Fazialisparese: Bild zeigt älteren Mann mit Gesichtslähmung (Bild: Imago Images/agefotostock)
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- Fazialisparese (Gesichtslähmung): Ursachen & Behandlung

Das Auge schließt nicht, der Mundwinkel hängt schlaff. Diese Symptome deuten auf eine Fazialisparese. Welche Ursachen stecken dahinter und was hilft?

Infos in Kürze

• Die Fazialisparese tritt meist halbseitig auf und als sogenannte periphere Fazialislähmung – die Ursache für diese Form liegt nicht im Gehirn.
• Eine Fazialisparese kann durch einen Schlaganfall im Gehirn ausgelöst werden, aber das muss nicht sein: Auch eine Entzündung des Gesichtsnervs kann eine Schädigung mit Fazialisparese auslösen. Die schnelle Abklärung der Ursachen und eine schnelle Behandlung sind entscheidend.
• Kennzeichnend für eine Fazialisparese sind Symptome wie hängende Mundwinkel, Störung beim Lidschluss am Auge oder dass Naserümpfen oder Stirnrunzeln nicht mehr möglich sind, also Funktionsstörungen der durch Nerven gesteuerten Muskulatur im Gesicht.
• Die Behandlung der Fazialisparese (Gesichtslähmung) richtet sich nach der Ursache: So kann z. B. eine Entzündung des Nervus facialis mit Medikamenten notwendig sein. Liegt die zu Grunde liegende Ursache im Gehirn, z. B. beim Schlaganfall, so kann dessen Behandlung die Fazialisparese direkt positiv beeinflussen.
• Ist die Lidschluss-Funktion des Auges betroffen (periphere Fazialisparese) braucht das Auge besonderen Schutz, z. B. durch einen besonderen Verband und Augentropfen.

Was ist eine Fazialisparese?


Der Nervus facialis ist eigentlich ein Nervenpaar (für links und rechts) und verläuft im Schädel jeweils etwa auf Höhe des Ohres durch den engen Kanal des Felsenbeins. Das Felsenbein ist einer der drei Knochen, aus denen das Schläfenbein besteht. Dort, am Schädelknochen im Bereich von Ohr und Kiefergelenkpfanne, tritt der Nervus facialis also sozusagen aus dem Schädelinneren heraus und verzweigt sich über jeweils eine Gesichtshälfte – von Stirn über Auge & Wange bis runter zum Mund.
Wie die Krone eines Baums liegen die "Äste" des Nervs quasi auf eine Gesichthälfte "gefächert". So erklärt sich, dass dieser Nerv bzw. das Nervenpaar sowohl an Bewegungen von Stirn, Auge und Mund (Mundwinkel) beteiligt ist, wie auch beim Hören und Schmecken eine Rolle spielt.
 
Schwillt der Nervus facialis an – etwa durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren – kann es sehr schnell zu einer Schädigung des Nervs und Funktionsstörungen kommen, die sich dann auch im Gesicht spiegeln (Fazialislähmung).
 
Die Ursachen für eine Fazialisparese (manchmal auch Fazialislähmung genannt) können ganz grundsätzlich beim Gesichtsnerv selber liegen – sozusagen auf der "Strecke des Nervs". Oder aber die Ursachen der Lähmung der Gesichtsmuskulatur liegen im Gehirn, wo Nervensignale verarbeitet und gesendet werden. 
Letztere Ursache (im Gehirn) macht eine Fazialisparese zum wichtigen Symptom bei einem Schlaganfall: Das Erschlaffen der Mundwinkel und die Lähmung der für die Mundwinkel zuständigen Muskulatur sind glücklicherweise sehr gut erkennbare Anzeichen. Wichtig ist aber zu wissen: Es gibt auch andere Ursachen für eine Fazialisparese – die Faszialislähmung kann z. B. auch durch Krankheiten, Infektionen oder Verletzungen hervorgerufen werden und daher steckt nicht immer ein Schlaganfall dahinter.
 
Die Beschwerden im Bereich der Gesichtsmuskulatur treten in der Regel innerhalb von wenigen Stunden auf und erreichen nach 1 - 2 Tagen ihren Höhepunkt.

