Charlie Chaplin im Stummfilm "Moderne Zeiten" von 1936: Ein Fabrikarbeiter, der an einem Fließband stupide Bewegungen verrichtet, bis er diese Bewegungen so verinnerlicht hat, dass er nicht mehr aufhören kann. Schon gut 100 Jahre vorher haben sich Karl Marx und Friedrich Engels mit der Frage beschäftigt, welche Folgen die aus dem Kapitalismus resultierenden Arbeitsformen auf den Menschen haben. Die Entfremdung wurde zu einem zentralen Gedanken der marxistischen Theorie. In "Die Deutsche Ideologie", einem gemeinsamen Text aus den Jahren 1845 und 1846, schreiben sie:
"Die soziale Macht, [...] die durch das in der Teilung der Arbeit bedingte Zusammenwirken der verschiedenen Individuen entsteht, erscheint diesen Individuen, weil das Zusammenwirken selbst nicht freiwillig, sondern naturwüchsig ist, nicht als ihre eigne, vereinte Macht, sondern als eine fremde, außer ihnen stehende Gewalt, von der sie nicht wissen woher und wohin, die sie also nicht mehr beherrschen können [...]."
Die Arbeit im Kapitalismus entfremdet den Menschen, so Marx, von der eigenen Arbeit, weil das, was er produziert, für ihn nur Mittel zum Zweck des Geldverdienens ist und er nur in wenigen Fällen eine Beziehung haben kann zum Produkt seiner Arbeit. Und sie entfremdet ihn von sich selbst als Menschen, weil er dieser arbeitsteiligen Welt auch kaum entkommen kann und sie ihn regelrecht auffrisst, so wie die riesige Maschine in "Moderne Zeiten".
Wie würde Charlie Chaplin diesen Film heute drehen? Vielleicht würde sein Arbeiter Charlie jetzt Pakete für Internetversandhändler ausliefern oder in Nairobi stundenlang auf einen Bildschirm starren, um Gewaltdarstellungen in sozialen Netzwerken zu sichten und zu löschen.