
Was tun bei Appetitlosigkeit? - Symptom Appetitlosigkeit: Ursachen, Tipps & Behandlung
Appetitlosigkeit ist ein Symptom für verschiedene Krankheiten. Es kann bei Krebs, Depression aber auch im Alter auftreten. Ursachen und Tipps gibt's hier.
Appetit ist die Freude am Essen, die Lust, etwas Leckeres zu genießen. Hunger, das ist ein existenzielles Bedürfnis, das der Körper signalisiert, wenn wir Energie brauchen. Das eine hat mehr mit unserer Psyche zu tun; letzteres mit dem Körper.
Dennoch hängt beides zusammen und so kann Appetitlosigkeit, auch Inappetenz genannt, sowohl psychische als auch körperliche Ursachen haben.
Was ist der Grund für Appetitlosigkeit?
Was die körperlichen Ursachen angeht, gibt es wohl kaum eine Erkrankung, die nicht mit Appetitlosigkeit verbunden ist. Egal, ob wir eine Grippe haben, einen Magen-Darm-Infekt oder regelmäßig unter Kopf- oder Rückenschmerzen leiden: in solchen Situationen ist der Körper mit der Bekämpfung von Infektionen oder Schmerzen beschäftigt und "spart" die Energie, die sonst in die Verdauung geht. Das ist völlig normal.
Welche Krankheit kann man bei Appetitlosigkeit haben?
Appetitlosigkeit kann aber auch das Symptom einer schweren Erkrankung sein, wie zum Beispiel einer Krebserkrankung, einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder einer Demenzerkrankung. Auch Diabetes mellitus oder eine Herzschwäche können mit fehlendem Appetit verbunden sein.
Das gilt auch für fast alle Erkrankungen, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Ob Sodbrennen, eine Magenschleimhautentzündung oder eine chronische Darmentzündung, diese Erkrankungen gehen in der Regel mit fehlendem Appetit einher. Das gilt auch für Erkrankungen der Leber, Gallensteine oder eine Blinddarmentzündung.
Eine weitere Ursache von Inappetenz sind Depressionen. "Depressionen sind bei Erwachsenen, vor allem im höheren Lebensalter, sicherlich die häufigste zugrunde liegende Ursache für Appetitlosigkeit", sagt Dr. Rainer Stange, Arzt für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus in Berlin Wannsee. Diese dann mit appetitsteigernden Mitteln zu behandeln und damit die eigentliche Ursache zu kaschieren, sei gefährlich, so der Internist.
Was kann sonst noch eine Appetitlosigkeit hervorrufen?
Ältere Menschen entwickeln häufig eine Inappetenz, weil ihr Geschmacks- und Geruchssinn nachlässt und ihnen das Essen einfach nicht mehr so gut schmeckt wie früher. Sie leiden auch häufiger unter Mundtrockenheit, Schluckstörungen oder Sodbrennen - Beschwerden, die die Freude am Essen ganz deutlich einschränken.
Es gibt auch eine Reihe von Medikamenten, die Appetitlosigkeit zur Folge haben. Das sind zum Beispiel das Herzmedikament Digitalis, Antibiotika, morphinhaltige Medikamente, das Antidepressivum Fluoxetin oder Methylphenidat, das zur Behandlung der Aufmerksamkeits-Defizitstörung eingesetzt wird. Menschen, die wegen einer Krebserkrankung eine Chemo- oder Strahlentherapie erhalten, leiden ebenfalls unter mangelndem Appetit.
Wann zum Arzt bei Appetitlosigkeit?
Eine vorübergehende Appetitlosigkeit, etwa im Zusammenhang mit einer Erkrankung oder einer psychischen Krise, etwa nach einer Trennung oder dem Verlust der Arbeit, ist völlig normal. "Wenn aber ein Normalgewichtiger, der mitten im Leben steht, ungewollt fünf Kilo im letzten halben Jahr verloren hat, das wäre mir schon zu viel, da würden bei mir im Hinterkopf schon Alarmglocken angehen," sagt Dr. Rainer Stange. Wichtig sei es, die eigentliche Ursache für die Appetitlosigkeit und den Gewichtsverlust zu finden, um dann im besten Fall – wenn keine schwere Erkrankung dahinter steckt – zum Beispiel mit pflanzlichen Mitteln gegenzusteuern.
Ist die Ursache, wie bei einer Depression, sehr schwerwiegend, sollte man immer zuerst dieses Problem angehen, sagt Rainer Stange. "Da kann ich mit pflanzlichen Mitteln oder anderen Medikamenten noch so viel arbeiten, die Depression ist sehr hart, die setzt sich durch. Und es ist die ärztliche Aufgabe, das zu erkennen. Wenn ich die Depression dann zum Beispiel mit Johanniskraut behandele, stimuliert das zwar nicht den Appetit. Aber es bessert die Depression. Und wenn die Depression nachlässt, bessern sich auch deren Begleitsymptome wie Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit und eben Appetitlosigkeit."