Video: Lähmung im Gesicht - nicht immer ist es ein Schlaganfall

Was sind Ursachen für eine Fazialisparese?

Das herauszufinden ist in der Tat oft ein Problem. Bei vielen Fazialisparesen (einige Expertinnen und Experten gehen von bis zu 50 Prozent aus) lässt sich die Ursache auch trotz intensiver Diagnose nicht eindeutig feststellen. Mediziner sprechen dann von einer idiopathischen Fazialisparese (idiopathisch heißt: "ohne bekannten Grund" oder "als eigener Krankheitszustand").
 
Grundsätzlich unterscheiden Ärztinnen und Ärzte aber zwischen der
• peripheren Fazialisparese und der
• zentralen Fazialisparese.
Die Namen beziehen sich auf die Lage des auslösenden Schadens: 

Bei der peripheren Fazialisparese ist ein Teil des Nervs direkt betroffen, zum Beispiel durch einen Unfall oder durch eine Schwellung aufgrund einer Infektion mit Bakterien oder Viren (am häufigsten Herpes simplex-Viren, aber z. B. auch möglich durch Mumps, Masern, Röteln, Borreliose, Herpes Zoster, etc.).
Auch nahe liegende Tumore oder eine Mittelohrentzündung können Ursachen sein.
 

 
Die zentrale Fazialisparese wird durch ein Problem im Gehirn hervorgerufen. Mögliche Ursachen sind z. B. ein Schlaganfall (ausgelöst durch verstopfte oder geplatzte Gefäße), ein Hirntumor oder eine Entzündung des Gehirns.
 
Die häufigste Form der Fazialisparese ist mit über 60 Prozent die periphere Fazialisparese (bei nicht-idiopathischen Gesichtslähmungen, also denen mit diagnostizierter Ursache).
In seltenen Fällen verursachen auch bestimmte Erkrankungen wie das Sjögren-Syndrom (Funktionsstörung der Speicheldrüse und Tränendrüsen) oder Sarkoidose (Autoimmunerkrankung mit Entzündungen) eine Entzündung des Nervus facialis (Fazialisparese).
 
Ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung einer Gesichtslähmung ist Diabetes: Schlecht eingestellte Zuckerwerte schädigen generell die Nerven und können auch den Gesichtsnerv betreffen.
 
Ein höheres Risiko für eine Fazialisparese haben auch Schwangere, wobei hier die Ursache unbekannt ist. Letztlich kann auch extremer Stress oder banale Umgebungsfaktoren wie Zugluft im Gesicht eine Entzündung des Nervus facialis auslösen.
 
Die Erkrankung des Nervs bzw. die Faszialislähmung tritt meist im mittleren Lebensalter auf; Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Von 100.000 Personen erkranken pro Jahr etwa 20 - 25 Menschen an einer Gesichtslähmung.

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Welche Symptome zeigen sich bei Fazialisparese (Gesichtslähmung)?

Die Symptome einer Fazialisparese richten sich nach dem Umfang des Schadens beim Nerv und der Lage (periphere Fazialisparese oder zentrale Fazialisparese, siehe auch Abschnitt: Was ist eine Fazialisparese?)
.
 
Der Nervus facialis wird auch Hirnnerv Vll. genannt und ist eigentlich ein Nervenpaar (für die linke und rechte Gesichtshälfte). Dieser "Gesichtsnerv" hat viele Funktionen – er steuert z. B. Muskeln im Gesicht von der Stirn über die Augen bis zum Mund (motorische Funktion) oder nimmt Reize auf und leitet sie ans Gehirn weiter (sensible und sensorische Funktion). Durch seine Lage an Mund und Ohr (Austritt aus dem Inneren des Schädels in "Ohrnähe" am Felsenbein) ist er aber auch an Geschmack und Gehör beteiligt.
 
