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In Deutschland wird seit dem 27. Dezember gegen COVID-19 geimpft. Doch gerade Allergiker fragen sich: Gibt's dabei für sie Risiken?
Kurz nach Beginn der Corona-Impfung in England, Anfang Dezember, kam es bei zwei Menschen zu schweren allergischen Reaktionen, so genannten anaphylaktischen Schocks. Allerdings war bei diesen beiden Personen bekannt, dass sie in der Vergangenheit schon solche schweren allergischen Reaktionen erlitten hatten.
Bei einem lebensbedrohlichen Schock reagiert der Körper sehr stark auf einen allergieauslösenden Stoff, mehrere Organe können betroffen sein und es kommt zu einem Zusammenbruch des Kreislaufs. Dann muss mit einem Notfallmedikament reagiert werden, das Adrenalin enthält; zusätzlich werden Kortison, Antihistaminika und Flüssigkeit verabreicht. Wird rechtzeitig gehandelt, geht es den Betroffenen meist schnell wieder gut.
Auch in den USA kam es bislang zu mindestens sechs schweren allergischen Reaktionen im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung. In zwei Fällen kam das völlig überraschend, denn diese Personen hatten keinerlei allergische Vorgeschichte.
Lipide im Verdacht
Der Impfstoff BNT162b2 von BionTech/Pfizer mit dem Handelsnamen "Comirnaty" ist ein so genannter mRNA-Impfstoff. Bei dieser Form von Impfstoff wird der genetische Bauplan (mRNA) für bestimmte Virusbestandteile, das so genannte Antigen - in den Körper gegeben, wo diese Antigene von verschiedenen Zellen produziert werden. Die Immunzellen des Körpers reagieren auf dieses fremde, nicht-menschliche Antigen mit der Produktion von Antikörpern und alarmieren andere Immunzellen, die T-Zellen. Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2, stehen diese Antikörper dann zur Verfügung, um die Infektion zu bekämpfen.
Die mRNA ist allerdings nicht sehr stabil: Ohne winzig kleine Hüllen aus Lipiden, also Fettmolekülen, und andere Zusatzstoffe, würde sie auf dem Weg in die Körperzellen vorher zerstört werden. Deshalb sind dem Impfstoff zehn verschiedene Hilfs- und Zusatzstoffe beigefügt, die unter anderem dafür sorgen, dass die mRNA dicht verpackt und unzerstört an den richtigen Ort gelangt. Einer dieser Hüllstoffe ist Polyethylenglykol (PEG). Das ist ein ungiftiger Stoff, der in unterschiedlichen Größen und Molekulargewichten auftreten kann. Im COVID-19-Impfstoff von BionTech/Pfizer liegt es als PEG 2000 vor. Bislang gehen die meisten Expert*innen davon aus, dass die schweren allergischen Reaktionen im Zusammenhang mit der Impfung gegen COVID-19 auf PEG 2000 zurückzuführen sind.
Nur wenige Allergiker sind gefährdet
In Deutschland geht man insgesamt von ungefähr 24 Millionen Allergiker*innen aus. Der überwiegende Teil von ihnen muss keine Angst vor Nebenwirkungen einer Impfung gegen COVID-19 haben. Dazu gehören Menschen, die zum Beispiel auf Gräserpollen, Insektengift oder Hausstaubmilben allergisch reagieren.
Weniger klar ist die Situation bei einem Teil der Menschen, die in der Vergangenheit auf Medikamente, Nahrungsmittel oder Kosmetika allergisch reagiert haben. Das hat damit zu tun, dass in diesen Substanzen ebenfalls Polyethylenglykol enthalten sein kann. Diese Gruppe der Allergiker*innen könnte durch sehr selten beobachtete allergische Reaktionen in der Vergangenheit sensibilisiert worden sein und bei einer COVID-19-Impfung möglicherweise heftiger reagieren.
Filmbeitrag & Text von Ursula Stamm