István Kassai und György Lázár - Imre Széchényi : Tänze für Klavier
Eine Kritik von Matthias Käther
Getanzt wurde auch im 19. Jahrhundert schon leidenschaftlich gern, aber wenn man auf den CD-Markt blickt, scheint es oft, als hätte die Strauß-Dynastie ganz allein die gesamte Szene beherrscht. Dabei gab es noch viel mehr Tanzkomponisten. Einen von ihnen hat jetzt das Label Naxos wiederentdeckt und präsentiert Klavier-Polkas im von Imre Széchényi. Mehr als nur klavieristische Strauß-Imitationen?
Die beiden Pianisten István Kassai und György Lázár erregten 2021 Aufsehen mit exzellenter Tanzmusik des Diplomaten Imre Széchényi, dessen Salon-Piecen sogar Johann Strauß und
Franz Liszt bewunderten. Jetzt legen sie nach mit einem neuen Széchényi-Album, diesmal sind es fast ausnahmslos Polkas. Sicher, der ungarische Hobby-Musiker war kein Dvorak oder Smetana, aber darin liegt grade der Reiz: Nicht Kunstmusik wird hier serviert, sondern 22 ambitionierte Gebrauchsstücke, die sich gut tanzen lassen, ohne je zu reinen Strauß-Imitationen herabzusinken.
Vielleicht nach der zehnten Nummer etwas monoton im Rhythmus, doch das könnte auch an der Beschränkung auf das Polka-Genre liegen. Für sich genommen echte Perlen der klavieristischen Unterhaltung.
Matthias Käther, rbbKultur