Album der Woche | 10.10. - 16.10.2022 - Carl Friedrich Abel: Cellokonzerte
Die Epoche zwischen Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart ist bis heute unterbelichtet, da sie von der einschlägigen Musikwissenschaft lange lediglich als "Zwischenphase" angesehen wurde. Das hat sich geändert - und immer mehr spannende Komponisten aus dieser Zeit werden wiederentdeckt. Der Franzose Bruno Delepelaire, Solocellist der Berliner Philharmoniker, hat sich nun der Musik von Carl Friedrich Abel angenommen.
Dass Bruno Delepelaire das Cello für sich entdeckt hat, ist die "Schuld" seiner Großmutter. Sie hat im hohen Alter begonnen, das Instrument zu erlernen und wurde dafür von der Familie für verrückt erklärt. Der Enkel bekam dann beim selben Lehrer seinen ersten Unterricht und machte später Karriere. Über die Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker nahm er den Weg ins Orchester und landete aufgrund seiner enormen Virtuosität 2013 am Solistenpult.
"Ich mag besonders die Internationalität hier. Es ist wunderbar, mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Nationalitäten etwas Schönes zu machen", sagt Delepelaire.
Solo-Debüt
Für sein Solo-Debüt-Album hat Bruno Delepelaire bewusst die beiden Cellokonzerte von Carl Friedrich Abel ausgewählt. Dieser Komponist, betont er, war in seiner Zeit ein musikalisches Allroundtalent, beherrschte die Viola da Gamba, das Violoncello und das Horn, komponierte und war ein umtriebiger Musikorganisator.
Allround-Talent Abel
Geboren im anhaltischen Köthen als Sohn eines Musikers, der in der Hofkapelle von Johann Sebastian Bach gespielt hat, ging er nach ersten Wanderjahren nach London. Dort gründete er mit Bachs jüngstem Sohn Johann Christian die "Bach-Abel Concert Society", die man als Vorläuferin der Royal Philharmonic Society betrachten kann. 17 Jahre hatte diese Institution bestand, dann kam die Insolvenz. Carl Friedrich Abel ging nach Berlin, verfiel dem Alkohol und starb in London.
Bruno Delepelaire möchte mit seiner Debüt-CD also einen vergessenen Berliner Komponisten wieder zu Ehren bringen.

Ein Mozart ist nicht vom Himmel gefallen
Die beiden Cellokonzerte von Carl Friedrich Abel strahlen eine enorme musikalische Eleganz aus. Besonders die langsamen Sätze haben es Bruno Delepelaire angetan, sie sind poetisch und haben eine Tiefe, die der Cellist nicht in Worte zu fassen vermag. Ebenso hörenswert sind die beiden konzertanten Sinfonien Abels, die er zusätzlich mit den Berliner Barock Solisten für die CD aufgenommen hat. Sie zeigen deutlich, dass auch ein Mozart nicht vom Himmel gefallen ist, sondern geniale Inspiratoren hatte.
Claus Fischer, rbbKultur