Pilze im Wald (Bild: Colourbox)
Bild: Colourbox

Interview | Pilzvergiftungen - Tödlicher Irrtum

Immer wieder werden Menschen mit Pilvergiftungen in Krankenhäuser eingeliefert. rbb Praxis hat mit dem Pilzexperten Prof. Dr. Siegmar Berndt von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie über die Pilzsaison und die Gefahr des allzu sorglosen Pilze Sammelns gesprochen.

Herr Prof. Berndt, welche Pilze führen in deutschen Wäldern am häufigsten zu Vergiftungen?

Besonders häufig sind Vergiftungen mit dem Karbol- oder Giftegerling und dem Pantherpilz. Der Giftegerling löst lediglich Magen-Darm-Beschwerden aus. Eine Vergiftung mit dem Pantherpilz kann unbehandelt in seltenen Fällen zum Tod führen.

Gibt es regionale Unterschiede? Wie lässt sich Berlin-Brandenburg einordnen?

Verteilt über die Bundesrepublik wachsen überall die gleichen Pilze. Welche es im Einzelnen sind, hängt vom Boden und der Flora ab und auch von der Höhenlage. Den Königsfliegenpilz beispielsweise werden Sie im Brandenburgischen nicht finden; er wächst erst in Höhen ab 400 Meter. Dieser Pilz verursacht ähnliche Vergiftungserscheinungen wie der Pantherpilz, also vor allem neurologische Symptome mit Verwirrtheitszuständen und Herz-Kreislauf-Beschwerden. 

Grüner Knollenblätterpilz, Foto: Bernd Wüstneck/dpa
Wie häufig sind Pilzvergiftungen hierzulande?

Es gibt keine offizielle Statistik, welche die Pilzvergiftung erfasst. Gemessen an der Menge der verspeisten Pilze erscheint mir die Anzahl der Vergiftungen überschaubar – natürlich abgesehen von Häufungen, wie wir die gerade mit dem Grünen Knollenblätterpilz erleben. Als ehrenamtliche Pilzsachverständige sind wir allerdings während der Pilzsaison selbst in ruhigen Jahren ständig auf Achse. Die letzte Nacht habe ich mir auch wieder um die Ohren geschlagen, u. a. wurde eine schwere Pilzvergiftung aus dem Kreis Paderborn gemeldet. 

Wie oft werden Pilzvergiftungen tatsächlich lebensbedrohlich?

Das ist zum Glück selten. Die Anzahl der Todesfälle schwankt. Im letzten Jahr ist, soweit ich weiß, niemand gestorben. Es gab aber auch schon Jahre mit acht oder zehn Toten.

Was möchten Sie denen auf den Weg geben, die immer noch Lust zum Pilze sammeln haben?

Bitte essen Sie nur Pilze, die Sie wirklich gut kennen. Sollten Sie einmal unsicher sein, ob ein Pilz genießbar ist, legen Sie ihn VOR dem Verzehr einem Pilzsachverständigen vor.

Können sich Pilzfreunde denn nach dem trockenen Sommer überhaupt auf einen ertragreichen Herbst freuen?

Durch die Wärme und den Regen wachsen die Pilze aktuell sehr gut.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Berndt.

Das Interview führte Constanze Löffler