Symbolbild: ein Tropf mit einer Infusion (Quelle: imago/Westend61)
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Kombination von Therapien bei Krebs - Alternative Krebstherapie unter Vorbehalt

Wer an Krebs erkrankt, greift im Kampf dagegen mitunter nach jedem Strohhalm. Wenn Anbieter alternativer Therapien Heilversprechungen machen, sollten Betroffene jedoch vorsichtig sein. Gerade in der Krebstherapie kommt es meist auf die Kombination konventioneller und alternativer Therapien an.

Rund zwei Drittel der Deutschen haben es schon mal ausprobiert: Osteopathie, Homöopathie, kurzum: alternative Heilmethoden. Wenn die erhoffte Heilung nicht eintritt, hat man im besten Fall "nur" Geld zum Fenster hinausgeworfen. Was aber wenn alternativmedizinische Experimente tödlich enden? Ein Blick auf die Todesfälle von Patienten einer alternativen Krebsklinik am Niederrhein zeigt, wie verheerend eine falsche Behandlung unter Umständen enden kann. Auch wenn die Behörden noch ermitteln, ob sie an verabreichten Mitteln oder an Folgen ihrer Erkrankung starben: Sie warnen alle, die sich dort behandeln ließen, vor einem Risiko.
 
Ende Juli waren innerhalb von drei Tagen zwei Frauen und ein Mann gestorben, die in der Praxis in Brüggen-Bracht nahe der niederländischen Grenze behandelt worden waren. Das Zentrum warb auf seiner inzwischen offline gegangenen Internetseite unter anderem mit biologischer Krebsbehandlung, Schmerztherapie und Entgiftung. Eine zehnwöchige Behandlung für Krebspatienten kostet demnach knapp 10.000 Euro.

Ob die Patienten an den verabreichten Mitteln oder den Folgen ihrer Erkrankung gestorben sind, ist Gegenstand der aktuellen Ermittlungen. Derzeit besteht laut Polizei aber ein "konkretes Gesundheitsrisiko für Patienten, die sich in diesem Krebszentrum einer Behandlung unterzogen haben".

Sorgfältige Therapeutenauswahl bei Krebs

In den letzten Jahren haben sich Schulmediziner den Alternativmethoden immer mehr geöffnet, denn häufig kommt eine Art der Methode alleine nicht zum gewünschten Ziel, nämlich der Heilung. Dennoch raten Experten immer wieder auch zur Vorsicht.  
 
Zum einen ist die Wirkung vieler alternativer Therapien nicht belegt. Zum anderen werden sie oft nicht von den Krankenkassen übernommen. Zudem gibt es zu vielen Therapien keine eindeutige abschließende Bewertung. Deshalb bleibt Betroffenen oft nichts anderes übrig, als sie auszuprobieren.

Vor allem Krebspatienten sollten den Therapeuten dabei sorgfältig auswählen. Die Deutsche Krebsgesellschaft weist darauf hin, dass alternative Verfahren nicht die schulmedizinischen Therapien ersetzen sollten, vielmehr sind sie als begleitende Therapien zu betrachten.

Beratungsangebote von Dritten in Anspruch nehmen

Objektive Informationen zu alternativmedizinischen Verfahren sind nicht leicht zu erhalten. Informationen aber etwa bietet die Deutsche Krebsgesellschaft an. Sie beraten Krebspatienten, die ein alternativmedizinisches Angebot nutzen wollen. Außerdem hat der Verein Integrative Medizin Emsland e.V. ein zwar zeitlich begrenztes, aber für Patienten aus dem ganzen Bundesgebiet offenes Beratungsangebot. Im Wissenschaftlichen Beirat des Vereines sitzen namhafte Schulmediziner mit Zusatzqualifikationen der Naturheilkunde.
 
Eine Behandlung mit alternativmedizinischen Verfahren bietet beispielsweise die Hochschulambulanz der Charité am Berliner Immanuel-Krankenhaus an - auch im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Beispielsweise hat man in einer Studie untersucht, inwieweit Fasten die Nebenwirkungen einer Chemotherapie lindern kann. Wer dort in die Ambulanz geht, braucht eine Überweisung vom Haus- oder Facharzt.

Wo die Grenzen der alternativen Heilmedizin liegen, woran Patienten seriöse Heilpraktiker erkennen können und welche Therapien teuer und nutzlos sind – das rbb Praxis Feature "Heiler oder Scharlatane?" am 31.8. um 21.00 Uhr im rbb Fernsehen informiert.

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