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Schilddrüsenknoten mussten bisher oft per OP entfernt werden. Doch mit modernen Therapien können kranke Schilddrüsen auch anders verkleinert werden.
Die Schilddrüse direkt unter dem Kehlkopf bildet die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese Schilddrüsenhormone beeinflussen so gut wie alle Körperfunktionen: vom Herz-Kreislaufsystem über die Bildung der Geschlechtshormone bis hin zu der Stimmungslage und der Beschaffenheit der Haut.
Wenn die Schilddrüse aus der Balance gerät
Schilddrüsenstörungen gibt es mehrere. So zum Beispiel akute und chronische Entzündungen der Schilddrüse. Die akute Entzündung ist die Thyreoiditis de Quervain:
• Die Entzündung zerstört Schilddrüsenzellen.
• Es wird eine große Menge Hormone der Schilddrüse freigesetzt.
• Durch den Hormonüberschuss läuft der ganze Körper zu hochtourig.
• Stoffwechsel, Kreislauf oder Psyche können betroffen sein.
• Die Thyreoiditis de Quervain kann zudem sehr schmerzhaft sein.
• Sie muss engmaschig kontrolliert werden,
• sonst entwickelt sich daraus eine chronische Unterfunktion.
• Behandelt wird mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten wie zum Beispiel Kortison.
Die chronische Thyreoditis ist die Hashimoto-Krankheit, sie betrifft vor allem Frauen in hormonellen Umbruchphasen. Die Behandlung erfolgt durch Schilddrüsenhormone, die die hormonelle Dysbalance stoppen.
Knoten in der Schilddrüse sind häufig
Zudem hat etwa jeder vierte Deutsche Schilddrüsenknoten oder Zysten in der Schilddrüse. Ursache ist in der Regel der Jodmangel, der in Deutschland bis Anfang der 2000er Jahre noch deutlich vorhanden war.
Schilddrüsenknoten machen fast nie Beschwerden. Erst wenn sie sehr groß werden, spüren Betroffene:
• ein Druckgefühl
• Schluckbeschwerden
• Heiserkeit
Die Knoten werden entsprechend ihrer Fähigkeit Schilddrüsenhormone zu produzieren unterteilt in kalte und heiße Knoten. Werden keine oder zu wenig Hormone produziert, bilden sich sogenannte "kalte Knoten". Sie sind überwiegend gutartig. Nur in bis zu zwei Prozent der Fälle entstehen "kalte Knoten" durch bösartige Zellen. Besteht der Verdacht auf Krebs, muss zunächst mit dem Ultraschall, einer Feinnadelpunktion oder anderen Verfahren die Diagnose gesichert werden – und das Tumorgewebe dann vollständig operativ entfernt werden.
Bei einem "heiße Knoten" produziert die Drüse zu viele Hormone. Die heißen Knoten sind immer gutartig.
Schilddrüsenknoten wurden bisher häufig operiert
In vielen Fällen müssen die Knoten nicht behandelt werden. Sie werden oft zufällig beim Abtasten des Halses oder bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Operiert werden sollte ein Knoten nur, wenn er durch seine Größe und Lage Beschwerden verursacht.
Dennoch wurden bisher viele Schilddrüsenknoten direkt operativ entfernt. Dabei kann es bei der Operation in ein bis zwei Prozent der Fälle zu Nervenschädigungen kommen – oder es werden versehentlich die sehr kleinen Nebenschilddrüsen entfernt, die den Kalziumstoffwechsel regulieren. In Deutschland wird heute etwa 150.000 Mal pro Jahr an der Schilddrüse operiert. Die Schilddrüsenkarzinome – bei denen eine OP unvermeidbar ist – machen dabei nur einen sehr kleinen Teil aus.
Sanfte Hitzetherapien helfen
Für alle anderen, gutartigen Knoten setzen sich heute zunehmend sanftere Methoden durch. Diese Verfahren, die mit Hitze arbeiten, nennt man Thermoablation. Die Wirkung setzt mit einer zeitlichen Verzögerung ein: Etwa drei Monate nach der Behandlung verkleinern sich die Knoten um 50 bis 60 Prozent ihrer Ausgangsgröße. Das Risiko, dass das Gewebe wieder nachwächst, ist gering. Mögliche seltene Folgen sind eine Lähmung der Stimmbänder, Heiserkeit oder der Verlust der Stimme. Das Risiko, dass der Stimmbandnerv Schaden nimmt, liegt unter einem Prozent.
Diese Techniken bringen die Hitze ans Ziel
Um die Hitze im Knoten zu erzeugen, stehen drei verschiedene Techniken zur Verfügung:
Radiofrequenzablation (RFA): Nach einer örtlichen Betäubung der Haut wird unter Ultraschallkontrolle eine stricknadeldicke Sonde in den Knoten eingeführt. Die Sonde erzeugt einen hochfrequenten Wechselstrom von Temperaturen zwischen 60°C und 100°C. Die Hitze zerstört das Gewebe.
Das abgestorbene Gewebe wird anschließend durch körpereigene Abwehrzellen abtransportiert, der Knoten schrumpft. Im Gegensatz zur OP bleibt keine Narbe zurück. Die Schilddrüse bleibt erhalten.
Die RFA eignet sich zur Behandlung mittelgroßer gutartiger Knoten.
Mikrowellenablation (MWA): Diese Therapie erfolgt mit elektromagnetischen Mikrowellen im Bereich von 300 bis 500 kHz. Auch bei diesem Verfahren wird eine stricknadeldicke Sonde in den Knoten eingeführt. Die benötigte Wärme im Gewebe entsteht, indem Wasser durch die elektromagnetischen Wellen in Schwingung versetzt wird. Das Gewebe wird zerstört.
Die MWA eignet sich für größere gutartige Knoten in der Schilddrüse.
Hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU): Hier schickt ein Spezialgerät Ultraschallwellen von außen durch die Haut und bündelt sie in einem Punkt innerhalb des Schilddrüsengewebes. Die entstehende Hitze kann zu Schmerzen auf der Haut führen. Deshalb wird die Ultraschalltherapie unter lokaler Betäubung durchgeführt. Die Behandlung dauert je nach Knotengröße zwischen 15 und 45 Minuten.
Die HIFU eignet sich zur Behandlung gutartiger heißer und kalter Schilddrüsenknoten. Nicht geeignet für eine Ultraschalltherapie sind sehr große und tiefliegende Knoten und Knoten, die nah an Blutgefäßen und Nerven liegen. Auch beim Verdacht auf einen bösartigen Knoten darf das Verfahren nicht angewendet werden.
Filmbeiträge: Thomas Förster
Infotext: Beate Wagner