Finger auf Buchstaben eines Sehtests mit verschwommenen Rändern (Bild: imago images/Imaginechina-Tuchong)
Bild: imago images/Imaginechina-Tuchong

Gefahr für den Sehnerv - Glaukom (Grüner Star): Ursachen, Symptome & Behandlung

Glaukom oder Grüner Star steht für verschiedene Augenkrankheiten, bei denen der Sehnerv geschädigt wird. Wir haben Infos zu Symptomen und Behandlung.

Ohne unseren Sehnerv und seine hochsensiblen Nervenfasern ist sehen unmöglich: Die Sehnerven leiten die Informationen der Sehrezeptoren ins Gehirn, wo die Bilder interpretiert werden.
 
Durch Augenerkrankungen, die unter dem Sammelbegriff "Glaukom" oder auch "Grüner Star" zusammengefasst werden, ist der Sehnerv in Gefahr irreversibel beschädigt zu werden. Gehen z. B. durch erhöhten Augendruck - genauer Augeninnendruck - Nerven zu Grunde oder werden beschädigt, sind die Folgen also nicht mehr rückggängig zu machen und es droht Erblindung.
Am häufigsten ist das durch das Weitwinkelglaukom der Fall, aber auch das Engwinkelglaukom, von dem besonders weitsichtige Menschen betroffen sind, ist häufig.
 
Neue Therapien und die Behandlung mit Hilfe von innovativen OPs verhindern, dass das Glaukom im Alter schleichend zur Erblindung führt. Hier finden Sie alle Infos zu Ursachen, Symptomen und der Behandlung von Glaukom bzw. Grünem Star.

Was ist ein Glaukom?

Der Begriff Glaukom fasst verschiedene Augenerkrankungen zusammen, bei denen der Sehnerv unwiederbringlich zerstört wird. Ist z.B. der Augeninnendruck stark erhöht, gehen Nervenzellen auf der Netzhaut und im Sehnerv selbst zugrunde.
 
Es kommt so zu "Gesichtsfeldausfällen" - damit ist der Bereich gemeint, den man ohne Bewegung der Augen in einer Kopfhaltung (ohne Drehen) wahrnehmen kann. Bei Ausfällen des Gesichtsfeldes verschwinden also tatsächlich immer mehr Bereiche des Blickfeldes. Auch die zentrale Sehschärfe sinkt schließlich ab.
 
Der Sehnerv und seine hochsensiblen Nervenfasern leiten die Impulse der Sehrezeptoren in die Sehrinde im Gehirn weiter. Dort werden die Bilder verarbeitet - so sehen wir mit Auge und Gehirn. Augenerkrankungen, die unter den Begriffen Glaukom oder Grüner Star zusammengefasst werden, schädigen den Sehnerv meist durch ansteigenden Augendruck. So geschieht es auch bei den häufigen Arten Weitwinkelglaukom und Engwinkelglaukom.
Bei sogenannten Sekundärglaukomen stecken eigentlich andere Krankheiten hinter den Glaukom-Symptomen, beispielsweise Gefäßverschlüsse der Netzhaut, Netzhautveränderungen durch Diabetes mellitus oder Verletzungen.

 
Besonders wichtig ist die Früherkennung, um entweder ein bestehendes Glaukom oder Risikofaktoren dafür rechtzeitig zu erkennen. Denn das Tückische an dieser Form der Augenerkrankungen ist: Wenn nicht gerade ein Glaukomanfall vorliegt, merken Betroffene anfangs nichts von der Augenerkrankung. Es treten zunächst keine Sehstörungen auf und auch Schmerzen fehlen. Ohne Früherkennung (vor allem die Messung des Augendrucks im Inneren, also Tonometrie) bekommt man den Grünen Star also erst mit, wenn es schon "Nerven(fasern) gekostet" hat.

Andere Augenkrankheiten

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Ist "Glaukom" gleich "Grüner Star"?

Ja, im Volksmund ist das Glaukom auch als Grüner Star bekannt.
 