Was der Nervus facialis alles kann und leistet merken Betroffene leider vor allem, wenn der Gesichtsnerv nicht mehr richtig funktioniert, also Signalstörungen zwischen Gehirn und Gesicht auftreten. 
Bei einer Fazialisparese tritt die Lähmung meist nur auf einer Gesichtshälfte auf und zwar vor allem als Funktionsstörungen
• beim Stirnrunzeln (nur bei peripherer Fazialisparese)
• beim Naserümpfen
• beim Schließen des Augenlids (nur bei peripherer Fazialisparese, zudem kann auch die Augenbraue Lähmungserscheinungen zeigen und herunter hängen)
• der Wangenmuskulatur
• der Mundmuskulatur, besonders zu sehen an herabhängenden Mundwinkeln.
Je nach Ausprägung und genauer Lage der Nervenschädigung können diese sichtbaren Symptome abgeschwächt auftreten oder die Lähmung macht Bewegungen bzw. die Gesichtsmimik ganz unmöglich.
 
Andere Symptome sind Betroffenen nicht so auffällig anzusehen:

Häufig wird beispielsweise vermehrt Speichelflüssigkeit oder Tränenflüssigkeit gebildet. Und weil die Verästelungen des Nervus facialis eben auch den Bereich von Mund und Ohr betreffen und sensible und sensorische Funktionen für Geschmack und Gehör haben, kann bei einer Fazialisparese auch das Geschmacksempfinden gestört sein, außerdem sind viele Betroffene lärmempfindlich. 

 
Diese Symptome treten vor allem bei der peripheren Fazialparese (Gesichtslähmung) auf, der häufigsten Form. Dabei ist ein Teil des Nerves direkt betroffen, zum Beispiel durch Schwellung im Rahmen einer Infektion.
 

 
Die Beschwerden treten in der Regel innerhalb von wenigen Stunden auf und erreichen nach 1 -2 Tagen ihren Höhepunkt. Durch die entstellte Mimik und die eingeschränkte Sinneswahrnehmung ist die Gesichtslähmung für die Betroffenen psychisch sehr belastend.
 
Wichtig ist es, nicht zu zögern und bei Lähmungserscheinungen im Bereich des Gesichts sofort medizinische Hilfe zu suchen.

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Diagnose: Wie wird eine Fazialisparese festgestellt?

Den Ursachen einer Faszialisparese auf den Grund zu gehen, ist oft Detektivarbeit – vor allem, wenn es sich nicht um die zentrale Gesichtslähmung handelt, deren Ursachen direkt im Gehirn liegen. Das wird allerdings gleich zu Beginn mit Hilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) entweder bestätigt oder ausgeschlossen.
 
Liegt die Ursache nicht im Gehirn (also keine zentrale Faszialisparese), wird Blut abgenommen oder auch eine Lumbalpunktion zur Gewinnung von Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit durchgeführt. 
Damit versucht man, möglichen Erregern auf die Spur zu kommen. Zu diesen möglichen auslösenden Erregern zählen beispielsweise:
• Herpes simplex-Viren
Herpes-Zoster Viren
• Mumps
Masern
• Röteln
• Grippeviren
• Meningitis (Hirnhautentzündung) auslösende Bakterien
• aber auch Pilze oder
Borreliose (eine Infektion durch einen Zeckenbiss). Die Antikörper auf Borreliose liefern dann Hinweise.
 
Infektionen durch Bakterien und Viren können dazu führen, dass der Gesichtsnerv anschwillt und es zu den genannten Lähmungen und Funktionsstörungen kommt.
Auch eine Mittelohrentzündung kann den Nervus facialis in Mitleidenschaft ziehen, daher kann für die Diagnose eine Zusammenarbeit zwischen HNO-Arzt und Neurologin sehr hilfreich sein. Weil auch Tumore, die in der Nähe des Gesichtsnervs liegen, diesen beeinträchtigen und eine Faszialislähmung auslösen können, kann bei der "Detektivarbeit Diagnose" auch das Fachgebiet Onkologie gefragt sein.
 
Neben den bildgebenden Verfahren fürs Gehirn (MRT und CT) und der Analyse von Blut oder Liquor (Gehirnflüssigkeit oder Rückenmarksflüssigkeit; wird durch Lumbalpunktion entnommen) können Messungen von Muskelfunktion und Nervenfunktion mittels Elektrizität helfen. Solche Methoden für die Diagnose sind z. B. die Elektromyographie (Analyse von Reizleitungsstörungen) oder die Elektroneurographie (prüft Nervenleitgeschwindigkeit).

