Oper - Jacques Offenbach: "Le Voyage Dans La Lune"
Eine Kritik von Matthias Käther
Manchmal ist Offenbach so viel eingefallen, dass man angesichts der Fülle des Materials eigentlich gar nicht anders kann als kürzen. Und so ist es bei der gigantischen Fantasy-Revue "Die Reise auf den Mond" auch immer geschehen. Allein bei den vielen Orchesterzwischenspielen dürfte der Rotstift des Dramaturgen schnell zur Hand sein. Die Aufnahme beweist: mit etwas Geschick kann man das alles retten. Die Produktion aus Montpellier hat die Dialoge um die Musik neu ausgerichtet und sehr gestrafft, die Noten aber nicht angetastet. Und so ein staunenswertes Spätwerk Offenbachs gerettet.
Oder doch fast gerettet ... Denn leider ist die Hauptfigur, Caprice, eine Hosenrolle für Mezzosopran, mit Violette Polchi völlig fehlbesetzt. Statt jugendlichem Cherubino-Charme bekommt man matronenhaftes Klytemnestra-Feeling. Zu schade!
Den Einzug in die "Hall of Fame" der großen Operettenaufnahmen hat diese Einspielung damit knapp, aber klar verpasst.
Matthias Käther, rbbKultur