Augenlid zuckt: Was tun gegen Symptom und Ursachen?

Stand: 07.03.2024 15:28 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Ein Augenlid zuckt ohne erkennbaren Grund. Meist stört Augenzucken nur kurz und ist harmlos, es kann aber auch ein Symptom für Vitaminmangel oder Entzündungen sein. Welche weiteren Ursachen gibt es? Was tun?

von Lucia Hennerici

Ein Auge zuckt, besonders das Oberlid flattert, der Ringmuskel des Auges pulsiert - normalerweise ist so ein Augenlidzucken (Faszikulation) harmlos und vergeht nach wenigen Minuten wieder. Allerdings kann es ein echter Störfaktor sein, nerven und auch die Sicht behindern. Häufige Ursachen für ein zuckendes Augenlid sind Stress, Schlafmangel oder lange Bildschirmarbeit. Manchmal können aber organische Ursachen oder - wenn auch selten - ernste Erkrankungen hinter dem Augenzucken stecken.

Augenzucken: Das Wichtigste in Kürze

Lidzucken tritt plötzlich und unwillkürlich auf, in der Regel ist entweder Oberlid oder Unterlid betroffen.

Symptom: Was passiert beim Lidzucken im Auge?

Augenlidzucken, auch Augenzucken oder Lidflattern genannt, haben die meisten Menschen schon einmal erlebt: Plötzlich und ohne erkennbaren Grund zuckt ein Augenlid wie spastisch. Für Betroffene fühlt es sich nach massivem, unregelmäßigem Zucken oder manchmal auch einer Art konstantem Vibrieren an - jedenfalls nach starken Bewegungen, die man auch von außen sehen müsste. Tatsächlich ist das aber gar nicht oder kaum der Fall, sondern man sieht eher ein feines Zucken oder Pochen unter der Hautoberfläche.

Der Mechanismus, der dem Zucken zugrunde liegt, sind kontrahierende, also sich zusammenziehende Muskeln. Genauer: eine unwillkürliche Muskelzuckung in kleinen Muskelbündeln (Faszikeln) des Ziliarmuskels (Ringmuskels) im Auge.

Medizinerinnen und Mediziner sprechen bei dem Phänomen auch von Faszikulation des Auges. Augenzucken tritt fast nie an beiden Lidern (Oberlid und Unterlid) gleichzeitig auf und betrifft auch nur je ein Auge. Faszikulationen können aber unregelmäßig und immer wieder auftreten.

In den allermeisten Fällen vergeht das Augenzucken nach wenigen Minuten einfach wieder. Sollte es jedoch über Stunden oder gar Tage anhalten oder so häufig auftreten, dass der Alltag und das Sehen spürbar gestört sind, ist es ratsam eine Arztpraxis aufzusuchen, denn manchmal kann auch eine ernstere Erkrankung dahinterstecken. Bei Rötungen am Auge kann auch sofort ein Augenarzt oder eine Augenärztin zu Rate gezogen werden.

Ursachen: Woher kommt das Augenzucken?

Auslöser für zuckende und flatternde Augenlider sind in den meisten Fällen Faktoren des Lebensstils - zum Beispiel Ernährung oder Arbeitsbelastung. Auch äußere :aktoren - wie trockene Luft oder Zugluft - können begünstigend wirken. Grundsätzlich sind häufige Ursachen für Augenlidzucken:

  • Stress
  • Schlafmangel und schlechter Schlaf
  • trockene Augen (beispielsweise durch lange Bildschirmarbeit, denn Konzentration kann die Lidschlagfrequenz verringern, aber auch Kontaktlinsen, Zugluft oder Medikamente - wie Betablocker fürs Herz oder die Antibabypille - können trockene Augen begünstigen)
  • Fremdkörper im Auge
  • nicht korrigierte Fehlsichtigkeiten, die zu Überanstrengung des Auges führen (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautkrümmung)
  • Bluthochdruck (beispielsweise durch ein pulsierendes Gefäß in der Nähe von Nerven)
  • Allergien
  • Magnesiummangel (bei Mangel im Blutserum kommt es zu einer Hypomagnesiämie)
  • Vitamin B-Mangel (besonders Vitamin-B12-Mangel)
  • hoher Kaffeekonsum
  • Nikotin
  • hoher Alkoholkonsum (wirkt unter anderem nervenschädigend)

Krankheiten: Wann ist Lidzucken gefährlich?