Therapien: Welche Behandlungen helfen bei einer Fazialisparese (Gesichtslähmung)?

Ist die Ursache der Gesichtslähmung bekannt, etwa eine Schädigung durch Borreliose, wird die Grunderkrankung behandelt: 
Bei einer Borreliose wird zum Beispiel eine Behandlung mit Antibiotika durchgeführt. 
Bei einer Herpes Zoster Infektion wird ein antivirales Medikament gegeben, das die Ausbreitung der Viren verhindern soll.
 
In vielen Fällen ist aber keine direkte Ursache der Fazialisparese bekannt. Dann wird meist für einen Zeitraum von 14 Tagen mit Kortison behandelt, welches generell Entzündungen im Körper bekämpft. 

Mittels Infusionen werden manchmal auch durchblutungsfördernde Medikamente verabreicht.
 
Da bei den meisten Patienten und Patientinnen mit peripherer Fazialisparese eine Schädigung der Lidschluss-Funktion besteht, muss das Auge besonders gepflegt werden, damit sich die Hornhaut nicht entzündet. Das geschieht mit künstlicher Tränenflüssigkeit und einer Augensalbe. Nachts tragen die Patientinnen bzw. Patienten einen sogenannten Uhrglasverband (eine Art durchsichtige Augenklappe im Pflasterformat), der die Augenoberfläche vor Austrocknung schützen soll.
 
Eine Besserung der Lähmung soll auch ein Training der mimischen Gesichtsmuskulatur bewirken, sowie Massagen und Lymphdrainagen.

Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen verschwinden die Symptome einer Gesichtslähmung nach wenigen Wochen wieder vollständig. In manchen Fällen bleiben Restsymptome durch die Schädigung, wie unwillkürliche Zuckungen der mimischen Muskulatur oder unbeabsichtigte Mitbewegungen der Mimik. Etwa: Wenn der Mund gespitzt wird, schließt sich auch das Augenlid. 
Solche Synkinesien kann man mit Botulinum-Toxin behandeln, welches in die entsprechenden Muskeln gespritzt wird, um die unwillkürlichen Bewegungen zu verhindern. Durch das auch Botox genannte Nervengift werden dann Muskeln für einen begrenzten Zeitraum bewusst gelähmt.

Bei den wenigen Fällen in denen die Fazialisparese (Gesichtslähmung) dauerhaft ist und bei denen zum Beispiel der Lidschluss des Auges von Patienten gestört ist, gibt es die Möglichkeit der Therapie mit rekonstruktiver, plastischer Operationen (plastische Chirurgie, umgangssprachlich auch Schönheits OP genannt). Dabei wird zum Beispiel ein offen stehendes Unterlid mit einer besonderen Operationstechnik (Canthoplastik) behandelt. Eine entsprechende OP am Oberlid, bei der das Sichtfeld korrigiert wird, heißt Blepharoplastik und auch das Beschweren des Oberlids mit Gewichten ist eine chirurgisch mögliche Therapie (kleines Gewicht als Implantat).

Wenn Gesichtsmuskulatur, die Lage des Gesichtsnervs und andere physische Voraussetzungen es ermöglichen, kann in manchen Fällen auch die Funktion des Gesichtsnervs durch eine Nervennaht wiederhergestellt werden.

Prävention: Wie kann ich einer Fazialisparese vorbeugen?

Da viele Gesichtslähmungen buchstäblich aus heiterem Himmel auftreten, gibt es nicht allzu viele Tipps zur Vorbeugung. Grundsätzlich sollte man aber Erkrankungen ernst nehmen, wie Mittelohrentzündungen oder eine Borreliose, und ärztlich behandeln lassen.
 
Das Tragen eines Helms beim Radfahren oder bei anderen risikoreichen Sportarten kann Schädelverletzungen verhindern, die ebenfalls Ursache einer Gesichtslähmung sein können.
 
Interessanterweise treten Gesichtslähmungen statistisch häufiger nach Wetterumschwüngen auf. Eine Maßnahme kann es also einfach sein, seinen Kopf mit einer Mütze vor kalter Luft zu schützen.

Beitrag von Autorin Ursula Stamm und Autorin Lucia Hennerici

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