
-
Menschen mit Herzschwäche müssen oft stetig überwacht werden - schwierig in einer Pandemie. Wir haben jemanden getroffen, auf den Ärzt*innen per Telemedizin aufpassen.
Die Pandemie hat die Welt verändert. Auch in der medizinischen Versorgung ist seit einem Jahr vieles anders. So ist zum Beispiel die Videosprechstunde beim Arzt längst Normalität. Zudem erlebt die Telemedizin zum Beispiel in der Kardiologie in Coronazeiten einen neuen Aufwind – zum Beispiel für die Behandlung von Patient*innen mit Herzschwäche.
Ein niedriger Druck als Vorbote
Bei der Herzschwäche pumpt das Herz zu schwach, um den gesamten Körper mit Blut zu versorgen. Patient*innen entwickeln Luftnot, es lagert sich Wasser überall im Körpergewebe an. Wie kräftig das Herz überhaupt noch pumpen kann, zeigt der Druck in der Lungenarterie. Diese sogenannten Pulmonalarterie ist sozusagen zwischen rechte und linke Herzkammer zwischengeschaltet. Der Druck zeigt, wie kraftvoll die linke Herzkammer das Blut aus der Lunge in den Körper pumpt - wie kraftvoll das Herz also alle Organe noch mit Blut versorgt.
Bei Patient*innen mit Herzschwäche kann der Pulmonaldruck jederzeit unerwartet sinken. Um diese Entwicklung rechtzeitig zu entdecken und den Druck in der Lungenarterie permanent zu überwachen, implantieren Kardiolog*innen den Betroffenen heute zum Beispiel vermehrt Überwachungssensoren. Dabei schieben sie den Patient*innen in einem kleinen Eingriff einen Sensor per Herzkatheter über die Leiste bis in den Brustraum und platzieren den büroklammergroßen Drucksensor direkt in der Lungenarterie.
Nachrichten aus dem Herzgefäß
Übermittelt werden die Messwerte aus der Lungenarterie dann automatisch per Funk – und schließlich von zuhause in die Klinik. Ergänzt werden sie duch telefonisch übermittelte Angaben wie z.B. Blutdruckwerte.
Anders als bei der herkömmlichen Kontrolle - die erst beim Auftreten typischer Beschwerden wie Luftnot, Gewichtszunahme und periphere Ödeme möglich wird - ermöglicht die Messung des Lungendrucks eine schnellere ärztliche Reaktion.
Der implantierte Drucksensor bringt viele Vorteile:
• reduzierte Kontakte in der Klinik in Pandemiezeiten,
• engmaschiges Monitoring der Herzpatient*innen zu Hause,
• zeitsparende, kontinuierliche Kommunikation zwischen Arzt und Patient,
• bessere individuelle Therapie durch kontinuierliche Überwachung erster Anzeichen einer Überlastung des schwachen Herzens,
• sofortiges ärztliches Handeln möglich, im Notfall auch per Rettungswagen,
• keine Anfahrtswege, Wartezeiten und Infektionsrisiken für die Patient*innen.
Wie Studien zeigen, können Drucksensoren zudem die Wiedereinweisungen von Patient*innen mit schwerer Herzinsuffizienz um fast ein Drittel reduzieren.
Filmbeitrag: Erika Brettschneider
Infotext: Beate Wagner