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Der Covid-19-Impfstoff wird auf verschiedenen Wegen gesucht. Wie funktioniert "aktive", wie "passive" Impfung? Was bewirkt das Blut Genesener?
Noch gibt es keinen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Sars-Cov2, das gerade die Welt im Griff hat. Doch rund um die Welt wird auch daran geforscht - und bei ihrer Suche gehen die Wissenschaftler auf verschiedenen Wegen und mit unterschiedlichen Strategien vor. Zwei zentrale Wege: die aktive und die passive Immunisierung.
Passive Immunisierung mittels Blut
Die direkte Weitergabe von Antikörpern an Patienten ist eine so genannte passive Immunisierung. Dazu wird Menschen, die Covid-19 überstanden haben, Blut entnommen, die Antikörper daraus gefiltert und dann an andere Patienten übertragen.
Diese übernehmen dann den Kampf gegen das Virus, indem sie sich auf dessen "Stacheln" setzen, also Oberflächenstrukturen, die Viren nutzen, um in Zellen einzudringen und diese als Wirt zu mißbrauchen, um sich zu vermehren.
Die Passiv-Immunisierung mittels Blutspende ist eine bewährte Therapie, die schon gegen die Spanische Grippe vor 100 Jahren eingesetzt wurde. Später auch bei Pandemien wie Sars-CoV1. Großer Vorteil der Antikörper-Therapie: Sie wirkt sofort.
Wie wirksam ist die Antikörper-Spende?
Was können Antikörper-Spenden jetzt gegen das Coronavirus ausrichten? Laut der amerikanischen Mayo-Klinik ist die Therapie für Patienten gut verträglich und erhöht deren Überlebenschance. Auch in Deutschland laufen erste Studien.
Die passive Immunisierung wirkt jedoch nur zeitlich begrenzt. Denn die Antikörper werden wieder abgebaut, der Schutz ist spätestens nach drei Monaten weg. Aber: Momentan bleibt nur die passive Immunisierung. Doch nur wenige Spender haben genug Antikörper im Blut, sagt Allgemeinmediziner Dr. Peter Karsten aus Berlin-Wilmersdorf: "Jemand, der schwer Covid-19 hatte, hat auch viele Antikörper und kann die dann weitergeben. Leichte Fälle, so sagt man ja auch - da sind in der Regel oft nur sehr geringe Antikörperzahlen gebildet."
Aktive Immunisierung
Anders bei der aktiven Immunisierung, die es gegen Sars-CoV2 noch nicht gibt. Dafür werden abgeschwächte, unschädlich gemachte Viren eingesetzt. Der Körper reagiert, bildet selbst Antikörper und - wichtig - so genannte Gedächtniszellen. Die speichern die Struktur des Virus ab. So können sie auch bei jeder neuen Infektion wieder Antikörper bilden.
Antikörper aus dem Labor
Einen neuen Weg zur passiven Immunisierung gehen die Charité und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen: Die Forscher stellen Antikörper gegen Corona künstlich im Labor her. Die Labor-Antikörper waren bereits im Tierversuch sehr wirksam gegen Sars-CoV2.
Da sich diese Antikörper auch in sehr großen Mengen herstellen lassen, könnte man sie - im Gegensatz zu Antikörpern aus Blutspenden - auch vorbeugend einsetzen, als Impfung. Genetisch lassen sie sich darüber hinaus an den jeweiligen Patienten anpassen.
Laborantikörper: Schnell wirksam. aber teuer
Prof. Harald Prüß, Neurologe an der Klinik für Experimentelle Neurologie der Charité sagt:"In einem Altersheim, wo ein Bewohner erkrankt ist, und man dann ringförmig alle anderen Beteiligten in diesem Altersheim mit der Spritze, mit diesen Antikörpern, direkt immunisiert, direkt schützt und vielleicht ein Ausbruch lokal verhindern kann - da sehen wir die Stärke unseres Ansatzes. Eben in der Geschwindigkeit und in der Möglichkeit, eine Ausbreitung damit zu begrenzen."
Doch Antikörper aus dem Labor sind teuer. Eine Impfung dürfte um die 1.000 Euro kosten und bietet auch nur maximal drei Monate Schutz. "Aufgrund der mutmaßlich hohen Kosten wird diese Therapie eigentlich immer nur für Risikopatienten besonders geeignet sein und für Patienten, die früh behandelt werden, um eine weitere Ausbreitung zu beeinflussen. Sie wird nicht geeignet sein, um deutschlandweit oder weltweit die Pandemie zu stoppen," so Prof. Prüß.
Eine Schutzimpfung für alle ist also noch nicht in Sicht. Aber: Die Antikörper aus dem Labor bieten die Chance, viele Leben zu retten.
Filmbeitrag: Thomas Förster