Pierre Boulez Saal - Duos mit Leonidas Kavakos und Enrico Pace
Der griechische Geiger Leonidas Kavakos ist in der Klassikszene längst ein wichtiger Name. Neben seinen Auftritten mit den großen Sinfonieorchestern nimmt er sich immer auch Zeit für die Kammermusik. Und wenn - dann die gewichtigen Stücke mit Anspruch.
Leonidas Kavakos verbringt nicht viel Zeit mit Selbstdarstellung. Eine knappe Verbeugung, und dann geht es gleich los. Aber wenige Sekunden später hat man keine Chance mehr wegzuhören - er spielt mit einem Ausdrucksbedürfnis, dass man sich in den Sessel gedrückt und an der Kehle gepackt fühlt.
Kavakos und Pace verstehen einander blind
Mit seinem Klavierpartner Enrico Pace verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit. Beide verstehen einander blind - und sie ergänzen sich: Wo Kavakos mit seinem verführerischen Geigenton arbeitet, bringt Pace einen eher leichten, flexiblen, trampolinartig dynamischen Zugriff ein. Das passt gut zusammen.
Höhepunkt ist Robert Schumanns düster-dämonische 2. Violinsonate - ein Werk, an deren Komplexität man eigentlich nur scheitern kann. Beide schlagen sich durch das Dickicht mit Klarheit, Entschlossenheit und einer Sanglichkeit, die die Seele streichelt - zum Niederknieen schön.
Sternstunde von zwei Spitzenmusikern
Ergänzt wird das alles mit effektvoller Musik von Kaija Saariaho und einer Bartók-Sonate, die eher an eine Freejazz-Session erinnert. Und mit drei Zugaben, in denen beide die Virtuosenpranke herausholen. Eine Sternstunde von zwei Spitzenmusikern - da hat man nach zweieinhalb Stunden beglückt den Saal verlassen.
Andreas Göbel, rbbKultur