Der Mediziner Alexander Wolff von Gudenberg demonstriert ein für Stotternde angelegtes Computerprogramm, bei dem der Klient seine Stimmenkurve auf dem Bildschirm kontrollieren kann. Gleichzeitig kann er seine Mundbewegungen auf einem Spiegel beobachten; Foto: © dpa-Bildfunk

- Wenn die Sprache klemmt

Etwa 800.000 Menschen in Deutschland stottern. Dieser Sprachfehler ist damit stärker verbreitet als man denkt. 

Sprachheilpädagoge Gerrit Zipplies aus Dissen (Niedersachsen) erklärt seinen kleinen Patienten die verschiedenen Blockaden, die beim Sprechen auftreten können, so: "Es gibt 'Frösche', wenn die
Wortteile hüpfend wiederholt werden, k-k-k-kalt. Es gibt 'Würmer', wenn der Wortanfang gedehnt wird, wwwwwwarm, und es gibt 'Stecker', wenn es eine hörbare oder stumme Blockade gibt, -------lecker."

Wenn die Sprache klemmt, dann helfen keine noch so gut gemeinten Ratschläge wie "Hol erst mal Luft" oder "Denk erst mal nach, was du sagen willst". Druck helfe genauso wenig wie Ursachenforschung, sagt Zipplies. Die Ursache für die Störung des Sprechflusses sei bis heute nicht geklärt.

Klar sei lediglich, dass die Koordination der Sprechwerkzeuge nicht funktioniert und es wahrscheinlich eine genetische Komponente gibt. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. "Heilung gibt es nicht, wohl aber Linderung", wehrt Zipplies Hoffnung auf "Wunderheilmethoden" ab.

Stottern ist aus seiner Sicht eine Erkrankung, die das ganze Leben bleibt, auch wenn Therapie und Training in manchen Fällen dafür sorgen, dass Außenstehende fast nichts davon hören. Stottern ist eine anerkannte Behinderung.

Eltern können etwa im Rahmen eines Nachteilsausgleichs einfordern, dass die Sprechbehinderung bei der Benotung mündlicher Leistungen und der Gestaltung von mündlichen Prüfungen berücksichtigt wird.