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Verschiedene Substanzen gegen Bluthochdruck in einem Medikament kombiniert – dazu raten Fachgesellschaften. Für wen lohnt sich er Wechsel?
Das Herz pumpt das Blut durch den Körper und versorgt die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dazu muss das Blut einen gewissen Druck haben. Der Blutdruck wird durch einen komplexen Mechanismus im Körper reguliert. Botenstoffe, Organe, Blutgefäße und das Nervensystem interagieren dafür miteinander.
Der ideale Blutdruckwert liegt bei 120 zu 80 Millimeter Quecksilber Säule (mmHg). Werte bis 129/84 werden als "normal", bis 139/89 als "hochnormal" bezeichnet. Liegen die Messwerte bei verschiedenen Messungen an unterschiedlichen Tagen bei 140 zu 90 mmHg oder höher, sprechen Ärzte von einem Bluthochdruck. Auch wenn nur einer der beiden Werte (140 oder 90 mmHg) überschritten wird, liegt ein Bluthochdruck vor.
Allein in Deutschland sind 20 bis 30 Millionen Bundesbürger davon betroffen. Etwa jeder dritte Erwachsene (30,9 % der Frauen und 32,8 % der Männer) hat einen bekannten, ärztlich diagnostizierten Bluthochdruck. Die Dunkelziffer liegt um einiges höher; zudem werden viele Patienten nicht adäquat behandelt. Die Prävalenz des bekannten Bluthochdrucks steigt mit zunehmendem Alter an.
Folgeschäden durch Bluthochdruck
Ein erhöhter Blutdruck bereitet den meisten Patienten zunächst keine Beschwerden. Etwa die Hälfte der Betroffenen bemerkt nicht einmal, dass sie darunter leidet. Das ist gefährlich, da ein dauerhaft zu hoher Blutdruck das Herz belastet und es schädigen kann. Zudem schädigt der ständig überhöhte Druck die Gefäßwände und führt damit zu einem verfrühten Gefäßverschleiß. In der Folge sind auch schon bei jüngeren Bluthochdruckpatienten Anzeichen der Gefäßverkalkung in den Gefäßwänden nachweisbar.
Die Gefäße werden zunehmend enger und steifer, wodurch das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann. Die Beine sowie Organe wie Herz, Nieren und Gehirn werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das Risiko für Schäden an den lebenswichtigen Organen wie Herzinfarkt, Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz), Schlaganfall, Nierenschwäche oder ein vermindertes Sehvermögen nimmt zu.
Blutdruck medikamentös senken
Die medikamentöse Behandlung eines Bluthochdrucks erfolgt aus einem Pool von rund 500 verschiedenen Mitteln. Diese greifen in den Regelmechanismus wichtiger Botenstoffe ein wie Renin, Angiotensin und Aldosteron, deren Ungleichgewicht für die erhöhten Drücke sorgt. Dazu gehören Wirkstoffe wie
• ACE-Hemmer
• Diuretika
• Alpha-Blocker
• Alpha-2-Rezeptoragonisten
• Kalziumantagonisten
• Angiotensin-II-Blocker
• Beta-Blocker
• Vasodilatatoren
• Renin-Inhibitoren
Kombi-Präparate sinnvoll
Bei 95 Prozent der Patienten gelingt es den Ärzten, den Blutdruck medikamentös einzustellen. Nicht immer reicht dafür ein Medikament aus. In manchen Fällen sind auch zwei oder drei Wirkstoffe notwendig. Diese lassen sich auch in einer Tablette zusammenfassen. Der Vorteil solcher Kombipräparate: Die Betroffenen müssen nur noch eine Pille einnehmen. Das erleichtert die Einnahme: Immer wieder brechen Patienten ihre Hochdruck-Therapie mit Medikamenten ab, weil sie zu viele verschiedene Tabletten schlucken sollen. Zudem haben Fix-Kombinationen eine stärkere Wirkung. Zugleich ist die Rate der Nebenwirkungen geringer, weil die einzelnen Substanzen in den Kombipräparaten oft niedriger dosiert sind.
Europäische Leitlinien entsprechend geändert
Auch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt seit entsprechenden Änderungen in den Europäischen Leitlinien vor zweieinhalb Jahren explizit Kombi-Präparate, die zwei bis drei blutdrucksenkende Substanzen in einer Tablette beinhalten (2 in 1- bzw. 3 in 1-Therapie). Die meisten Patienten sollen direkt ab Therapiebeginn Kombipräparate bekommen. Empfohlen wird die Zweifach-Kombinationstherapie aus ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) sowie von Kalziumantagonist oder Thiaziddiuretikum.
Die Therapie mit nur einem Wirkstoff sollte nur noch erfolgen, wenn die Patienten lediglich einen leicht erhöhten Blutdruck bis 150 mmHg haben oder sehr alt und gebrechlich sind. Bei unzureichender Blutdruckeinstellung unter dualer Therapie sollte im nächsten Schritt eine Dreifach-Fixkombination aus ACE-Hemmer oder AT1-Rezeptorblocker plus Kalziumantagonist plus Diuretikum zum Einsatz kommen.
START-Studie zeigt bessere Compliance und Wirksamkeit
Die START-Studie aus dem Jahr 2019 auf Basis von Abrechnungsdaten der AOK Plus hatte gezeigt: Bei 55 Prozent der Patienten, die einzelne Präparate erhielten, war der Blutdruck nach sechs Monaten unter dem Zielwert. Bei Patienten mit Kombipräparaten waren es 70 Prozent. Zudem weiß man mittlerweile: Patienten mit Bluthochdruck und erhöhten Blutfetten haben weniger kardiovaskuläre Ereignisse und Krankenhauseinweisungen, wenn sie Fixkombis erhalten. Zudem verursacht die Einnahme auf Dauer weniger Kosten.
Filmbeitrag: Thomas Förster
Infotext: Constanze Löffler