Album der Woche | 10.01. - 16.01.2022 - Wiener Philharmoniker: Neujahrskonzert 2022
Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist Tradition. Zum dritten Mal dirigierte Daniel Barenboim. Und wollte auch ein Zeichen setzen.
Nur weg von 2021! Das könnte die heimliche Überschrift des Neujahrskonzertes 2022 sein. Willkommen sei das Neue, wie immer schwungvoll begrüßt zwischen Gold und frischen Blumen im Saal des Wiener Musikvereins.
Neubelebung? Perfekt.
Die Konzertübertragung landet via TV und Radio in unzähligen Wohnzimmern und Küchen weltweit. Zum Auftakt gibt es den Phönix-Marsch von Josef Strauß und danach von Bruder Johann die Phönix-Schwingen als Walzer. Auch wenn der Gedanke ein simpler sein mag: Ging es bei Phönix aus der Asche nicht immer um Neubelebung? Perfekt.
In einer kurzen Ansprache wendet sich Daniel Barenboim auf Englisch an das internationale Publikum: Es sei wichtig, dass die Wiener Philharmoniker dieses Konzert jedes Jahr geben. Aber dieses Jahr ist es vielleicht noch wichtiger. Denn die Welt befindet sich in einer schweren Zeit - wie wir alle wissen.
Zusammenhalt im Orchester
Zum dritten Mal dirigiert Daniel Barenboim nonchalant die ihm so verbundenen Wiener. In seiner Rede hat er es betont: Würde die Welt doch so zusammenhalten wie dieses Orchester. Ernste Worte neben heiterer Musik. Die Korken knallen in der traditionellen Champagner-Polka. Hier eine Augenbraue, dort ein Lächeln, zuweilen ein energischer Einsatz - Dirigent und Orchester zeigen die hohe Kunst des leichten Vergnügens. "Polka schnell" und "Auf der Jagd" - 2022 darf Tempo aufnehmen! Nach dem Schlusston der Fledermaus-Ouvertüre gibt es Bravorufe aus dem Publikum.
Neu ist, dass die Wiener für dieses Konzert und Album auch singen. Sogar richtig schön, im anheimelnden Nachtschwärmer-Walzer von Carl Michael Zierer. Eine Erstaufführung beim Neujahrskonzert. Auch Joseph Hellmesbergers Charakterstück "Heinzelmännchen" ist neu im Programm.
An der schönen blauen Donau
Schwelgend und zart ist der es Schlusswalzer des offiziellen Programms. Es sind die "Sphärenklänge" von Josef Strauß, ein Wunschtitel des Dirigenten. Daniel Barenboim sagt, er habe noch wunderbare Erinnerungen daran, wie einst Karajan beim Neujahrskonzert dirigierte. Einmalig schön!
Der Donauwalzer ist dann einer der treulich erwarteten Höhepunkte. Wie immer als Zugabe gegeben. Er lässt vergessen, dass 2022 so gut nun auch wieder nicht anfängt. Aber vielleicht sollte man trotzdem mal eine Reise nach Wien planen? Zu diesem Noten-Strauß allemal.
Ulrike Jährling, rbbKultur