Philharmonie Berlin | Kammermusiksaal - Shekku & Isata Kanneh-Mason
Sheku und Isata Kanneh-Mason, bekannteste Repräsentanten einer kammermuskalischen Trapp-Familie aus Großbritannien, sorgen bei ihrem Berlin-Debüt im Kammermusiksaal für eine rappelvolle Bude. Und das trotz Werken von Frank Bridge, Benjamin Britten und Schostakowitsch.

Das Publikum erscheint deutlich diverser, farbiger, multiversaler. Hat auch mehr Haare auf dem Kopf, was als Abwechslung von mir gern gesehen wird. Auch Applaus zwischen einzelnen Sätzen würde ich als Zeichen dafür begrüßen, dass neues Publikum angezogen wurde.
Gedämpfter Rhythmus, schöne Gesanglichkeit
Beethovens 4. Cello-Sonate habe ich kaum wiedererkannt. Was allerdings nicht an dem bauschig weichen Ansatz liegen muss, sondern auch daran, dass Cello-Sonaten sehr selten geworden sind im Konzertbetrieb.
Am lockeren Handgelenk hört man die britische Musikästhetik. Mollig, das Ganze - nicht das übliche Stahl- und Eisbad, in das Schostakowitsch sonst getaucht wird. Gedämpfter Rhythmus, schöne Gesanglichkeit. Das sind die musikalischen Kennzeichen des Gespanns.
Erst bei den Sonaten von Frank Bridge – englischer Impressionismus – und Britten kommen die beiden ganz zu sich. Man merkt, dass sie in den Werk groß geworden sind. Man hört Lebenszeit. Das Spiel von Isata kommt mir hier teilweise zu wenig transparent vor. Nebenbei realisiert man, dass beide Musiker:innen die überhaupt ersten namhaften People of Color an ihrem Instrument sind. Und erschrickt.
Lässiger Aufbruch
Vier Sonaten, sonst nichts. Jedes Zugeständnis wird konsequent vermieden. Mit nur einer Zugabe wird das Publikum kurz gehalten (Samuel Coleridge-Taylors "Deep River" – Dank für die Aufklärung an den Kollegen Frederik Hanssen!).

Isata erschien im schmal geschnittenen, grünen Pailletten-Hosenanzug. Sheku im Shirt. Mehr braucht es nicht, um lässig einen Aufbruch zu bewirken. Man folgt, und zwar tatsächlich gern.
Kai Luehrs-Kaiser, rbbKultur