Welche pflanzlichen Mittel helfen bei Appetitlosigkeit?
Zu den pflanzlichen Mitteln, die bei Appetitlosigkeit helfen, gehört die große Gruppe der so genannten Bitterstoffe. Dazu gehören Isländisch Moos, Enzian, Tausendgüldenkraut, Wermut, Artischocke, aber auch Ingwer und Ceylon-Zimt. "Es gibt unendlich viele Mischungen. Früher bekam man in jeder Apotheke eine Tinctura Amara, Amara, das bedeutet bitter und diese Tinktur hatte jeder Apotheker da stehen, das ist heute nicht mehr so; heute gibt es Teemischungen, die so etwas enthalten. Es gibt auch Fertigarzneimittel oder fertige Nahrungsergänzungsmittel, die Bittermittel enthalten", erläutert der Experte für Pflanzenmedizin Dr. Rainer Stange.
All diese Mittel haben ein Ziel: die Produktion von Speichel und Verdauungssäften anzuregen. "Unsere Verdauungsorgane produzieren mehrere Liter Verdauungssäfte pro Tag. Und wenn das nicht funktioniert, dann ist es eine logische Folge, dass der Körper mit Appetitlosigkeit reagiert und dadurch nicht so viel Nahrung zu sich nimmt," ergänzt Rainer Stange.
Eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, wie das zum Beispiel bei Johanniskraut und Grapefruitsaft der Fall ist, ist bei den Bitterstoffen eher unwahrscheinlich. Deswegen seien sie auch geeignet, um bei Krebspatienten unter Chemotherapie den Appetit anzuregen, so Dr. Stange.
Wo bekomme ich diese Bitterstoffe?
Natürlich kann man sich entsprechende Pflanzenmischungen oder Fertigarzneien zur Selbstmedikation im Internet bestellen. Pflanzenheilkundler Dr. Rainer Stange empfiehlt aber, sich an eine Apotheke zu wenden, die sich mit Phytotherapie auskennt. Oder einen Arzt oder eine Ärztin für Naturheilkunde aufzusuchen, die diese Expertise ebenfalls haben sollten.
Was ist der Unterschied zwischen Appetitlosigkeit und Anorexie?
Eine Anorexie (Magersucht) ist eine psychisch bedingte Appetitlosigkeit. "Das ist eine schwere psychische Störung, die häufiger bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftritt und die man – ebenso wie die Depression – nicht mit pflanzlichen Mitteln überdecken sollte", warnt Dr. Rainer Stange. Das Hauptsymptom der Magersucht ist das freiwillige Hungern, meist begleitet von gesteigerter körperlicher Aktivität. Die Erkrankten empfinden sich trotz des Untergewichtes noch immer als "zu dick" und hungern weiter, was lebensbedrohliche Formen annehmen kann. Das starke Hungern hemmt den Appetit und führt dauerhaft zu Appetitlosigkeit.
Was kann man machen um Appetit zu bekommen?
Liegen keine schwerwiegenden Ursachen einer Appetitlosigkeit vor, gibt es einige Tipps und Tricks, wie man sich das Essen wieder schmackhafter machen kann.
• Essen hat mit den Sinnen zu tun. In erster Linie mit dem Geschmacks- und Geruchssinn, aber auch mit dem Sehsinn, das "Auge isst mit", sagt man so schön. Deshalb: das Essen schön anrichten, keine zu großen Portionen auf den Teller häufen und die Umgebung ansprechend gestalten, etwa mit Blumen, Kerzenlicht und schöner Musik.
• Kleine Mengen sind besser als große. Das gilt nicht nur für die Ästhetik auf dem Teller, sondern auch für den Magen. Gerade bei älteren Menschen, die nicht mehr so viel essen, verkleinert sich der Magen und sie können nur noch kleine Portionen verdauen. Da ist es ratsam, häufiger am Tag eine kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen.
• Essen in Gesellschaft macht mehr Spaß als allein. Auch wenn das für Alleinstehende oder ältere Menschen nicht immer umsetzbar ist. Vielleicht kann das ein Anlass sein, um sich zum Essen zu verabreden oder jemanden ganz bewusst zum Essen einzuladen.
• Tees aus Kümmel, Schafgarbe, Löwenzahn oder Zimt (die oben genannten Bitterstoffe) wirken appetitanregend und sollten immer mal wieder zwischendurch getrunken werden. Im Übrigen gilt aber, vor der Mahlzeit nicht so viel zu trinken, um den Magen vorab nicht zu sehr zu füllen. Und wer’s mag, kann zur Appetitanregung auch einen Löffel Senf verzehren.