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Wenn jede Bewegung der Hüften mit Schmerzen verbunden ist, stellt sich bei den Betroffenen oft die Frage: Wie lange warte ich bis zu einer Operation? Ist ein Gelenkersatz möglichst rasch die gute Lösung – oder sollte Physiotherapie den Eingriff herauszögern? Wir begleiten eine Patientin vor, während und nach ihrer Operation.
Wenn die Hüfte schmerzt, steckt oft eine Arthrose dahinter. Die Abnutzung des Knorpels ist der häufigste Grund für ein künstliches Hüftgelenk. Rund 200.000 Menschen bekommen allein in Deutschland jährlich eine Hüftprothese. Doch es gibt auch andere Ursachen, die zu chronischen Hüftbeschwerden führen können: angeborene Hüftgelenksdeformationen, rheumatische Erkrankungen, stoffwechselbedingte Durchblutungsstörungen, Entzündungen, Stoffwechselerkrankungen oder Unfälle.
Die Implantation von Hüftgelenken gilt unter Experten als Routineeingriff. Die gesamte Hüftoperation dauert meist zwischen 40 Minuten und einer Stunde. Der Hüftersatz gilt als eine der häufigsten und erfolgreichsten Operationen überhaupt. Gelingt sie, befreit sie die Patienten von Schmerzen, erhöht die Lebensqualität und sorgt für Mobilität bis ins hohe Alter. Am häufigsten wird dabei ein Totalersatz des Hüftgelenks vorgenommen.
Junge Patienten werden meist nicht sofort operiert
Da die künstlichen Gelenke jedoch nicht ewig halten und man diese meist nur einmal und dann mit kürzerer Lebensdauer wechseln kann, schieben Experten den Gelenkersatz vor allem bei jüngeren Menschen oft auf – und versuchen die Patienten noch möglichst lange mit konservativen - nicht operativen - Maßnahmen zu behandeln. Rund 40 Prozent der operativen Hüfteingriffe betreffen daher Menschen zwischen 70–79 Jahren; Frauen sind doppelt so oft darunter wie Männer.
Lebensqualität und Schmerzen geben den Ausschlag
Bei der Frage, ob und wann der Ersatz des schmerzhaften Gelenkes sinnvoll ist, spielt immer vor allem die Frage nach der Lebensqualität eine große Rolle. Langanhaltende starke Schmerzen sind daher zum Beispiel eher ein Argument für eine Operation als das Röntgenbild. Denn selbst bei nur wenig beeinträchtigten Patienten kann die Hüfte im Röntgenbild schon stark verändert sein.
Und doch gibt es Ausnahmen von diesem Prinzip: Für Patienten, die sich im Alltag viel bewegen und Sport treiben, ist die Implantation eines Kunstgelenks meist unabdingbar. Bei älteren Betroffenen mit verschiedenen anderen Krankheiten dagegen kann eine Operation ein Risiko sein. Hier ist die gemeinsame Abwägung aller Vor- und Nachteile zwischen Arzt und Patient wichtig. Basis dafür ist die gründliche Aufklärung. Doch selbst wenn eine Hüftendoprothese "nur" den Allgemeinzustand des Patienten verbessern kann, raten Experten häufig zu dem Eingriff.
So läuft der Eingriff ab:
• Das Hüftgelenk wird chirurgisch geöffnet.
• Das kranke Knochenmaterial und die verschlissenen Gelenkoberflächen werden entfernt.
• Der verbleibende Knochen wird für das Implantat vorbereitet, die Knorpelflächen der Beckenpfanne werden dabei zum Beispiel mit speziellen Fräsen bearbeitet.
• Der Hüftschaft wird geöffnet und mit Spezialraspeln bearbeitet.
• Je nach Methode wird das Kunstgelenk dann zementiert, eingeschraubt oder eingepresst.
• Zum Schluss wird das Hüftgelenk auf Funktionalität und Beweglichkeit geprüft.
Es gibt nicht das "einzig wahre Hüftgelenk"
Wer einen entsprechenden Eingriff vor sich hat, sollte sich an orthopädischen Fachkliniken informieren. Sie bieten meist eine große Auswahl verschiedener Prothesen und Operationsverfahren an. Es gibt nicht das einzig wahre Hüftgelenk, alle haben Vor- und Nachteile. Neben dem Material (Keramik, Metall oder Kunststoff) ist für den Ausgang des Eingriffs entscheidend, wer operiert, ob das Implantat passt und wie aktiv der Patient in der postoperativen Phase der Physiotherapie und Rehabilitation mitarbeitet. Bis die neue Hüfte voll einsatzfähig ist, vergehen selbst bei gut verlaufener Operation immer ein paar Wochen bis Monate.
Film: Ulrike Licht
Infotext: Beate Wagner