Fläschchen mit Milch neben Teller mit Keksen (Bild: unsplash/Jess Bailey)
Bild: unsplash/Jess Bailey

FAQ l Tiermilch: Macht krank oder hält gesund? - Milchmythen im Check

Über diese weiße Flüssigkeit gibt es immer wieder Diskussionen: Milch. Für die einen schmeckt Kaffee nur, wenn die von der Kuh drin ist, für die anderen darf es nur Pflanzenmilch sein. Oft sind die Argumente politisch, aber wie steht es um gesundheitliche Aspekte bei der tierischen Milch? Gut für die Knochen oder doch Krankheitsverstärker? Die Argumente gehen weit auseinander. rbb-Praxis erklärt, was an den Argumenten dran ist.

Muttermilch ist ein Wunderinstrument der Natur - sie macht den Nachwuchs schnell groß und stark und bereichert sein Immunsystem. Seit Tausenden von Jahren nutzt der Mensch die Energie der Muttermilch für seine Ernährung. Doch mittlerweile gibt es auch pflanzliche Alternativen, z.B. aus Hafer, Soja, Dinkel, Mandeln, Erbsen, Lupinen oder Reis.

Pflanzendrinks vs. Tiermilch - das Thema wird oft politisch oder moralisch diskutiert. Doch auch in Sachen Gesundheit ist die Kuhmilch zumindest nicht unumstritten. Wir haben mit medizinischem Blick hinter klassische "Kuhmilchmythen" geblickt.

Mythos 1: "Milch ist gesund"

So pauschal lässt sich das nicht sagen. Betrachtet man die Nährstoffe der Kuhmilch, so besteht sie zu 87 % aus Wasser und zu etwa 4 % aus Fett. Die anderen 9% setzen sich zusammen aus Laktose, Eiweiß, Mineralstoffen wie Kalzium, Kalium und Phosphor, dazu den Vitaminen D, K, A und E sowie Enzymen. Zudem enthält Kuhmilch Aminosäuren.
 
Während man Mineralien und Vitamine sozusagen 1:1 auch aus pflanzlichen Lebensmitteln zu sich nehmen kann, sind andere Stoffe tierischen Ursprungs nicht in gleicher Form in Pflanzen oder auch Pilzen zu finden.
 
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 Gramm tierische Milch und Milchprodukte pro Tag.

Mythos 2: "Milch macht gesunde Knochen"

Milch enthält eine Menge Calcium und zwar 120 mg pro 100 Gramm. Calcium ist ein wichtiger Bestandteil der Knochen. Daher liegt der Schluss nahe, dass Menschen, die regelmäßig Milch trinken, besonders starke Knochen haben.
 
Doch so einfach ist es nicht. Damit das Calcium in den Knochen aufgenommen werden kann, braucht der Körper unter anderem Vitamin D. Forschende der Universität Uppsala (Schweden) haben sich den Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Knochenbrüchen genauer angeschaut. Ihr Ergebnis: Frauen, die außergewöhnlich viel Milch trinken, hatten sogar häufiger Knochenbrüche.

Mythos 3: "Milch erhöht das Krebsrisiko"

Hier kommt es auf die Krebsart an. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Prostatakrebs gibt.
Demnach haben Männer mit einem hohen Milchkonsum ein erhöhtes Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Der Grund dafür ist offenbar die erhöhte Calciumzufuhr durch die Milch, denn Calcium scheint das Risiko für Prostatakrebs zu erhöhen.
Allerdings sind dafür mehr als 1,25 Liter Milch pro Tag notwendig.
 
Auch bei anderen Krebsarten steht Milch immer wieder als Einflussfaktor im Verdacht. Generell gilt: Es ist schwierig, die tierische Milch als alleinige Ursache mit einer Krebserkrankung in Verbindung zu bringen und tatsächlich hängt das Krebsrisiko von vielen Faktoren ab - von der Genetik über den Lebensstil bis zu Umweltgiften.

Mythos 4: "Biomilch ist gesünder"

Biomilch ist nicht automatisch gesünder als herkömmliche Milch. Denn auch wenn es so manchem Tier aus der Landwirtschaft unter "Bio-Kriterien" besser geht - naturwissenschaftlich gesehen sind die Inhaltsstoffe im Prinzip gleich. Mit einer Ausnahme: Biomilch kann mehr Omega-3-Fettsäuren enthalten, weil die Kühe mehr Gras und Heu fressen.

Mythos 5: "Fettarme Milch ist gut bei Diäten"

Das Gegenteil ist der Fall - zumindest besagen das einige Studien. Demnach haben Jugendliche, die fettarme Milch getrunken haben, an Körpergewicht zugenommen.
Als Hintergrund vermuten die Forschenden den geringeren Sättigungseffekt: Weil fettarme Milch die Jugendlichen sozusagen hungrig zurückließ, haben sie die Kalorien schließlich mit anderen Lebensmitteln zu sich genommen bzw. sogar überkompensiert.

Beitrag von Laura Will

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