Marin Marais: Transkriptionen für Cello & Klavier © Harmonia Mundi France
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Alexandre Tharaud u. Jean-Guihen Queyras - Marin Marais: Transkriptionen für Cello & Klavier

Bewertung:

Eine Kritik von Bernhard Schrammek

Marin Marais war in der Zeit um 1700 der herausragende Gambist am französischen Hof. Seine Musik – rund 600 Kompositionen für Viola da gamba und Basso continuo – ist idiomatisch auf die Gambe zugeschnitten und hat das Repertoire für dieses Instrument nachhaltig geprägt. Es kommt beinahe einem Tabubruch gleich, diese Stücke auf den "modernen" Instrumenten Violoncello und Klavier darzubieten.

Jean-Guihen Queyras und Alexandre Tharaud haben das Experiment gewagt und legen mit ihrem neuen Album ihre persönliche Liebeserklärung an Marais vor. Dass diese beiden Spitzeninterpreten höchste musikalische Qualität abliefern, versteht sich von selbst. Dennoch ergeben sich leicht abgestufte Ergebnisse: Wenn Alexandre Tharaud auf dem Yamaha-Flügel versucht, eine barocke Continuogruppe nachzuahmen (etwa den Klang einer Theorbe mit gebrochenen Akkorden), wirkt dies wenig authentisch. Auch übertriebene Cello-Kantilenen mit viel Vibrato in langsamen Sätzen treiben Marais zu stark in Richtung Romantik.

Faszinierend dagegen sind die Stücke, in denen sich Queyras und Tharaud weit von Marais entfernen (etwa in den Folia-Variationen oder der Musette), also sich nicht in Nachahmung versuchen, sondern die Idiomatik ihrer Instrumente samt einiger harmonische Zutaten sprechen zu lassen.

Bernhard Schrammek, rbbKultur

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