Concerto Copenhagen - Johann Sebastian Bach: Johannes-Passion
Eine Kritik von Bernhard Schrammek
Eigentlich sollte man glauben, dass es langsam genug Einspielungen von Bach-Passionen gibt. Der Markt ist riesig und unübersichtlich. Doch auch in diesem Jahr ist eine neue Version der "Johannes-Passion" hinzugekommen, aufgenommen von Lars Ulrik Mortensen und seinem Ensemble Concerto Copenhagen.
Mortensen wählt eine sehr kleine Besetzung: Der Chor besteht aus nur acht Sängern, darunter auch die vier Vokalsolisten, die sämtliche Arien singen. Diese Entscheidung erweist sich als nicht besonders zielführend. Weder in den Chorälen noch in den Turbae-Chören ist ein überzeugend homogener Chorklang zu vernehmen, stattdessen sind häufig Einzelstimmen herauszuhören.
Unter den Solisten ragt Alex Potter mit seiner anrührenden Alt-Stimme hervor. Der Tenor Nicholas Mulroy gestaltet die Evangelistenpartie mit großem Sinn für musikalische Deklamation, hat aber immer wieder auch den Hang zu einer fast romantischen Ausschmückung. Peter Harvey singt souverän die Bass-Arien und die Jesus-Worte, eine glatte Fehlbesetzung dagegen ist Jakob Bloch Jespersen als allzu grobschlächtiger Pilatus.
Das Bach-erfahrene Orchester spielt gut, vermag aber auch keine besonderen Akzente zu setzen.
Bernhard Schrammek, rbbKultur