Noch mal: In den allermeisten Fällen ist ein zuckendes Augenlid ein schnell vorübergehendes Symptom und die Ursachen eher harmlos. Aber Augenlidzucken kann auch ein Warnsignal für andere, ernstere Krankheiten und Ursachen sein:

  • Augenerkrankungen, zum Beispiel eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder eine Entzündung am Lidrand (Blepharitis).
  • andere systemische, also den ganzen Körper betreffende Ursachen wie Diabetes, Rheuma oder eine Schilddrüsenüberfunktion (Symptome sind beispielsweise Nervosität, Schlafmangel und auch Bluthochdruck).
  • Schädigung von Nerven, die zu "überschüssigen" oder unkontrollierten Impulsen an Muskeln führt (beispielsweise bei dem extrem seltenen Augenzittern durch die Obliquus-superior-Myokymie, einem neurologisch bedingten Mikrotremor am oberen schrägen Augenmuskel)
  • In seltenen Fällen kann Augenlidzucken auch auf einen Hirntumor oder Multiple Sklerose hindeuten. Beide Krankheiten wirken sich auf sensorische und motorische Nervenfunktionen aus.
  • Ebenfalls extrem selten ist Blepharospasmus: eine starke Verkrampfung der Augenmuskulatur, bei der die Augen unkontrolliert blinzeln und sich auch unkontrolliert schließen. In schweren Fällen von Blepharospasmus haben Patientinnen und Patienten Probleme die Augen wieder zu öffnen. Die Ursachen dieser Lidkrämpfe sind noch unbekannt.

Warnsignal für eine echte Gefahr kann ein zuckendes Augenlid außerdem sein, wenn noch andere Symptome wie Lähmungen, Sehstörungen (zum Beispiel Einschränkung des Sichtfeldes, blinde Flecke oder Doppelbilder), Schmerzen oder Sprachstörungen das Zucken begleiten. Solche Symptome können Anzeichen für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt sein - und dann ist schnelle medizinische Hilfe wichtig.

Wann ist eine ärztliche Behandlung notwendig?

Grundsätzlich sollte man auch ein kleines Signal des Körpers - wie ein zuckendes Augenlid - nicht ignorieren. Meist ist ein Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt nicht gleich geboten, doch das hängt auch von der Intensität, Häufigkeit und eventuellen Begleitsymptomen des Lidzuckens ab. Betroffene sollten sich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden, wenn ...

  • das jeweilige Augenlidzucken über längere Zeit anhält (Stunden oder sogar Tage).
  • das Lidzucken ohne erkennbaren Grund (Stresssituation) in kurzen Frequenzen oder über mehrere Wochen hinweg immer wieder auftritt.
  • das Augenlidzucken immer schlimmer und/oder häufiger wird (Symptom-Veränderung).
  • Rötungen und/oder Schwellungen am Auge zu erkennen sind, die beispielsweise auf eine Entzündung des Auges hindeuten.
  • das Lidzucken mit Schmerzen (im Gesicht oder auch sonst am Körper) einhergeht und/oder die Lebensqualität einschränkt oder den Alltag behindert.
  • das Augenlid nach Einnahme eines neuen Medikaments zuckt.
  • zuckende Augenlider von anderen Symptomen begleitet werden, vor allem von Sehstörungen, Lähmungen, Schmerzen und Kopfschmerzen.

In letzterem Fall kann eine akute Gefahr durch Schlaganfall oder Herzinfarkt drohen. Steht Augenzucken in Verbindung mit Begleitsymptomen wie Sehstörungen und Lähmungen sind Notfallmediziner unter der 112 oder in der Rettungsstelle eines Krankenhauses richtige Ansprechpartner.

Ansonsten ist die erste medizinische Anlaufstelle in der Regel die Hausärztin oder der Hausarzt. Von dort erfolgt dann gegebenenfalls die Überweisung an Fachärzte und Fachärztinnen aus den Bereichen Ophthalmologie (Augenärztin oder Augenarzt) oder auch Neurologie.

Augenlid zuckt: Was kann man selbst tun?

In den meisten Fällen gibt Lidzucken Hinweise auf Stress, Nervosität und eine Überforderung der Augen. Dagegen kann man etwas tun, beispielsweise sich und den Augen öfter kleine Arbeitspausen gönnen. Das hilft übrigens auch dem ganzen Körper. Diese Tipps sind außerdem hilfreich, wenn Augenlider zucken:

  • Magnesium: In grünem Gemüse, in Nüssen und in Bitterschokolade ist viel Magnesium enthalten. Als Nahrungsergänzungsmittel wird Magnesium bei einer gesunden Ernährung grundsätzlich nicht benötigt.
  • Autogenes Training: Kann für ganzheitliche Entspannung sorgen und das gilt auch für Muskeln und Nerven im Bereich der Augen.
  • Sehschwächen korrigieren: Wenn das Auge Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder eine mangelhafte Korrektur von einem der beiden (falsche Brille) ständig ausgleichen muss, stresst das die Augenmuskeln.
  • Allergene meiden oder bei einer starken Allergie eine Hyposensibilisierung in Erwägung ziehen.
  • Bei Bildschirmarbeit gute Rahmenbedingungen schaffen, um das Auge zu entlasten. Das betrifft nicht nur Licht und eine angenehme Raumluft, sondern zum Beispiel auch die Sitzposition am Arbeitsplatz - egal ob im Büro oder im Homeoffice.
  • übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden
  • Nikotin meiden
  • ausreichend und erholsam schlafen.
  • trockene Augen behandeln lassen
  • Bluthochdruck erkennen und behandeln lassen
  • Regelmäßige Bewegung baut Stress ab und fördert eine gute Durchblutung.

 

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BR | BAYERN 1 am Nachmittag | 15.09.2023 13:05 Uhr

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