Schlafstörungen sind häufig, aber in den meisten Fällen nicht besorgniserregend. Laut Krankenkassenuntersuchungen sollen rund fünf Prozent der Bevölkerung oder vier Millionen Menschen betroffen sein. Andere Quellen sprechen von mindestens doppelt so vielen Betroffenen.

Experten unterscheiden zwei Formen von Schlafstörungen: Bei einer Einschlafstörung vergehen mindestens dreißig Minuten, bis der Betroffene in den Schlaf findet. Die Durchschlafstörung zeichnet sich durch häufiges Erwachen in der Nacht oder am frühen Morgen aus. 

Bei einer echten Schlafstörung (Insomnie) halten die Ein- und Durchschlafstörungen länger als drei Wochen an. Mögliche gesundheitliche Folgen sind Nervosität, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit oder Einnicken am Tag. Langfristig können Infekte, Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen und Ängste häufiger auftreten.

Schlaf ist sensibel wie eine Diva. Grelles Licht im Flur, Lärm von der Straße, extreme Hitze oder Kälte, ein schweres Mahl, Kaffee oder Schwarztee zu später Stunde – viele äußere Faktoren können uns um die nächtlichen Ruhestunden bringen. Wer gut schlafen will, meidet dieses Schlafkiller am besten.

Helfen können auch pflanzliche Schlafmittel. Bislang hat das Herbal Medicinal Products Committee (HMPC) der Europäischen Zulassungsbehörde fünf Pflanzen zur Schlafunterstützung und Linderung milder Symptome von geistigem Stress anerkannt: Melissenblätter, Hopfenblüten, Passionsblume, Baldrianwurzel und Haferkraut (Grüner Hafer).

Für Baldrian gibt es mehrere große Studien, die seine Wirkung bestätigen. Der wissenschaftliche Nachweis für die anderen Stoffe konnte bislang nicht eindeutig erbracht werden. Wissenschaftliche Experimente belegen jedoch, dass Kombinationspräparate, etwa aus Johanniskraut, Passionsblume und Baldrian, die Wirkung der Einzelpflanzen verstärken können.

Baldrian (Valeriana officinalis) hilft bei leichten und mittleren Schlafproblemen. Seine Wirkstoffe – ein sekundärer Pflanzenstoff aus der Gruppe der Lignane – befinden sich in der Wurzel. Er greift in den Hirnstoffwechsel ein und macht schläfrig. Wirksame Präparate müssen etwa 600 Milligramm Baldrianextrakt oder 2 bis 3 Gramm getrocknete Baldrianwurzel enthalten. Die schlaffördernde Wirkung erreicht nach zwei bis vier Wochen ihren Höhepunkt; vereinzelt wirkt Baldrian schon früher.

Am bekanntesten ist Hopfen (Humulus lupulus) als Bestandteil von Bier. Dessen schlaffördernde Eigenschaft beruht allerdings auf seinem Alkoholgehalt. Hopfenzapfen dagegen enthalten die Bitterstoffe Humulon und Lupulon, aus denen das Schlaf fördernde Methylbutenol freigesetzt wird. Hopfen wird meist in Kombination mit Baldrian und/oder Melisse verwendet.

Die Passionsblume (Passiflora incarnata) enthält sogenannte Alkanoide, die das Einschlafen erleichtern sollen. Die Stiftung Warentest zeigte sich in einem Medikamententest aus dem Jahr 2014 von Kombinationen mit Passionsblume allerdings wenig überzeugt. Sie empfahl, besser zu Monopräparaten mit Baldrian zu greifen.

Melisse (Melissa officinalis) soll bei Einschlafschwierigkeiten sowie bei Unruhezuständen helfen. Die Melissenblätter enthalten ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil Citral, das beruhigend und entspannend auf das vegetative Nervensystem wirkt. 

Die warme Milch mit Honig ist ein beliebtes Hausmittel – und hat vor allem einen psychologischen Effekt: Sie macht satt, entspannt und hilft so zur Ruhe zu kommen. Milch enthält zwar auch das Schlafhormon Melatonin. Die Dosierung ist allerdings zu gering, um wirklich schlaffördernd zu wirken.  

Baldrian geschluckt, Milch getrunken – und Sie liegen immer noch wach? Das Zählen der berühmten Schäfchen hilft Ihnen jetzt bestimmt. Die monotone Zählerei lenkt von den Grübeleien ab, die Sie jetzt noch immer wach halten.

Okay, Sie sind immer noch putzmunter. Statt sich jetzt unnötig im Bett umherzuwälzen, sollten Sie lieber lesen oder kleine Arbeiten im Haushalt erledigen. Lesen hilft beim Abschalten – zumindest, wenn Sie die Lektüre nicht wieder zu neuen Gedankenspielen anregt. Und beim Bügeln oder Räumen können Sie Ihre Gedanken sortieren und danach endlich sorgenfrei ins Bett gehen.