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Menschen mit einer bakteriellen Zahnfleischentzündung, also Parodontitis erleiden häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bakterien, die für die Entzündung verantwortlich sind, verteilen sich im ganzen Körper, u.a. auch in den Blutgefäßen. Dort regen sie entzündliche Prozesse an. Mit der Verbesserung der Zahngesundheit lässt sich auch der Zustand der Blutgefäße verbessern.
Die Daten der letzten Deutschen Mundgesundheitsstudie 2016 zeigen, dass Dreiviertel aller 35- bis 44-Jährigen unter einer Zahnbettentzündung leiden, bei den 30 Jahre älteren sind sogar neun von zehn betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Parodontitis bereits vor über einem Jahrzehnt zur Volksseuche erklärt; neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Depressionen zählt sie zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Das Problem: Die meisten chronischen Entzündungen des Zahnhalteapparates werden nicht als solche erkannt. Eine Million Parodontitis-Therapien haben Zahnärzte im Jahr 2011 abgerechnet – und damit nur drei Prozent der etwa 27 Millionen Parodontitis-Patienten behandelt.
Ausgelöst wird die Zahnfleischentzündung durch Bakterien, die sich auf dem Zahnbelag ansiedeln. Auf Dauer zieht sich das Zahnfleisch zurück, es entstehen so genannte "Zahnfleischtaschen". Deren Tiefe und eine Blutungsneigung sind Anzeichen dafür, wie stark die Entzündung ist.
Zahnfleischbluten als Alarmzeichen für eine Zahnfleischentzündung wird jedoch oft nicht ernst genommen. Doch eine unbehandelte Zahnfleischentzündung kann nicht nur den Zähnen und dem Zahnhalteapparat schaden, sondern auch körperliche Probleme machen. So wird bei Diabetikern beispielsweise die Einstellung des Blutzuckers erschwert. Denn durch die Entzündung im Mund bei der Parodontitis wird die Insulin-Wirkung abgeschwächt.
Auswirkungen auf den gesamten Organismus
Seit ein paar Jahren verstehen Fachleute immer besser, dass die Parodontitis eine große Gefahr für den ganzen Körper ist. Patienten, die ein entzündetes Zahnbett haben, erleiden häufiger einen Herzinfarkt. Sie müssen schlechte Zuckerwerte und Diabetes dreimal so oft fürchten wie Zahngesunde. Ihr Risiko für einen Schlaganfall steigt auf das Siebenfache. Aber auch Krankheiten wie Alzheimer, Krebs und Impotenz bringen Forscher mit einer Parodontitis in Verbindung. Die Entzündung löst diese Erkrankungen nicht direkt aus, sondern begünstigt sie als wichtiger Risikofaktor, ähnlich wie Rauchen oder Übergewicht. Erst mehrere Puzzlesteine zusammen summieren sich zur Krankheit.
Professionelle Reinigung gegen Parodontitis
Wer täglich mindestens zweimal ordentlich die Zähne putzt und zusätzlich noch Zahnseide oder spezielle Bürstchen für die Zahnzwischenräume nutzt, tut bereits einiges für seine Zahngesundheit. Aber auf Flächen, die Patienten bei der täglichen Zahnpflege nur schwer erreichen, bilden sich im Laufe der Zeit bakterielle Beläge – hier hilft die Professionelle Zahnreinigung, kurz PZR. Sie umfasst mehrere Schritte:
• Entfernen von harten und weichen Belägen
• Polieren
• Fluoridieren
• Beratung zur täglichen Mundhygiene
Kassen zahlen nicht
Die PZR ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Allerdings gibt es mittlerweile auch Krankenkassen, die im Rahmen von Bonusprogrammen oder speziellen Tarifen Zuschüsse geben. Wie viel sie kostet, hängt vor allem vom jeweiligen Aufwand ab. In der Regel dauert eine PZR rund 45 bis 60 Minuten und kostet in den meisten Zahnarztpraxen zwischen 80 und 120 Euro. Je kürzer die Abstände zwischen den einzelnen Behandlungen sind, desto kürzer ist meist auch die Behandlungsdauer; die Kosten können sich dadurch verringern.
Bei den meisten Menschen reicht es aus, ein- bis zweimal pro Jahr eine PZR durchführen lassen. Bei einem hohen Parodontitis-Risiko können kürzere Abstände nötig werden. Wie oft eine PZR sinnvoll ist, empfiehlt der Zahnarzt. In jedem Fall ist die Behandlung einer Parodontitis eine lebenslange Aufgabe.
Filmbeitrag: Jutta Rosbach
Infotext: Susanne Faß