Blutzucker automatisch einstellen -
Viele Erkrankte träumen von einer künstlichen Bauchspeicheldrüse: eine Insulinpumpe, die computergesteuert die Insulinzufuhr überwacht und regelt. Doch die Industrie tut sich schwer damit, ein solches Gerät auf den Markt zu bringen.
Seit einem halben Jahrhundert ist es der Traum vieler Diabetologen, ein Gerät zu entwickeln, das automatisch den Blutzucker reguliert und gefährliche Über- oder Unterzuckerungen verhindert. Nun hat die amerikanische Zulassungsbehörde FDA in den USA das erste Gerät des Medizintechnikherstellers Medtronic genehmigt; weitere Produkte sollen folgen. In Deutschland leiden mehr als 300 000 Erwachsene und circa 32 000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an dieser Diabetesform. Noch ist diese Art des Diabetes-Selbstmanagements etwas ganz Neues: Weltweit "loopen" derzeit gerade mal 1.000 Menschen. Doch täglich werden es mehr.
Zahlreiche Voraussetzungen
Die sogenannten Closed-Loop-Systeme bestehen aus einer Insulinpumpe, einem Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung im Unterhautfettgewebe, einem Blutzuckermessgerät zur Kalibrierung des Sensors sowie einem Computerprogramm, das die automatische Steuerung der Insulinpumpe übernimmt. Alle Geräte kommunizieren über Funkwellen miteinander. Grundvoraussetzungen für das korrekte Funktionieren eines Closed-Loop-Systems:
• die Sicherstellung der Sensorgenauigkeit durch regelmäßige Kalibrierung,
• die Sicherstellung der Insulinzufuhr durch korrekte Katheterlage an dafür geeigneten Positionen,
• die Sicherstellung der Pumpenfunktion
• das korrekte Befüllen mit Insulin
• die umfassende Schulung des Patienten im Umgang mit seinem Diabetes.
Gute Studienergebnisse
In einer kürzlich in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten randomisierten Vergleichsstudie konnte gezeigt werden, dass das Closed Loop-System gegenüber einer sensorgestützten Therapie (Insulinpumpe) überlegen ist. An der Studie nahmen 86 Patienten mit Typ 1-Diabetes im Alter von sechs bis 65 Jahren teil, die trotzdem einer Insulinpumpe suboptimale Blutzuckerwerte aufwiesen. Während die eine Hälfte der Probanden zusätzlich zur Insulinpumpe mit einem Gerät zur kontinuierlichen Blutzuckermessung ausgestattet wurde, erhielt die andere Hälfte ein Closed Loop-System. Das Ergebnis: Die Patienten mit dem Closed Loop-System konnten im Vergleich zu Patienten mit einer sensorgestützten Therapie, bei der die Insulindosis selbst bestimmt und injiziert wird, die Blutzuckerwerte signifikant länger in einem vorbestimmten Zielbereich halten. Das galt vor allem für die Nacht.
Bald auch in Europa?
Auf der am vergangenen Wochenende zu Ende gegangenen 12. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) waren digitale Technologien, die das Leben der Menschen mit Diabetes erleichtern und immer neue Möglichkeiten für mehr Lebensqualität schaffen, ein Schwerpunktthema. Auch durch die Verwendung eines Closed Loop-Systems versprechen sich viele Experten für ihre Diabetespatienten mehr Unabhängigkeit und Flexibilität in der Therapie. Das System soll noch ab diesem Herbst in ausgewählten EU-Ländern verfügbar sein.
Filmbeitrag: Marcus Groß
Infotext: Constanze Löffler