Sportmediziner gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Fußballerverletzung die Muskulatur des Oberschenkels betrifft. So erwischte es auch Stürmer Mario Gomez im EM-Viertelfinale Deutschland-Italien: Muskelfaserriss am hinteren Oberschenkel. Beim Muskelfaserriss reißen durch kurze extreme Belastung von Muskeln, die entweder schon extrem gefordert sind oder schlecht aufgewärmt, einzelne Faserstränge eines Muskels. Trifft es mehrere Muskelfasern an einem Ort, sprechen Mediziner vom Bündelriss. Gewebe wird zerstört und es kommt zu kleinen Einblutungen. Behandelt wird nach der PECH-Methode: Pause, Eis, Kompression (Tape) und Hochlegen.

Im Classico Deutschland - Italien lautete die nächste Schreckensbotschaft: Khedira muss raus. Für ihn ist die EM wohl auch beendet. Der vielbenannte Grund wurde selten erklärt: eine Verletzung an den Adduktoren. Es geht um eine Muskelgruppe, die das Bein zu seiner Innenseite hinzieht. Eine Skelettmuskelgruppe, die dafür sorgt, dass wir z.B. mit dem rechten Bein nach innen, also links, schwingen können…

...Bei der Teamauswahl hieß es auch für BVB-Spieler Marco Reus: Heimreise wegen Adduktorenverletzung. Die Adduktoren verlaufen vom Schambein bis zum Oberschenkel und machen z.B. den saftigen Torschuss mit dem Innenrist möglich oder sind beim Passspiel sehr aktiv. Verletzt sein können die skelettverbindenden Sehnen oder Muskelfasern und -Bündel.

Kurz vor der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich riss Antonio Rüdigers vorderes Kreuzband im rechten Knie in einem öffentlichen Training der Deutschen Nationalmannschaft. Das ist nicht nur ein Schock für die DFB-Mannschaft, sondern besonders für den Verteidiger Antonio Rüdiger, der derzeit beim Tabellendritten der italienischen Liga "AS Rom"spielt. Denn: Für Fußballer aber auch Amateursportler bedeutet ein Kreuzbandriss vor allem eines - eine lange Pause. Die Kreuzbänder sind die Stabilisierungspfeiler mitten im Kniegelenk: Sie sichern das Knie beim Abbremsen und Beschleunigen.

Zum Schrecken der meisten wurde Christoph Kramer 2014 im WM-Finale vom Platz getragen. Der Mittelfeldspieler prallte mit dem Kopf gegen die Schulter seines argentinischen Gegners Ezequiel Garay. Folge: Gehirnerschütterung mit Verwirrung und Gedächtnisverlust. Was den meisten nicht klar ist: die Gehirnerschütterung ist eine leichte Form des Schädelhirntraumas. Das weiche Hirn prallt gegen die harte Schädelinnenwand, Hirnhäute werden gedehnt. Mittlerweile haben Forscher nachgewiesen, dass auch nach sechs Jahren noch die kognitiven Fähigkeiten durch eine leichte Gehirnerschütterung beeinträchtigt sein können.

Nach einer Gehirnerschütterung und noch Schlimmerem hat auch Polens Superstar Robert Lewandowski schon gespielt - zum Beispiel beim Halbfinale der Champions League 2015,  FC Bayern vs. FC Barcelona. Lewandowski erschien mit Maske auf dem Platz. Hintergrund: Oberkiefer und Nasenbein waren beim vorherigen DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund "zu Bruch gegangen". Schon Miroslav Klose, Michael Ballack oder Benedikt Höwedes spielten mit Maske. Ziel: Die Knochen über drei Punkte so zu stabilisieren, dass sie auch bei starker Bewegung weiter zusammenwachsen können. Allerdings: vor Schlägen oder Kollisionen schützt  das nicht und Kopfbälle sind riskant.

Am Rücken hat man weder Augen noch Maske - umso gefährlicher, wenn da ein Gegner reinrauscht, wie beim brasilianischen Superstar Neymar da Silva Santos bei seiner Heimat-WM 2014. Diagnose: Wirbelkörperfraktur am 3. Lendenwirbel. Bei der Wirbelkörperfraktur bleiben die Dornenartigen Wirbelbögen intakt - es trifft "nur" den runden Wirbelkörper. Auch wenn die Wirbelkörperfraktur im Fußball eher zu den exotischen Verletzungen gehört, tut sie das sonst nicht: In Europa werden jedes Jahr 400.000 neue Fälle diagnostiziert, neuere Zahlen sprechen für Deutschland von 230.000 neuen Fällen pro Jahr. Hintergrund ist vor allem Osteoporose, aber auch Krebs kann die Knochenstruktur schädigen und dann kann es zu Frakturen, wie denen von Neymar auch ganz ohne Gegner von hinten kommen.

Meist passiert es durch Umknicken, mit und ohne Fremdeinwirkung - in drei Vierteln der Fälle ist das Außenband des Sprunggelenkes betroffen. Viel seltener kommt es zum Syndesmose-Riss, aber der wurde ausgerechnet schon am Beispiel zweier deutscher Nationalspieler bekannt: Michael Ballack 2010 und (wieder) Marco Reus 2014 (Teilriss). Die Syndesmose ist sozusagen ein unechtes Gelenk, das aus Bändern besteht. Knochen werden durch dieses Bindegewebe zusammengehalten, zum Beispiel beim Sprunggelenk Schien- und Wadenbein. Bis die Stabilität wieder hergestellt ist, dauert es in der Regel ein paar Wochen. Behandlung: Ruhigstellen, z.B. per Schiene und trotzdem so schnell wie möglich wieder leicht belasten, damit das Gelenk nicht versteift.