Komische Oper Berlin - Das Orchester der Komischen Oper unter Axel Kober mit Tanja Tetzlaff
Da braucht man starke Nerven: Kurzfristig ist Tanja Tetzlaff für den erkrankten Daniel Müller-Schott in Antonín Dvořáks Cellokonzert eingesprungen - und es wurde sogar noch knapper, weil die Cellistin aufgrund des Unwetters erst verspätet anreisen konnte.
Andere spielen angesichts einer solchen Herausforderung auf Nummer Sicher - nicht so Tanja Tetzlaff.
Tanja Tetzlaff begeistert
Sie setzte auf volles Risiko und begeisterte mit dem vollen Ton ihres Instruments und ihrer suggestiven Gestaltungskraft. Keine falsche Sentimentalität, dafür eine zupackende und mitreißende Interpretation, bei der man einfach zuhören musste. Widerstand zwecklos.
Überzeugende Orchesterleistung
Alexander von Zemlinskys Orchesterfantasie "Die Seejungfrau" hört man relativ selten im Konzert. Der Komponist hatte das Werk in jungen Jahren geschrieben, um seine gescheiterte Beziehung zu Alma Schindler (dann: Alma Mahler) zu verarbeiten. Entstanden ist ein hemmungslos wucherndes dreiviertelstündiges Ungetüm, das Zemlinsky dreimal aufgeführt hat, um es dann zurückzuziehen. Erst Jahrzehnte später wurde es neu entdeckt.
Axel Kober weiß damit durchaus umzugehen. Als erfahrener Operndirigent kann er auch mal Strecke machen und so über so manche durchhängenden Minuten hinwegdirigieren. Überzeugend ist hier die Orchesterleistung: Das hat Eleganz, die Orchestersoli streicheln das Ohr, das ist Klangkultur vom Feinsten, und das in der entsetzlich trockenen Akustik des Großen Saales der Komischen Oper, eine Leistung! Das erfreuliche Ergebnis: nur 10 % Langeweile, dafür 90 % Genuss.
Andreas Göbel, rbbKultur