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Manchen Menschen verschwimmen die Buchstaben beim Lesen, andere sehen verzerrt. Altersbedingte Veränderungen, aber auch Verletzungen oder Infektionen der Hornhaut können zu Trübungen führen, die das Sehen stark beeinträchtigen. Welche Behandlungen versprechen Hilfe? Bei welchen Symptomen muss sofort reagiert werden? Die rbb Praxis im Live-Chat mit Augenexpertin Prof. Dr. Antonia Joussen von der Charité.
Eine klare Sicht bis ins hohe Alter bringt Lebensqualität, die sich jeder wünscht. Doch Seheinschränkungen werden mit zunehmendem Lebensalter immer wahrscheinlicher, vor allem durch die Linsentrübung (Grauer Star) oder das Glaukom (Grüner Star). Aber auch Trübungen der Hornhaut sind häufig.
Die durchsichtige Haut
Die Hornhaut ist der glasklare, von Tränenflüssigkeit benetzte vordere Teil des Auges. Wie die Haut den Körper schützt sie das Auge vor Einwirkungen von außen. Einiges macht sie aber besonders: Die Hornhaut ist durchsichtig, so dass das Licht zu den Sinneszellen im Augeninneren gelangen kann. Durch ihre Wölbung bricht sie das Licht, sodass wir scharf sehen. Die Hornhaut besteht aus fünf Schichten. Die innerste Schicht bilden die sogenannten Hornhautendothelzellen. Sie sorgen dafür, dass die Hornhaut in einem durchsichtigen, transparenten Zustand bleibt.
Wenn der Blick trübe wird
Im Laufe des Lebens nimmt die Zahl der Endothelzellen ab. Verschiedene Umstände können ihre Funktion beeinträchtigen. Dazu zählen Verätzungen oder Erkrankungen wie die Hornhautdystrophie oder Infektionen etwa mit Herpesviren. Wird die Endothelschicht der Hornhaut zerstört, führt das zu einem verschwommenen, unklaren Blick. Betroffene haben das Gefühl, sie schauen durch einen Nebel oder durch eine verschmierte Windschutzscheibe.
Das sind die häufigsten Gründe für Trübungen der Hornhaut:
• Narben nach Entzündungen oder Verletzungen,
• fortschreitende Erkrankungen wie ein Keratokonus (Ausdünnung und kegelförmige Verformung der Hornhaut des Auges)
• degenerative Erkrankungen der Hornhaut wie Hornhautdystrophie (Verlust der Transparenz durch Einlagern unterschiedlicher Stoffe mit nachfolgender Verdickung der Hornhaut)
Die Hornhaut ist das am stärksten brechende Medium im optischen System des menschlichen Auges. Jede noch so kleine Veränderung kann deshalb dramatische Folgen für die Sicht der Betroffenen haben.
Bei Schleiersehen unbedingt zum Arzt
Zur Diagnose einer getrübten Hornhaut stehen dem Augenarzt verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung:
• Der Sehtest gibt Hinweise über das Ausmaß der Seheinschränkung.
• Mit der Spaltlampe erkennt der Arzt, ob die Trübung Folge einer Infektion oder Verletzung ist oder ob andere Erkrankungen ursächlich sind. Das beeinflusst die weitere Therapie.
• Mit der so genannten Pachymetrie misst der Arzt die Hornhautdicke. Sie ist ein Gradmesser für die Funktion der Endothelzellen: Je schlechter ihre Funktion, umso mehr quellen sie auf und umso dicker ist die Hornhaut.
• Spezielle Untersuchungsverfahren wie Hornhautmikroskopie zur Zählung der Pumpzellen oder bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomografie (OCT) kommen eher selten zum Einsatz.
So wird die Hornhauttrübung therapiert
Die Therapie der Hornhauttrübung ist abhängig von der Ursache. Leichte Trübungen sind in der Regel reversibel. Infektionen behandelt der Augenarzt mit Antibiotika oder Virostatika, die es als Tropfen und Salben gibt. Oberflächliche Hornhautnarben kann er abschaben. Narben durch Verletzungen muss er in der Regel operativ beseitigen.
Viele Erkrankungen der Hornhaut können Augenärzte nur behandeln, indem sie gesundes menschliches Gewebe transplantieren. Bei einer Transplantation der Hornhaut oder Keratoplastik ersetzt der Augenarzt das erkrankte Hornhautgewebe des Patienten durch Hornhaut eines verstorbenen Organspenders. Sogenannte Hornhautbanken vermitteln geeignete Transplantate. Pro Jahr verpflanzen Augenärzte in Deutschland über 5000 Spenderhornhäute. Die Operation erfolgt ambulant unter lokaler Anästhesie und Sedierung (Dämmerschlaf) und dauert 90 bis 120 Minuten.
Transplantationstechniken
Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Transplantation unterscheiden: die klassische perforierende (durchgreifende) Keratoplastik, bei der alle Hornhautschichten transplantiert werden, sowie die lamellare Keratoplastik, bei der ausgewählte Schichten transplantiert werden. Lamellare Techniken sind im Vergleich zu perforierenden Techniken schonender. Zusätzlich bleiben kostbare gesunde Hornhautschichten des Empfängers erhalten. Allerdings sind diese Techniken nicht immer machbar oder sinnvoll.
Risiken
Wie bei allen Operationen am Auge steht das Risiko einer Infektion im Vordergrund. Bei Transplantationen besteht zusätzlich das Risiko eines Transplantatversagens oder einer Abstoßung des fremden Gewebes. Allerdings zählt die Hornhauttransplantation zu den erfolgreichsten Gewebetransplantationen in der Medizin, denn das Hornhautgewebe steht nicht direkt mit der Blutversorgung und somit dem Immunsystem in Kontakt. Eine starke medikamentöse Hemmung des Immunsystems ist daher meist nicht notwendig.
Filmbeitrag: Erika Brettschneider
Infotext: Constanze Löffler