Konzerthaus Berlin - Eröffnungskonzert: Young Euro Classic
Gestern hat das Festival Young Euro Classic im Konzerthaus am Gendarmenmarkt eröffnet. Endlich sind wieder Jugendorchester aus ganz Europa und anderen Ländern in Berlin zu Gast. Sie setzen ein Zeichen für Verständigung und Frieden und sie geben Konzerte mit bekannten Solisten und Dirigenten. Bestritten wurde das Eröffnungskonzert vom National Youth Orchestra of the USA unter der Leitung von Daniel Harding mit der Solistin Alisa Weilerstein.

Das National Youth Orchestra of the USA ist ein riesiges Orchester, etwa hundert junge Musikerinnen und Musiker, die durch die Initiative der Carnegie Hall in New York zusammengekommen sind.
Auffällig ist gleich die Konzertgarderobe: Ausnahmslos alle tragen tiefdunkelblaue Blazer, weiße Hemden und knallrote Hosen, dazu Sportschuhe. Die Mitglieder repräsentieren in ihrer multikulturellen Vielfalt Amerika als Einwanderungsland – eine Buntheit, die man in Europa nicht so leicht findet.
Zwei große Werke
Zwei große Werke hat sich das Orchester vorgenommen: Das Cellokonzert von Edward Elgar und die Fünfte Sinfonie von Gustav Mahler. Bei Mahler zeigte das Orchester sein Können und seine Vielfarbigkeit. Das ist einfach eine Sinfonie, in der alles passiert und dann noch zur gleichen Zeit. Mehr Feinheiten waren bei Elgar zu hören als sensibler Hintergrund für eine starke Solistin.
Richtig explodiert ist das junge Orchester allerdings erst bei der Zugabe: John Williams' Musik zu "E.T.".
Ein selbstbewusster und kraftvoller Auftritt
Die Stärken des National Youth Orchestra of the USA liegen in dem selbstbewussten und kraftvollen Auftritt. Das Orchester hält extrem zusammen und steckt kleine Wackler von einzelnen Mitgliedern ganz ungerührt weg. Es hat eine ganz tadellose Takt- und Rhythmussicherheit und eine enorme Klangpracht.
Woran das Orchester noch arbeiten müsste, das wären die Dynamik und das Miteinander von Bläsern und Streichern. Die Streicher sind oft gegen die große Bläserbatterie untergegangen, manchmal war die Begleitung lauter als die Melodie.
Ungewöhnlich konturiert wurde das Adagietto von Mahlers Fünfter. Mit rhythmischer Straffheit bekam es einen schreitenden, gehenden Charakter und verwehte nicht im Ungefähren.

Betörender Celloton - allerdings ohne Interpunktion
Alisa Weilerstein betörte mit ihrem wunderbar singenden Celloton, der auch dem leidenschaftlich elegischen Elgar angemessen ist. Gefehlt hat ihr allerdings die Interpunktion. Ihr permanentes Legato war zwar in sinnlichen Bögen gestaltet, aber blieb ohne Punkt und Komma.
Daniel Harding hat sich auf eine sehr klare, meist eher langsame Taktierung beschränkt. Dem großen, enthusiastischen und kraftvollen Orchester hat er damit am besten geholfen.
Dirk Hühner, rbbKultur