Deutschlandweit gibt es geschätzt 800.000 Menschen mit Glaukom. Allein 2020 gab es weltweit schätzungsweise 79,6 Millionen Betroffene. Hierzulande leben rund fünf Millionen Menschen mit einem erhöhten Risiko für ein Glaukom.

Ursachen: Wie kommt es zum Glaukom?

Der Grund für das Glaukom ist meist ein erhöhter Augeninnendruck. Das Risiko dafür steigt mit dem Alter.
Haben in Europa gerade mal drei von hundert Menschen zwischen 40 bis 80 Jahren ein Glaukom, ist bei den 90-Jährigen bereits jeder zehnte betroffen. Wird der Sehnerv bei ihnen durch einen erhöhten Augeninnendruck geschädigt, gehen Nervenzellen auf der Netzhaut und im Sehnerv selbst zugrunde - diese Folgen für den Sehnerv kann man nicht rückgängig machen, sondern nur eindämmen und aufhalten.
Das Problem: Meist ist die Augenerkrankung für Betroffene erst einmal "symptomlos" - es gibt bei den meisten Glaukomarten keine Schmerzen und Gesichtsfeldausfälle treten erst später im Verlauf auf, also wenn schon Sehnerven beschädigt wurden. Darum ist die Früherkennung so wichtig.
 
Wie kommt es zu diesem erhöhten Augendruck?
 
Der Augeninnendruck wird über das Kammerwasser reguliert und vom Blutdruck und dem allgemeinen Gefäßzustand beeinflusst. Damit das Auge seine pralle runde Form behält und klare Bilder auf der Netzhaut produziert werden, wird Kammerwasser im Inneren des Auges vom sogenannten Ziliarkörper ständig produziert.
 
Normalerweise fließt das Kammerwasser durch die Pupille in die vordere Augenkammer. Es wird über spezielle Venen abgeleitet.
 
Beim Glaukom gibt es ein Missverhältnis im Zu- und Abfluss des Kammerwassers. Dadurch erhöht sich der Augeninnendruck und drückt den empfindlichen Sehnerv so zusammen, dass dieser absterben kann.
Das Gefährliche: Anfangs bemerken die Betroffenen die Gesichtsfeldeinbußen nicht, weil die Lücken vom Gehirn kompensiert werden und der Nervenfaserverlust völlig schmerzlos ist. Schleichend verschlechtert sich also das Sehvermögen. Erst später werden die Gesichtsfeldausfälle erkennbar - weil sie nicht mehr vom Gehirn ausgeglichen werden können. Und schließlich droht irgendwann die Erblindung, wenn der Augendruck nicht gesenkt und also das Glaukom behandelt wird.

Symptome: Wie macht sich ein Glaukom bemerkbar?

Am eindeutigsten sind so genannte Gesichtsfeldausfällen: Das Auge kann nicht mehr alle Bereiche des Blickfeldes gleich gut erkennen. Gesichtsfeldausfälle sind eigentlich Ausfälle des Blickfeldes. Sie beginnen in der Regel in der Peripherie (also im äußeren Bereich) und schreiten von dort aus fort, bis nur noch eine zentrale oder periphere Gesichtsfeldinsel besteht. Zudem gibt es weitere funktionelle Störungen wie Kontrastsinn- und Farbsinnstörungen und Leseschwierigkeiten.
 
In neun von zehn Fällen tritt ein sogenanntes Offenwinkelglaukom auf. Dabei kommt es durch eine Abflussbehinderung des Kammerwassers direkt im Abflussbereich des Augenwinkels zu der Druckerhöhung im Auge.
Die Erkrankung bleibt jedoch durch den schleichenden, schmerzlosen Prozess für Patienten oft lange unentdeckt. So weiß fast jeder zweite Betroffene nicht, dass er ein Glaukom hat.
 
