Eine Schüssel voller Tabletten, darüber ein Löffel gefüllt mit Medikamenten. © colourbox Foto: -

Wechselwirkungen von Medikamenten: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln

Stand: 05.02.2024 19:00 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Wer Medikamente einnehmen muss, sollte einige Lebensmittel vermeiden, denn sie können in Kombination Wechselwirkungen auslösen. Die Wirkung der Medikamente kann so verstärkt oder geschwächt werden.

von Carola Welt

Die Eisentablette mit Kaffee runterspülen, den Blutdrucksenker mit Grapefruitsaft? Bloß nicht! Viele Medikamente vertragen sich nicht mit bestimmten Getränken oder Lebensmitteln. Das heißt: Es kann zu Wechselwirkungen kommen, weil die Lebensmittel mit Arzneistoffen in einen chemischen Prozess treten. Die Wirkung der Arzneimittel kann sich verringern oder verstärken. Gefährliche Nebenwirkungen sind möglich.

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Blutdrucksenker: Vorsicht bei Grapefruits

Grapefruits beziehungsweise Grapefruitsaft reagieren stark mit Medikamenten, die den Blutdruck senken (Kalziumkanalblocker). Die Zitrusfrüchte hemmen den Abbau der Wirkstoffe, sodass zu viel davon im Blut verbleibt und der Arzneistoff nicht gleichmäßig abgebaut werden kann. Damit verstärkt sich die Wirkung der Blutdrucksenker. Es kann zu einem lebensgefährlichen Abfall des Blutdrucks kommen.

Wechselwirkungen mit Antibiotika: Diese Lebensmittel besser meiden

Wechselwirkungen mit Antibiotika treten vor allem bei Grapefruits, Alkohol sowie koffeinhaltigen Getränken auf. Durch das Antibiotikum baut der Körper zum Beispiel das Koffein langsamer ab. Schlafstörungen und Herzrasen können die Folge sein. Außerdem sollte man, wenn man Antibiotika nehmen muss, Milchprodukte (Milch, Quark, Joghurt, Käse) und kalziumhaltiges Mineralwasser meiden. Kalzium führt dazu, dass die Antibiotika schwächer wirken. Wer dennoch nicht auf Milchprodukte verzichten mag, sollte auf jeden Fall mindestens zwei Stunden Abstand zwischen der Einnahme der Medikamente und dem Verzehr der Milchprodukte einplanen.

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Eisenpräparate: Kaffee, bestimmte Tees und Gemüsesorten meiden

Vermeiden sollte man die Einnahme von eisenhaltigen Medikamenten zusammen mit schwarzem oder grünem Tee und Kaffee. Die darin enthaltenen Gerbstoffe, die Tannine, binden im Magen die Eisen-Ionen an sich. Das Eisen kann daher vom Körper nicht aufgenommen werden. Das geschieht auch beim gleichzeitigen Verzehr von Lebensmitteln, die Oxalsäure enthalten wie Spinat, Rote Bete oder Rhabarber. Ungünstig ist auch Phosphat. Cola, andere Softdrinks und Schmelzkäse enthalten viel davon. Phosphat behindert ebenfalls die Eisenaufnahme.

Wirksamkeit von Gerinnungshemmern kann verstärkt oder geschwächt werden

In Gemüse wie Blattsalat, Spinat, Brokkoli und verschiedenen Kohlsorten steckt Vitamin K. Die blutgerinnungshemmende Wirkung wichtiger Medikamente, der Blutverdünner beziehungsweise Gerinnungshemmer, kann dadurch abnehmen. Denn Vitamin K ist für die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren zuständig. Deshalb entsprechende Lebensmittel nur in Maßen essen.
Außerdem sollte man im Hinblick auf Medikamenten-Wechselwirkungen zurückhaltend mit Goji-Beeren und Granatapfelsaft sein. Ihre Inhaltsstoffe verstärken die Wirkung des Gerinnungshemmers. Das Blutungsrisiko kann sich gefährlich erhöhen. Dasselbe gilt für Ingwer und Knoblauch in rauen Mengen (im Fall von Ingwer beispielsweise mehr als 50 Gramm am Tag). Außerdem: keine Grapefruits beziehungsweise Grapefruitsaft verzehren.

