Sachbuch - Stefan Weiss: "Musikgeschichte Moderne und Postmoderne"
Mehr als ein ganzes Jahrhundert in einem Band: Der Musikwissenschaftler Stefan Weiss hat den fünften Band einer neuen Musikgeschichte verfasst, die im Bärenreiter-Verlag erscheint.
Zunächst einmal findet man den in Sachen "Moderne und Postmoderne" erwartbaren Zeitraum: von Debussy über Schönberg und Strawinsky sowie die Nachkriegs-Avantgarde bis zur neuesten Musik der Gegenwart. Dann jedoch fällt ein nahezu gleichberechtigter Blick auf die sogenannte Popularmusik auf, vor allem Jazz und Rock.
Der Autor Stefan Weiss begründet diese Setzung überzeugend damit, dass diese Musik "längst zum Gegenstand intensiver forschender und künstlerischer Auseinandersetzung der Nachwelt geworden" ist.
Mehr als ein Jahrhundert auf gut 200 Seiten
Natürlich wäre der Versuch aussichtslos, die Musik aus mehr als einem Jahrhundert auf gerade einmal gut zweihundert Seiten umfassend darstellen zu wollen. Dem Autor gelingt jedoch ein guter Überblick, auch verbunden mit allgemeineren Fragen: Wo begegnet einem welche Musik? Welche Werte wurden bzw. werden damit verbunden?
Neben allgemeinen Beschreibungen greift Stefan Weiss einzelne Werke exemplarisch heraus und analysiert sie, ebenfalls aus E und U, Luigi Nono neben Miles Davis. So schlägt er überzeugend eine Schneise durch das Dickicht der letzten 120 Jahre.
Beglückend und anstrengend
Die Analysen der einzelnen Werke gehen sehr ins Detail und verlangen einiges an Fachwissen. Das ist auch nicht anders lösbar, schließlich muss der Autor seine Beobachtungen fundiert nachweisen. Dennoch lohnt es sich für alle Interessierten – selten hat man einen derart großen Zeitraum mit unüberschaubar vielen Stilen und Richtungen so schlüssig aufgefächert bekommen.
Stefan Weiss schreibt mit Recht: "Musik seit 1900 ist ein weites, buntes, aufregendes, oft beglückendes und mitunter anstrengendes Terrain." So ist das eben.
Andreas Göbel, rbbKultur