Eine weitere, häufige Form des grünen Stars ist das sogenannte Engwinkelglaukom. Vor allem weitsichtige Menschen sind davon betroffen. Bei ihnen ist der Kammerwinkel aufgrund des kürzeren Auges zu eng, sodass das Kammerwasser nur ungenügend abfließt.
 
Ein erhöhtes Risiko haben Menschen ...
• in höherem Lebensalter. Ab dem 40. Lebensjahr steigt das statistische Risiko für Augeninnendruck deutlich an.
• mit familiärer Glaukombelastung in der Verwandtschaft ersten Grades
• mit höherer Kurzsichtigkeit ab minus 5 Dioptrien (eine Laserkorrektur ändert am Risiko nichts)
• mit Weitsichtigkeit (Engwinkelglaukom)

Früherkennung: Warum ist die Glaukomvorsorge sinnvoll?

Die Früherkennungsuntersuchung ist die einzige Möglichkeit, ein Glaukom zu erkennen, bevor ein irreversibler Schaden entstanden ist.
 
Dabei misst die Augenärztin den Augeninnendruck. Die Untersuchung heißt Tonometrie. Ein normaler Augendruck liegt im Bereich von 10 - 21 mm Hg.
Die Untersuchung ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Ist der Augeninnendruck erhöht, spricht das für ein Glaukom.
 

 
Zusätzlich begutachtet der Augenarzt den Sehnerv. Häufig sieht er am Nerv bereits krankhafte Veränderungen, bevor sich dessen Funktion verschlechtert. Ist das der Fall, kann Augenarzt oder Augenärztin weitere sinnvolle diagnostische Methoden in Angriff nehmen, wie zum Beispiel die Vermessung des Gesichtsfeldes und der Nervenfaserschicht.

Was kostet Glaukom-Früherkennung und wer zahlt?

Die Vorsorgeuntersuchung - eigentlich Glaukom-Früherkennung wird von Ophthalmologen & Augenfachärztinnen ab 40 Jahren empfohlen, ist aber eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).
Die anfallenden Kosten von etwa 15 bis 40 Euro Euro muss der Patient oder die Patientin selbst bezahlen.
 
Ausnahme: Hat ein naher Verwandter ein Glaukom, können Augenärzte bei diesen Betroffenen die Augendruckuntersuchung im Rahmen der so genannten "Ordinationspauschale" durchführen. Damit wäre die Untersuchung kostenfrei. Die Ärztinnen sind dazu jedoch nicht verpflichtet. Die Rechnung nachträglich bei der Krankenkasse einzureichen, ist ebenso nicht möglich.
 
Gibt es in der Familie einen Betroffenen mit einem Grünen Star, raten Ärztinnen und Ärzte deutlich vor dem 40. Lebensjahr zur Untersuchung für die Früherkennung.
 
Warum ist die Früherkennung für Glaukom keine Kassenleistung?
 
Nach Analysen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und des IGel-Monitors ist bisher nicht klar belegt, ob eine allgemeine Früherkennung einen Nutzen hat. Es fehlt an aussagekräftigen Studien, die die Frage untersucht haben, ob die Untersuchungen wirklich verhindern helfen, dass Menschen schlechter sehen oder sogar blind werden. Sprich: Ob der Aufwand die Kosten rechtfertigt, weil genug Augenerkrankungen aus dem Spektrum des Grünen Stars damit entdeckt werden.

Kann der Grüne Star geheilt werden?

Eine Heilung des Grünen Stars ist nicht möglich. Die einzige evidenzbasierte Behandlung des Glaukoms ist derzeit die Augeninnendrucksenkung, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
 
Zunächst versucht der Augenarzt das mit Augentropfen. Ihm stehen dafür verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, somit kann er die Therapie bei Unverträglichkeiten auch wechseln. Die Tropfenbehandlung erfolgt meist lebenslang.
Zudem muss der Augeninnendruck des Patienten oder der Patientin engmaschig mit Augendruck-, Gesichtsfeld- und Nervenfaserschichtmessungen kontrolliert werden.