Medikamente gegen Diabetes: Vorsicht mit Alkohol

Wer unter Diabetes leidet und darum Arzneimittel einnimmt, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen (zum Beispiel Biguanide wie Metformin, Glukosidasehemmer wie Acarbose, usw.), sollte dazu keinen Alkohol oder alkoholhaltige Lebensmittel konsumieren: Sie senken den Blutzucker. Dadurch verstärkt sich die Wirkung von Insulin beziehungsweise der oral eingenommenen Diabetesmedikamente. Die Folgen können stundenlang anhalten. Falls Insulin gespritzt wird, sollte man den Alkohol mit einer Mahlzeit kombinieren, also zum alkoholischen Getränk auch etwas essen, um die Nebenwirkung abzuschwächen.

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Schwächere Wirkung von Medikamenten gegen Osteoporose möglich

Die Gerbstoffe in grünem oder schwarzem Tee sowie in Kaffee harmonieren nicht mit Kalzium-Medikamenten und Bisphosphonaten (Arzneimittel, die in den Knochenstoffwechsel eingreifen). Mindestens eine Stunde Abstand sollte zwischen dem Essen und der Einnahme der Medikamente liegen. Außerdem ist es ratsam, kalziumreiche Nahrungsmittel (Milchprodukte) und Nahrungsergänzungsmittel (außer explizit mit Ärztin oder Arzt abgesprochen) zu meiden. Sie führen dazu, dass die Wirksamkeit der Osteoporose-Medikamente geschwächt wird.

Antidepressiva: Möglichst nicht zeitgleich mit Lebensmitteln einnehmen

Grapefruits können auch die Wirkung von Medikamenten gegen Depression verstärken oder unerwünscht verändern. Je nach Wirkstoff des Antidepressivums gilt das auch für gerbstoffhaltige Lebensmittel (Kaffee, Tee, Wein).
Man sollte Antidepressiva nicht gleichzeitig mit der Mahlzeit beziehungsweise den Getränken einnehmen, sondern mindestens eine Stunde abwarten. Wer Antidepressiva mit sogenannten MAO-Hemmern (zum Beispiel Tranylcypromin) nutzt, sollte nicht gleichzeitig Lebensmittel essen, die Tyramin enthalten. Der Stoff steckt vor allem in gereiftem Käse, Joghurt, Salami, Sojaprodukten, Schokolade, Trockenfrüchten und Rotwein. Ein massiver Blutdruckanstieg kann die Folge sein.

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Bei Immunsuppressiva: Lebensmittel mit viel Kalium meiden

Kaliumreiche Lebensmittel können die Wirkung von Medikamenten aufheben, die Menschen vor überbordenden Reaktionen ihres Immunsystems schützen. Große Mengen von Kalium stecken in Trockenobst, Bananen und Hülsenfrüchten sowie in Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli oder Grünkohl.
Außerdem sind auch wieder Grapefruits oder Grapefruitsaft ungünstig für die Wirksamkeit der Immunsuppressiva. Die Inhaltsstoffe bewirken, dass die Medikamente erst langsamer abgebaut werden und dann daher zu stark wirken (nicht durch eine normale Abbaugeschwindigkeit "dosiert").

Risiken von Wechselwirkungen vorbeugen

Vor der Einnahme eines neuen Medikamentes sollte man sich in der Apotheke erkundigen, ob ein Risiko für Wechselwirkungen besteht. Dort - oder schon beim Arzt beziehungsweise der Ärztin - sollte man ein Einnahmeschema für die Medikamente vereinbaren. Ein Medikationsplan kann zusätzlich helfen, Einnahmeschema und Dosierungen im Blick zu haben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Die Ernährungs-Docs | 05.02.2024 21:00 Uhr

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