Flugzeug fliegt über Wohnungen in Berlin-Tegel (Bild: imago images/Schöning)
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- Vom Luxus der Stille

Lautes Radio zum Frühstück, Straßenlärm vor der Haustür und auf dem Weg zur Arbeit. Selbst auf der Kaufhaus-Toilette läuft inzwischen Musik im Hintergrund. Stille ist in unserem Alltag so selten geworden, dass manche sie sogar als unangenehm empfinden. Doch der permanent hohe Geräuschpegel kann krank machen. Warum das so ist und wie Sie sich schützen können, erfahren Sie hier.

Ob wir Lärm als belastend empfinden, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: unserer Verfassung, den Hörvorlieben oder in welcher Stimmung wir uns gerade befinden. Die physikalische Erscheinung, die hinter dem Lärm steckt, ist Luftschall. Das sind rasche, sich wellenförmig ausbreitende Druckschwankungen in der uns umgebenden Luft. Die Maßeinheit für den Schalldruckpegel ist Dezibel, meist vereinfacht "Schallpegel" genannt. Null Dezibel entspricht der Hörschwelle, 130 Dezibel der Schmerzgrenze. Geräusche haben ab einem Pegel von 85 Dezibel und mehr Auswirkungen auf das Innenohr, in dem sich die Hör-Sinneszellen befinden. Bei langjähriger Belastung können Gehörschäden auftreten. 85 Dezibel entspricht beispielsweise der Lautstärke einer Motorkettensäge in zehn Metern Entfernung, einem lauten Schreien oder der Vorbeifahrt eines LKWs.

Laute Gefahrenquellen

Aber auch ein Lärmpegel von weniger als 85 Dezibel kann als störend empfunden werden. Besonders wenn er dauerhaft vorhanden ist, etwa durch eine laute Nachbarschaft, Verkehrs- und Fluglärm. Auch Kinder und Jugendliche sind gefährdet: Beim Musikhören belasten etwa 20 Prozent der Jugendlichen ihre Ohren so sehr, als wären sie 40 Stunden pro Woche einem Schallpegel von mindestens 90 Dezibel ausgesetzt. Und auf der Tanzfläche einer Diskothek ist die wöchentlich zumutbare Dosis an Lärm mit zum Teil über 110 Dezibel oft bereits nach einer Stunde erreicht. Wird das Gehör über lange Zeit immer wieder stark beansprucht, kann es so zu einer Lärmschwerhörigkeit kommen.

Auch Kinderspielzeug, wie Trillerpfeifen oder Spielzeugpistolen, sind oftmals gefährlich laut, besonders wenn sie direkt am Ohr benutzt werden. Und wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Gehör bereits voll ausgebildet. Alle Haarzellen im Innenohr, die Hör-Sinneszellen, sind vorhanden. Im Laufe des Lebens kommen keine neuen dazu - geschädigte Hör-Sinneszellen können also nicht ersetzt werden. Ihre Empfindlichkeit gegenüber Lärm nimmt mit dem Alter zu. Gerade deshalb empfehlen HNO-Ärzte, bewusst Ruhepausen für das Gehör einzulegen und sich seiner akustischen Umgebung bewusst zu sein.

Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit

Wenn Schallwellen auf das Ohr treffen, werden sie im Innenohr durch die Haarzellen in elektrische Impulse umgewandelt. Denn nur diese kann das Gehirn "verstehen" und verarbeiten. Je lauter die Umgebung ist, umso mehr Sauerstoff brauchen die Hör-Sinneszellen zur Energiegewinnung, um die Reize umzusetzen. Wenn die gesamte Energie verbraucht ist, können die Sinneszellen vorübergehend ihren Dienst einstellen: man hört dann nur noch gedämpft, als ob der Kopf unter einer Glocke stecken würde. Diskogänger und Konzertbesucher kennen dieses Gefühl bestimmt. Wenn das Gehör nicht regelmäßig solchen Belastungen ausgesetzt wird, stellt das meist kein Problem dar. Etwa sechs Stunden nach der Lärmbelastung sollten sich die Haarzellen im Innenohr wieder regeneriert haben. Wenn das Hörvermögen dann aber immer noch beeinträchtigt ist, empfehlen HNO-Ärzte Patienten, sich untersuchen zu lassen, um mögliche Schäden zu erkennen und zu behandeln.

Eine Lärmschädigung des Innenohrs tritt in verschiedenen Stufen auf. Eine chronische Belastung über Jahre hinweg kann zu einer Lärmschwerhörigkeit führen, die sich bei manchen Patienten erst nach und nach bemerkbar macht. Zunächst hören Betroffene die ganz hohen Töne im Bereich von vier Kilohertz nicht mehr, was vielen zunächst gar nicht auffällt. Außerdem antwortet der Körper auf Lärm mit einer Stressreaktion. In der Folge gelangen Stresshormone ins Blut, der Blutdruck steigt und das Herz schlägt schneller. Deshalb kann sich bei dauerhafter Lärmbelastung auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Auch Konzentrationsmangel und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit können bei permanenter Lärmbelastung auftreten.

Tipps gegen eine zu hohe Lärmbelastung

- Schützen Sie sich vor vermeidbarem Lärm. Das gilt besonders für das Musikhören mit Kopfhörern. Dabei sollte nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Dauer des Hörens bewusst begrenzt werden.
 
- Gönnen Sie Ihren Ohren Ruhepausen. Über den Tag verteilt sollten Sie also mehrmals alle vermeidbaren Geräuschquellen abstellen.
 
- Wer einen lärmintensiven Arbeitsplatz hat, sollte in der Freizeit besonders darauf achten, dem Gehör Pausen zu gönnen.
 
- Wenn eine Hörverschlechterung auftritt, sollte so bald wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Denn Schwerhörigkeit führt dazu, dass die Kommunikationsfähigkeit deutlich eingeschränkt wird. Manche Betroffene isolieren sich, was das alltägliche Leben sehr belasten kann.
 

Beitrag von Nadine Bader