Minimalinvasive OP bei Glaukom

Auge einer Frau (Quelle: colourbox.de)
colourbox.de

Interview | Minimalinvasive OP bei Grünem Star - Mit Mini-Stents gegen Glaukom

Glaukom ist die zweithäufigste Ursache für Erblindung. Bei der chronisch fortschreitenden Erkrankung wird der Sehnerv durch einen erhöhten Augeninnendruck geschädigt. Eine minimalinvasive OP-Methode verspricht unkomplizierte Hilfe: Durch Mini-Stents soll das Kammerwasser abfließen. Haarfeine Implantate, die Patienten Verbesserung versprechen.

Wann braucht man eine Glaukom OP?

Reichen die Medikamente nicht aus, stehen operative Behandlungsmethoden zur Wahl. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Ansätze, um den Augendruck zu senken: Entweder wird durch die Behandlung der Abfluss des Kammerwassers verbessert oder die Produktion verringert.
 
Bislang ist die sogenannte Trabekulektomie (TET) die Methode der Wahl (künstlicher Abfluss für das Kammerwasser, der den Augendruck im Inneren senkt). Der Eingriff erfolgt mittels Laser oder Skalpell. Kann das Operationsteam damit den Augeninnendruck um 20 bis 40 Prozent senken, verringert das den Gesichtsfeldverlust deutlich.

Neue Therapien: Wie wird ein Glaukom noch operiert?

Eine neue Operationsmethode zur Behandlung des Glaukoms ist die sogenannte Kanaloplastik. Sie wird inzwischen auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Das einfache und minimal-invasive Verfahren verbessert den Abfluss des Kammerwassers oder stellt ihn überhaupt erst wieder her.
 
Der Vorteil der Kanaloplastik gegenüber herkömmlichen Operationsmethoden besteht darin, dass die natürlichen Abflusswege im Auge erhalten bleiben und für den Abfluss besser genutzt werden können.
 
Die Kanaloplastik kommt zum Einsatz, wenn der Schaden am Sehnerv noch nicht allzu groß ist. Nach einer Glaukom-Operation müssen Patientinnen zu einer wichtigen Kontrolluntersuchung für zwei Tage ins Krankenhaus. Während des Aufenthalts wird dann alle vier Stunden der Augendruck gemessen. Sind die Werte gut, braucht der Patient anschließend keine Augentropfen mehr - eine Zerstörung des Sehnervs durch den Grünen Star wurde gestoppt.

Wie äußert sich ein akuter Glaukomanfall?

Ein Sonderfall ist der sogenannte Glaukomanfall: Dabei steigt der Innendruck plötzlich. Der Glaukomanfall ist - im Gegensatz zum chronischen Glaukom - sehr schmerzhaft und ein echter Notfall fürs Auge.
 
Das Auge ist gerötet, dazu können Allgemeinsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen kommen. Da letztere oft bei den Beschwerden im Vordergrund stehen, denken Betroffene, aber auch Ärzte nicht selten eher an neurologische Erkrankungen, wie einen Migräneanfall oder an einen Schlaganfall.

Was tun gegen Glaukomanfall?

Hinweise auf einen Glaukomanfall können Sehstörungen in Form von farbigen Ringen sein. In jedem Fall sollte man bei Hinweisen auf einen Glaukomanfall sofort eine Augenärztin bzw. einen augenärztlichen Notdienst aufsuchen. Denn bei diesem medizinischen Notfall muss der Augenarzt sofort handeln, da sonst der Sehnerv irreparabel geschädigt wird und die Betroffenen erblinden.
 
Häufig erleiden ältere Menschen einen Glaukomanfall. Bei ihnen ist durch die im Alter dicker werdende Linse weniger Platz im Auge. Bei diesen Patientinnen und Patienten ist es sinnvoll, nach einem Glaukomanfall beide Linsen auszutauschen, damit es nicht erneut zu einem Glaukomanfall kommen kann.

Beitrag: Beate Wagner

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